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ten; von 1200 Thalern mittelst Justiz- Ministerial-Neskripts fcstzusetzen."

Münchhausen entwarf nun selbst einen Befehl, aber nicht in der Form eines Justiz - Ministeriell - Reskripts, sondern einer Allerhöchsten Kabinets- bestimmung, zur unmittelbaren Aller­höchst eigenhändigen Vollziehung und sprach sich in einem Begleitschreiben dahin aus, daß von dem Chef der Justiz ein allen gesetzlichen Vorschrif­ten zuwiderlausender Befehl nicht ausgehen und die Verantwortlichkeit dafür nicht übernommen werden könne.

Wahrscheinlich in die Feder dik- tirt, erfolgte hierauf nichts weiter als:Mein lieber Justizminister von Münchhausen! Er ist ein sehr rechtschaffener Mann, aber ein recht grober Esel!"

Und hiermit war die Hauptsache beendet, aber ein äußerst interessan­tes, schönes Nachspiel schloß sich hin­terher an.

Münchhausen erkannte nämlich in der lakonischen Aeußerung seines Souverains sowohl die Stärke des Geistes, welche den Sieg des Ge­setzes über den Eigenwillen zu errin­gen vermocht hatte, als auch in den Schlußworten, daß dieser Sieg ohne Anstrengung nicht gewonnen sein konnte, und sprach seinen Dank ge­rührt darüber aus, wie er nicht anders habe erwarten können, als daß das große Herz seines Königs sich der Gerechtigkeit zuwenden müsse u. s. w. Dabei erlaubte er sich in­dessen noch folgenden eigenthümli- chen Schlußsatz:Er erdreiste sich aber, Sc. Majestät darauf aufmerk­sam zu machen, daß der Concipient des königlichen Erlasses sich gegen den ersten Diener der Krone sehr unziemlicher Ausdrücke bedient habe und lebe der Ueberzeugung, Se. Majestät werde demselben das Un­sägliche darin alles Ernstes verweisen."

Jahr und Tag vergingen; Münch­hausen wurde weder an den Hof noch an die Tafel des Monarchen eingeladen. Seine Ministerkollegen mußten ihn für gänzlich vergessen, wenn nicht geradezu in Ungnade gefallen erachten, indessen er selbst, unbekümmert und nicht weiter ge-^

stört, seinem wichtigen Berufe nach­ging, als er unvermuthet zu einer Ministerkonserenz nach Charlotten­burg befchieden ward. Der König besprach sich.'gewöhnlich, und so auch dießmal, in einem Parterrezimmer des Schlosses mit den Vorständen der verschiedenen Ministerien, die ihn alsdann in einem Kreise um­standen, und es war seine Gewohn­heit, die Unterredung in der Reihe von Einem zum Andern übergehen zu lassen. Zufällig hatte .Münch­hausen seinen Platz in einer Ver­tiefung der Fensternische gefunden. Der König richtete seine Fragen und Aeußcrungen auf die leutseligste Weise an die übrigen Minister, warf aber, als er sich Münchhausen näherte, ihm einen jener durchbohrenden Blicke zu, wodurch er in Momenten des Unwillens die vernichtende Gewalt seines Auges so oft während seiner 46jährigen Regierung zu bethätigcn Gelegenheit hatte, und ging, ohne ihn eines Wortes zu würdigen, an ihm vorüber. Münchhausen ertrug diesen Blick mit fester und stoischer Haltung und kein Zug im Ausdrucke des Gesichts verrieth eine veränderte Regung des Gemüths. Der König wiederholte demnächst die Runde und wurde immer milder und freundli­cher, je mehr er zum zweitenmale sich Münchhausen näherte.

Als er ihm gegenüberstand, legte er ihm vertraulich mit den Worten die Hand auf die Schulter:Na, lieber Münchhausen, ich habe es meinem Sekretär gesagt!"

Die naive Form dieser Abbitte, bei völliger Schonung der fürstlichen Würde des Souverains dem Beam­ten und Unterthancn gegenüber, und die öffentliche Anerkennung vor den Kollegen des zwar schroffen, aber höchst verehrungswürdigen Mannes trägt doch gewiß einen wahrhaft königlichen Charakter in ihrem Ge­präge !

Nachtrag.

Zugelaufener Hund.

Ein starker schwarzer Penscher- hund mit braunen Ertremitäten hat

sich eingestellt. Der rechtmäßige Ei- genthümer möge denselben binnen 8 Tagen gegen Ersatz der Fütte­rungskosten und Einrückungsgebüh­ren in Empfang nehmen; bei wem? sagt die Redaktion.

Jgelsloch.

Kirchweih-Einladung.

Morgenden Sonntag findet bei mir musikalische Unterhaltung und am Montag Tanzunterhaltung statt, wobei guter neuer Wein, so­wie alle Gattungen Kuchen anzu­treffen sind.

Hölzle zum Hirsch.

2)1. Calw.

Handlungshaus--V erkauf.

Aus der Concursmasse des hiesigen Kaufmanns August Sprenger kommt am

Freitag, den 6. Nov. d. I., Vormittags 11 Uhr, auf hiesigem Rathhaus in den öf­fentlichen Aufstreich:

eine dreistöckige Behausung mit Keller und Kaufladen, auch Waschhaus und Höfle am Marktplatz Nro. 38, ange­schlagen zu 5000 fl.

Die Liebhaber können das An­wesen täglich einsehen.

Den 15. Okt. 1857.

Gemeinderath.

Telegraphen-Erösfnung.

Die Telegraphenstation Calw ist vom 16. d. M. an eröffnet und an Wochentagen von 8 bis 12 Uhr und 2 bis 7 Uhr, an Sonntagen von 2 bis 7 Uhr Nachmittags zur Aufgabe von Depeschen offen.

Das Telcgraphenbureau befin­det sich im hiesigen Postgebäuve.

Calw, 16. Oktober 1857.

K. Telegraphen-Jnspektion.

C. Geiger.

Sonntag, den 18. Oktober, werden predigen: Vormittags: Herr Dekan Heberle; Nachmittags: Herr Helfer Ri eg er.

Redigirt, gedruckt und verlegt v> n N. Oetschläger.