Als der Pfarrer von Aalsöe von dem schwersten Gange seines Lebens nach Hause znrückkam, fand er Melta ziemlich ruhig, und eben damit beschäftigt, das Leichenkleiv für den Hingerichteten zurecht zu machen, denn es war gestattet worden, daß er in christlicher Erde, jedoch in aller Stille, begraben werden durfte. Sie weinte nicht mehr, aber sie sprach auch kein Wort. Auch der Pfarrer schwieg, denn was hätte er ihr sagen können? war er nicht selbst von den düstersten Gedanken gequält?
Eine Stunde später kam ein Wagen mit der Leiche des Enthaupteten im Pfarrhofe zu Aalsöe an, und kurz daraus sprengte ein junger Mann zu Pferde heran — cs war der längst erwartete Sohn. Er warf sich über den entseelten Körper deS Vaters, und dann in die Arme der Schwester, aber keines von Beiden vermochte auch nur ein einziges Wort hervorzubringen.
Noch an demselben Abende wurde ein Grab auf dem Kirchhofe von Aalsöe, dicht vor dem Haupteingange in die Kirche, aufgeworfen; hier wurden in der stillen Mittcrnachtsstunde die irdischen Ueberreste des vormaligen Pfarrers von Weilby beigesetzt. Ein Sandstein mit einem darauf eingehauenen Kreuze bedeckt das Grab, jeden Besucher der Kirche an den liefen Fall des Unglücklichen, an das Verderbniß der menschlichen Natur und an die einzige Erlösung von der Sünde durch Christi Kreuz mahnend.
Am folgenden Morgen waren beide verwaiste Geschwister ganz und gar verschwunden; Niemand hat seitdem das Geringste von ihnen gehört, Niemand wußte, in welchem Winkel der Erde sie sich vor den Augen der Menschen verborgen hielten. Die Gesundheit des Amtsvogts Erik Söf- rensen war seit der Verurtheilung des unglücklichen Pfarrers zerüttet; oft bat er Gott um das Ende seines Daseins, aber es wurde ihm nicht bescheert: noch viele Jahre lang nagten Gram und Kummer an fei
nem Leben, ohne daß er Erlösung von seinen Leiden finden konnte.
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Einundzwanzig Jahre nach der Hinrichtung des Pfarrers Söfren Quist von Weilby geschah es, daß im Pfarrhofe zu vtalsöe, wo der Pfarrer Jens noch immer im Amte stand, an einem Sommernachmittage ein Bettler erschien. Er war ein ältlicher Mann mit schon in'S Graue spielenden Haaren und ging an einer Krücke. ES traf sich eben, daß das sämmtliche Gesinde auf dem Felde beschäftigt war; der Pfarrer begab sich deßhalb selbst in die Küche, um ihm ein Stück Bros zu reichen.
Auf die Frage! „woher er sei?" gab der Fremde mit einem Seufzer zur Antwort; „Nirgends her!"
Der Pfarrer fragte darauf nach seinem Namen. Da seufzte er wieder, sah sich scheu um, öb ihn gewiß Niemand höre, und sagte leise: „Man hat mich ehedem NielSBrunS genannt."
Bei diesen Worten fuhr es dem Pfarrer kalt durch die Brust. „Das ist ein entsetzlicher Name!" sagte er; „so hieß auch Einer, der vor ungefähr zwanzig Jahren in dieser Gegend erschlagen wurde."
Der Bettler seufzte noch tiefer und entgegnete: „So gut ist es mir nicht geworden, daß ich damals gestorben wäre; eS ist mir übel genug bekommen, daß ich aus dem Lande geflohen bin."
Die Haare standen dem geistlichen Herrn zu Berge, und er zitterte vor Entsetzen, drnn nun deuchte es ihm, er sollte den Mann deutlich wieder erkennen; außerdem war eS ihm, als stünde der leibhaftige Morten Bruns, den er drei Jahre vorher zu Grabe geleitet hatte, vor ihm. Er zog sich, in dem Wahne, ein Gespenst vor sich zu sehen, scheu zurück; allein der Fremde ließ sich am Rande des Herdes nieder, und fuhr also fort: „Herr Gott, Vater! ich höre, daß mein Bruder Morten gestorben ist. Ich bin schon in seiner ehemaligen Wohnung gewesen, der neue
Besitzer seines Gutes hat mich aber von der Thüre weggejagt. Lebt mein alter Brodherr, der Pfarrer von Weilby, noch?"
Nun fiel eS wie Schuppen von den Augen des Pfarrers von Aalsöe; er ahnete sogleich eine ungeheure Bosheit, allein der Zusammenhang war ihm nicht klar; indessen fühlte er sich so beklommen, daß die Sprache ihm einige Minuten lang versagte. Der Bettler kauete indessen das Brod gierig hinunter.
„Ja," sagte er dann, „eS war einzig und allein Morten'S Schuld, — aber, gerieth eS wohl sonst dem Pfarrer zum Nachtheil?"
„Niels! Niels!" rief nun mit Entsetzen und im vollsten Abscheu des Herzens der Pfarrer von Aalsöe ihm zu, „du hast eine schwere Blutschuld auf deinem Gewissen! um deinetwillen hat der unschuldige Mann sein Leben durch HenkerShand lassen müssen.
(Schluß folgt.)
Cours
der K. Stae.tsl'.aß'en-Verumltxrz für Goldmünzen. Unveränderlicher Cour": Württ. Dukaten . . . . 5 fl. 4S 4r.
Veränderlicher OourS:
1) Dukaten.5 fl. 28 kr.
2) FriedrichSd'or . . . . 9 fl. 54 ko.
3) 20-Frankenstücke . . . 9 fl. 15 kr- Stuttgart, lS. Zamiar 1880.
K. Staatskafsen-Derwaltung.
Frankfurter Gold-CourS vom 18. Januar.
ft. kr.
Pistolen.S 32^33
FriedrichSd'or .... 9 SS—S7 Holland. 10 fl.-Kläcke . i> 3S'/, -3»' Nand-Dukaten. . . . S 28—SS
SS-Frankcnstücke ... 9 IS'/,—14'/, Engl. Sovereigns ... 11 34—38 Preußische Kassenscheine 1 45'/. -'/,
Gottesdienste.
Sonntag, den 22. Januar 1860:
Vormittags (Predigt): Herr Dekan He der le. — In der Kinderlehre haben vorzustchen die Söhne der 1. Classe. — Nachmittags (Bi- belstunde): Herr Helfer/Ri eg er.
Utedigiri. georuckl und vericgl von 'K. Oelschlägcr.