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Frankreich eine wahre Manie, sich vornehm klingende Namen will- kührlich beizulegen; dem Rechte, sol­chen tragen zu dürfen, wird dabei nicht immer mit der gebührenden Genauigkeit nachgeforscht.

Jetzt war die Reihe des Blcich- werdens an den Marquis gekommen; verblüfft blickte er Vermon an und schien unter der Wucht des gegen ihn geführten Streiches zusammen- brcchen zu wollen. Die Zeuginnen dieser Scene hätten seine Verwir­rung merken müssen, wenn nicht der Vicomte Morin, dessen Sohn und Graf Folleville in diesem Augenblicke eingetretcn wären.

Morin war sehr aufgeregt; er, ver gewöhnlich so gut und ruhig war, schien sich den Vorstellungen seines Freundes mit vieler Ungeduld entzie­hen zu wollen; augenscheinlich um ihnen ein Ende zu machen, wendete er sich an Paul.

Lieber Vermon, sagte er zu ihm, Sie sind kaum angekom- mcn und ich schäme mich wahrhaftig der Nothwendigkeit, der ich mich nicht entziehen kann, abermals Ihren Eifer in Anspruch nehmen zu müssen. Ich er­halte aber so eben sehr beunruhigende Nachrichten aus Marseille. Sie müs­sen unverweilt nach dieser Stadt ab­gehen.

Die Herzogin und der Marquis wechselten triumphirende Blicke; der Graf und Elise betrachteten einan­der voll Erstaunen, Henri allein behielt sein gewöhnliches, sorgloses Aussehen, Paul machte eine zustim- mende Verbeugung. Zu sich selbst sagte er jedoch: Er will mich mit guter Manier in's Eril schicken! Mit lauter Stimme fuhr er sodann fort:

Herr Vicomte, Sie sehen mich bereit, Ihre Befehle zu erfüllen und nötigenfalls nicht nur Paris, sondern selbst Frankreich zu verlassen.

Vortrefflich! dachte der Mar­quis. Er hat mich verstanden und will mir nun völlig freies Feld lassen.

Wie lang wird denn Herr Vermon abwesend scyn müssen?

Drei bis vier Wochen, mein Kind.

Während dieser Zeit, Herr Vermon, fuhr das Mädchen fort,

werde ich Ihre Familie öfter be­suchen, damit doch irgend Jemand mit ihr von Ihnen spreche.

Fräulein crwiedcrte Paul,

so groß auch Ihre Güte und Freundlichkeit ist, so nimmt mich doch nichts von Ihrem Herzen Wunder.

Finden Sie nicht, flüsterte der Marquis der Herzogin zu, daß meine . . . Zukünftige gar zu viel Rücksichten für den Herrn Commis hat?

Gehen Ihnen endlich die Au­gen auf? versetzte die Herzogin in gleichem Tone. Es war wahr­haftig hohe Zeit dazu und ich rathe Ihnen mit Wort und Thal vorsich­tig zu sein und den gewonnenen Bo­den hartnäckig zu behaupten.

Nach dieser Ermahnung wurde das Gespräch allgemeiner und die Herzogin, die ihren Schützling hin­länglich gewarnt zu haben glaubte, meinte nun, ihn ohne Gefahr für das Gedeihen seines Vorhabens ver­lassen zu dürfen. Sie entfernte sich.

Sie mochte aber kaum fünf Minuten fort sein, als Graf Folle­ville, der flüsternd mit Paul einige Worte gewechselt hatte, das Gespräch wieder auf Standesunterschiede lenkte. Gercour ging in die Falle und erging sich in beißenden Sarkasmen gegen Untergeordnete, die ihre Stellung vergessen und unberechtigt, wie un­gebührlich nach Höherem, das ihnen nie zu Theil werden könnte noch dürfte, die Hand ausstrecken.

Geduldig wartete Paul den Mo­ment ab, in welchem der Vicomte, der diese Verhandlungen gern abge­brochen gesehen hätte, erklärte, sich in sein Cabinet begeben und mit schriftlichen, für Vermon bestimmten Weisungen beschäftigen zu müssen. Als er den Saal verließ, winkte er seiner Tochter ihn zu begleiten.

Henri und der Marquis spra­chen davon, den Abend im Clubb

p rägte Elise mit großer Lebhaftigkeit. > beschließen zu wollen, als Vermon

dem der Thüre zuschreitenden Mar­quis in den Weg trat.

Ein Wort, Herr Marquis, wenn Sie erlauben wollen.

Was beliebt?

Eine einfache Antwort auf eine einfache Frage, zu der Sie mir durch Ihre Spöttereien über meine Stellung im Leben endlich doch ein Recht gegeben haben. Wollen Sie sich mit mir schlagen?

Sie sollten fragen ob ich Ihnen eine Lektion geben will? Gut, ich will mich dazu Herbeilaffen.

Paul zuckte die Achseln, Folleville betrachtete den Marquis mit ironi­schem Lächeln, als er fortfuhr: Ich werde es nicht allzu strenge mit Ihnen nehmen und Sie bloß'gelinde zeichnen. Henri wird mein Sekun­dant sein.

Und ich, sagte der Graf, werde Herrn Vermon in gleicher Eigenschaft zur Seite stehen.

Wir müssen, fügte Paul hinzu, die Sache bis morgen um 9 Uhr Vormittags abgemacht haben, da ich gegen Mittag abreisen werde.

Meinen Sie wirklich, fragte der Marquis mit unverhehltem Er­staunen, daß Sie abreisen wer­den?

Ja wohl, nach Marseille, entgegnete Paul kaltblütig. Er­drückte dem Grasen die Hand, und ging, seine Geschäfte zu besorgen.

Gercour lachte. Das Bürschchen kennt mich auch noch nickt, meinte er höhnend.

(Forts. felgt.)

Gold-Cours.

Fraukfnrt, den 26. November.

ti. kr.

Pistolen.9 36-3-,

Fricdrichsd'or .... 9 3453 Holland. 19 fl.-Klück . 9 43 >4-44

Dukaten. 5 3931

29Frankcnftücke ... 9 19(429V-

Lngl. Kovercigns ... 11 4959 preußische Kassenscheine. 1 44V,45

Sonntag, den 29. Nov., (am 1. Advent) werden predigen: Vormit­tags: Herr Dekan H ebe rle; Nach­mittags: Herr Helfer Rieger. ^

Nedlglrt, gedruckt und verlegt vrn A. Oelschlägcr.