war ein schmerzloses Ringen, und es ward bei ihm wahr, was er ofl vor dem Todeskampfe gesagt hatte: er ist am wenigsten schmerzcnsvoll für den, der ihn an sich erleidet. Er ging zum Frieden ein, sein armes Weib aber blieb im Leide zurück.

8. Stume» auf dem Grabe.

Der Frühling war ins Land ge­kommen.

Die Spieluhr der Schöpfung,

Die lange still gestanden.

Sang wiederum Ihr rauschend Halleluja,

Und nannte die Geschöpfe Melodisch bei ihrem Namen,"

Die Erde war von einem schöp­ferischen Odem beseelt: Alles erwach­te, nur die Tvdten unter den Hü­geln nicht. Aber auf den Hügeln grünte und blühte cs, und fand sich auch hie und da ein Grab, zu dem keine Hand mehr Blumen trug der Frühling ließ es nicht ungc- schmückt. Es war heute der Geburts­tag Frohndorfs. Die junge hübsche Wittwe hatte das Grab schon am Morgen mit Blumen und Kränzen ge­schmückt. Jetzt, in der Abendzeit, war sie nochmals und zwar mit den Kindern zum Grabe gegangen. Otto stand neben der Mutter, die heute viel Thränen vergossen hatte, und das kleinste Kind, ein Mädchen, zeigte jubelnd mit den Händchen nach dem Abcndhimmel, an dem die Sonne eben untergegangen war, und der nun in vielfachen rochen und gelben Schat- tirungen erglühte.

Die arme Wittwe hatte ein schwe­res Loos zu tragen. Sie bekam auf jedes Kind monatlich zwei Tha- ler lfnterftützungsgelder, zwei Tha- ler verdiente sie etwa mit Stricken. Für sechs Thaler monatlicher Ein­nahme hatte sie also ihre Kinder, ihre kranke Mutter, die nichts mehr thun konnte, und sich zu ernähren. Wer mit den Berliner Verhältnissen bekannt ist, der weiß, was das sa­gen will. Bis jetzt war indeß noch keine offenbare Roth eingetreten. Das hatte in Folgendemseinen Grund. Von den Behörden war ihr das

sogenannte Sterbegehalt für ein Vier­teljahr bewilligt worden. Auch hatte Frohndorf kurz vor seinem Tode einem Freunde seine Willensmeinung dahin kund gegeben, daß für sein Begrabniß in keinem Falle mehr als die Hälfte des Sterbegeldes verwandt werden dürfe. So war es gekommen, daß sie jetzt »och im Besitze einiger Thaler war. Wie wird es aber in der Zukunft, wie schon im nächsten Winter werden? Diese Fragen träten ihr öfter nnd öfter gleich Nachtgespenstcrn vor die Seele und machten sie erbeben. So war es auch heute. Sie drückte in ihrem herben Kummer ihr kleines Kind an die Brust, und heche Thränen fielen auf sein blühendes Gcsichtchen, mit dem es die Mutter anlächeltc. Das Kind sah dem Vater sehr ähn­lich, und in seinem Lächeln stand ihr plötzlich das Angesicht ihres theu- ren Mannes vor Augen. Da war es ihr, als ob sich in diesem Lä­cheln des Vaters verklärter Geist offen­bare, und diese stumme, liebliche Geberde erfüllte ihr Herz augenblick­lich mit einem wunderbaren Frieden. Sic gedachte des hohen Wortes von dem, der die Lilien kleidet und die Vögel unter dem Himmel er­nährt. Auf's Neue küßte sie ihr Kind, aber nicht in Kummer und Schmerz, sondern in ihrer Freude, weil ihr durch es ein so wunder­barer Trost bereitet worden war. Ihre Augen schwammen noch in Thränen, aber ihr Angesicht war verklärt von dem Gefühl demüthiger Ergebung und neu erwachten Ver­trauens.

Da hörte sie ihren Namen nen­nen. Sic wandte sich um, nnd er­blickte zwei Damen. Beide erregten augenblicklich ihre größte Verwunde­rung. Die eine war jung und blü­hend, ja von außerordentlicher Schön­heit; sie trug ein Kleid von roth- violettem Sammt, ein kostbarer Shawl hing über den linken Arm; ihrer Kleidung nach gehörte sie den höch­sten Ständen der Gesellschaft an. Aber wer war die andere ältliche Dame? dem Gesicht nach konnte es

Niemand anders sein, als Frohn- dorf's frühere Aufwärtcrin. Dock wie kam diese plötzlich zu so schö­ner Kleidung? Vor acht Tagen hatte sie die Lehrerwittwe noch ge­sehen in Armuth und Elend, und jetzt trug sie einen Anzug, der zwar dem der jüngeren Dame in keiner Weise gleich kam, doch aber der Art war, daß er die Trägerin desselben als wohlhabend erscheinen ließ.

(Schluß folgt.)

Besuche sind gleich dem Regen, da wir ihrer leicht überdrüssig wer­den, wenn sie täglich kommen, sie aber herbcisehnen, wenn sie ans- bleiben.

Schöne, wohllautende Verse sind die Musik der Seele.

DaS wahrste Wort in allen Schrif­ten ist das Wörtchen vielleicht.

Mancher Menschen Worte sind süß nnd fein wie Flötentöne, allein man vergißt, daß der Vater auch des süßesten Flötentonö der - Wind ist.

Frankfurter Gold-Cours vom 27. Januar.

f>. kr,

Pistolen.8 83 3 «

Fricdriched'or , , , , 9 54'/,55,j,

Holland. 18 fl.-Ktückc , 9 89'.,48 ' .

Dukaten.S LSZ,S«'4

SO-Frankenstückc ... 9 IS -SO Engl. Sovereigns ... 11 384S Preußische Kassenscheine 1 44'j,-45'/,

Gottesdienste.

Sonntag, den 30. Januar: Vormittags (Predigt): Herr Dekan Heberle. Nachmittags (Mis­sionsstunde): Herr Helfer Nie g er.

Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.