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Alle Gewichtstücke werden oben gestempelt und unterscheiden sich da­durch von den bisherigen; deßhalb dürfen künftig Gewichte mit Löchern im Boden nicht mehr Vorkommen, vielmehr muß bei den eisernen Ge­wichten oben neben dem Griff oder Knopf ein Lock sein, in welches Eisenschrot oder Blei eingegossen und sodann ein Pfropfen gesetzt wird, der das Pfechtzeichen erhält. Die Anfertigung der Normalgewichte wird Gelegenheit zum Einarbeiten in die Herstellung der neuen Ge­wichte geben, weßhalb es für die Gewerbetreibenden, welche die ,Ge­wichtfabrikation für's Publikum betrei­ben wollen, von Interesse sein wird, an dem Akkord bei der Centralstelle über die Normalgewichtslicferung sich zu betheiligcn.

Tie Einführung des neuen Ge­wichtes wird Jedermann von der Verkündigung des Gesetzes an ge­stattet werden, muß aber von einem bestimmten Tage, etwa 6 Monate nachher, an allgemein vollzogen sein; dadurch wird es möglich, daß der Einzelne das Gewicht zu geeigneter Zeit in seinem Geschäfte einsühre, auch daß die Verfertiger der Ge­wichte während der ganzen Einfüh- rungszcit ununterbrochenen Absatz haben und nicht bis zu den letzten Tagen derselben auf Lager arbeiten müssen.

Eine besondere Aufgabe der Ei- seuhandlungcn wird es seyn, die zeitige Versorgung des Publikums mit den neuen Gewichten, deren Pfechtung bei jedem Pfechtamt nach

Zie Modehändlerin aus dem andern Thor hinaus."

Wie? meine arme Helene ha­ben Sie in die Welt hinausgestoßen?" fragte ich betrübt.

Ja, Herr Graf! Ich konnte ja nicht weiter für sie sorgen, hatte auck keine Verpflichtung dazu," antwortete die Wirthin beleidigt.Wie sie sich besserte, bat sie mich, ihre Kleider und Schmuckgegenstände zu verkau­fen, indem sie für die eingehende Summe ihre Heimath erreichen zu können glaubte. Ach, Du lieber Gott! wenn ich daran denke, daß sie vor wenigen Monaten Hieselbst in voller Pracht mit dem Herrn Grafen ankam und Sie auch so viel von ihr hielten, und wie sie so ffchön und glücklich war, da wünschte ich mich fast in ihre Stelle. Aber nun, wie sie abreiste, war sie bleich und ma­ger, das arme Kind, und nur dürf­tig gekleidet. Hätte ich nicht an sie gedacht, so hätte sie an dem Mor­gen nicht einmal einen warmen Trunk bekommen, als sie mst dem Bündel unterm Arm abzog."

Und hat sie mir kein Wort, keinen Gruß hinterlaffen?" fragte ich, gepeinigt von jedem Worte der Frau.

O ja, doch!" versetzte die Wir­thin »ach einigem Nachdenken plötz­lich.Als sie mir für meine Freund­lichkeit dankte, sagte sie, daß Graf Pahlen es mir schon lohnen werde, falls er jemals wiederkehre."

Ich folgte diesem unzweideutigen Wink und gab ihr so viel Geld, daß jeder Tropfen Wasser, den Helene

Verkündigung des Gesetzes vorge- -n ihrem Haufe empfangen hatte nommen werden kann, zu bewirken ! gut bezahlt-sein mußte. Diejenige, und dagegen die alten Gewichte ^ welche meiner Helene Gutes erwie- einzntauschen. (Gewerbeblatt.) Zen, sollte deßwegen keine Einbußc

erleidcn.

So bald und so rasch es sich thun ließ, reiste ich nun nach Dänemark zurück, aber vergebens suchte ich nach einer Spur von Helene. Sie blieb mirverschwunden. Ein anderer Pfört­ner war inzwischen in des vorigen Stelle getreten- welcher, wie ein Diener auf meine Frage antwortete, nach Deutschland zu feiner Familie

Unterhaltendes.

Treue bis in den Tod.

(Fortsetzung.)

Was, der Modehändlerin haben Sie das Geld gegeben? Ach, nun begreife ick Alles; allein das konnte der Kranken nur wenig nützen, denn eine Stunde nach Ihrer Abreise reiste

Ncdigirt, gedruckt uuv verlegt von A. OeIschläc

gereist war. Meinen Vater wagte ich allerdings auch nach Helenen zu fragen, allein er schien nichts von ihrem Geschick zu wissen; außerdem schien mir sein ernster Blick zu sagen, daß er weit eher mich, als ich ihn darüber zur Rechensckaft ziehen könnte, was aus dem Mädchen geworden sei, worauf ich denn schweigen mußte.

In dieser Ungewißheit vergingen mehrere Jahre, und nach und nach erlosch auch die Erinnerung an die­jenige Person, die ich in meiner er­sten Jugend liebte. Andere Ideen durchkreuzten meine Seeje, andere Bilder nahmen meine Gegenwart in Anspruch, anderb Wünsche und Hoff­nungen erfüllten mein Gemüth. Mit den Jahren war meine Stellung im Leben und ich auch selbst ein An­derer geworden. Ach, die Zeit ver­ändert alle Dinge! Meine Ju­gendliebe sollte ich indeß erst in mei­nem Alter noch einmal Wiedersehen, und dieß Wiedersehen bildet den Schluß meiner Geschichte. (Forts, folgt.)

Näthscl.

Ein Liliputer Königreich

Nach Hegel'scher Manier;

Denn Alles, was darinnen lebt, Erscheinet je zu vier.

Vier-einig ist sein Souverän,

Vier große Herrn sind hier;

Davon hat Jeder eine Frau,

Zusammen wieder vier.

Ihr Hosstaat ist gar klein bestellt.

Oft nur Ein Offizier,

Nur Ein Knecht für ein jedes Paar, Auch diese zweimal vier.

Die Pöbelhaufen trennen sich Mit achtem Hofgezier;

Sie tragen sämmtlich viererlei Livreen, und sind zu vier.

Ihr ganz Geschäft ist Bürgerkrieg, Gekämpft mit großer Gier;

Doch schnell stets n ihre Todten ans: Drum bleiben sie zu vier.

Vasallen dieses Königreichs

Sind Menschen oft zu vier;

Und Glück und Leben opfert' ihm Schon mancher Kavalier.

Gottesdienst am 7. November: Vormittags Herr Dekan Hebcrlc, Nachmittags Herr Helfer Rieger. ser^