Häuschen, machte erst ganz Licht vor dem Fenster Hast, und suchte einen Ueberblick über den innern Raum der Hütte zu gewinnen. Er näherte sein Gesicht den Fensterscheiben und spähte hindurch. Bei dem Schimmer des Lichtes, das ihn überstrahlte, konnte man ziemlich deutlich seine Gestalt und seine Gesichtszüge erkennen. Es war ein Mann von mittlerer Größe in gewöhnlicher Seemanns-Kleidung, mit niedriger Stirn, stark hervorspringender Nase, und etwas aufgeworfenen Lippen. Ohne gerade häßlich zu sein, machte dieses Gesicht Loch keinen angenehmen Eindruck, denn in dem Ausdrucke der spähenden forschenden Augen, welche Las Fenster durchbohren zu wollen schienen, lag ein gewisses Etwas, was an die List und Verschlagenheit des Fuchses und an die scheue Tücke des Wolfes erinnerte.
Wohl zehn Minuten und länger verharrte der Mann in der eingenommenen, spionirenden Stellung, bis ker dichte Nebel, welcher die Luft erfüllte, sich in einen sanft rieselnden Regen verwandelte und sich in dichten feinen Tropfen auf dem groben Stoffe seiner Jacke absetzte. Die feuchte Käste machte ihn zusammenschaudern.
„Ich versuch' cs!" murmelte er, wie vorhin, im gedämpften Tone. „Der Bursche ist nicht daheim, und — wenn er auch käme, was habe ich im Grunde von ihm zu fürchten? Drinnen ist cs warm und ge- müthlick, außen kalt und unfreundlich; warum also zögern?"
Tie Hauslhür war von dem Fenster nur wenige Schritte entfernt. Der Mann legte sie entschlossen zurück, drückte auf die Klinke und fand die Thür unverriegelt. Er trat in den schmalen engen Hausflur, verschloß hinter sich die Thür wieder, und tappte im Finsteren weiter. Die Räumlichkeit mußte ihm bereits bekannt sein, denn trotz der herrschenden undurchdringlichen Dunkelheit fand er ohne Mühe den Eingang zu dem kleinen Zimmer, das er noch! eben von außen beobachtet batte,
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öffnete ihn, ohne anzuklopfcn, und trat mit einem ruhig gesprochenen „guten Abend, Vater Peitmann, guten Abend, Jungfer Doris" in das von einer alten, kleinen Oel-Lampe erleuchtete Gemach ein.
„Jan, bist du es?" rief eine Helle, frische Mädchenstimme dem Kommenden entgegen. „Wir haben dich nicht so früh erwartet."
„Ich bin auch nicht Jan, ich bin Peter", versetzte der Eingetretene, welcher noch ganz im Schalten an der Thüre stand, und näherte sich mit zwei Schritten dem helleren Lichtkreise. „Hoffentlich komme ich nicht ungelegen, Jungfer, wenn Ihr auch einen Anderen erwartet habt."
Die Gesichlszüge des jungen Mädchens , welche eben noch in Heller Freude geglüht hatten, verwandelten sich plötzlich in eine finstere, mürrische Miene, als sie den Eingetretenen erkannte.
„Ihr seid es, Peter Wilken", sagte sie in kaltem, abstoßendem Tone, — „nun wahrhaftig, Euch hätten wir am allerwenigsten hier erwartet. Nicht wahr, Vater Pest- mann?"
„Gewiß nicht," versetzte der An- gercbete, ein hübscher alter Mann mit grauen Locken, die noch immer, trotz seiner hohen Jahre, in Fülle sein ehrliches, wettergebräuntes, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht beschatteten. „Ich möchte wohl wissen, was Ihr bei uns noch zu suchen habt, nachdem mein Sohn allen Umgang mit Euch abgebrochen hat, und nichts mehr von Euch sehen und hören will."
„Und was habe ich denn verbrochen, daß Jan meinen Umgang meidet, und daß ich so unfreundlich hier von alten Freunden empfangen werde?" fragte Peter, indem er sich das Ansehen eines tief Gekränkten zu geben suchte. „Ist es recht und billig gebandelt, einem Unschuldigen den Rücken znzudrehen, und thm ohne allen Grund Verachtung und Mißtrauen zu zeigen?" s
„Jan wird schon seinen guten! Grund haben, denn er ist ein ver
ständiger Bursche, dek>^einem Menschen ein Unrecht zufügt, entgegne« der alte Mann kalt und abwekrend. „Geht Eurer Wege, Peter Wckken! Da mein Sohn nichts mehr mit Euch zu schaffen haben will, braucht Ihr Euch auch nicht in seines VatcrS Hütte einzudrängen, denn Ihr hättet Euch wohl selber sagen können, daß Ihr hier keinen freundlichen Willkommen finden würdet."
Eine dunkle Röthe schoß jäh in Peter's sonst bleiches Gesicht, in seinem Auge funkelte ein Strahl grimmiger Wuth, und seine Lippen zuckten. Doch kämpfte er nut einer kräftigen Anstrengung seinen Zorn nieder, und wendete sich vom Alten ab scheinbar ruhig zu Doris.
„Vater Peitmann befindet sich heute in schlechter Laune, wie eS scheint," sagte er. „Laßt mich hoffen, bei Euch besseres Gehör zu finden, Jungfer. Ich bitte, sagt mir offen und ehrlich, warum Ihr mich verachtet, und gar mir die Thüre zeigt? Was soll ick verbrochen haben, Jungfer Doris? Bei unserer früheren Freundschaft beschwöre ich Euch, seid offen gegen mich, und ich werde mich zu rechtfertigen wissen."
(Forts, folgt.)
Ein Geck prieS in Foote'S Gegenwart die Schönheit einer häßlichen Dame.
„Aber warum machen Sic Ihre Ansprüche auf diese Schönheit nicht geltend?" fragte Foote.
„Wie so, mein Herr?"
„Nun, weil Sie der erste Entdecker derselben sind, was nach de» Völkerrecht Besitzanspruch verleiht."
Gottesdienste.
Senn tag, den 12. Februar 1866.
Vormittags (Predigt): Herr Dekan Heberte. — In der Kindcr- lehre haben vorzustehen die 2. Classe der Töchter. — Nachmittags (Predigt): Herr Helfer Ri eg er.
Nedigirt. gedruckt und verlegt »o» A. Octschläger.