265

4 -

>

l-

Landwirthschaftliches.

Verminderung der Futternoth.

(Schluß.)

Der Futterroggen wird nur so lang vom Vieh gern gefressen, bis er ausgewachsen ist, und man beginnt daher am besten mit dem Mähen desselben, sobald sich einige Grannen der Aehren zeigen, dann dauert es gewöhnlich 14 Tage bis er ausge- gewachsen ist. Man wird daher zweck­mäßiger Weise keine größere Fläche mit Futterroggen anbauen, als inner­halb 14 Tagen verfüttert werden kann, da er sich zum Heumachen weniger eignet; bleibt allenfalls Futtcr- roggen übrig, so läßt er sich eben­falls grün gemäht und getrocknet vortrefflich zu Bänderstroh verwenden, das außerordentlich zähe ist. Besseres Futter noch gibt eine Mischung von Futterroggen und Wmtererbsen, allein hiezu fehlt eS wieder an Samen, und die paar in Hohenheim erzeug­ten Scheffel sind, bereits veräußert. Da der Futterroggen nur 14 Tage benützt werden kann, so muß für Ende Mai für weiteres Futter ge­sorgt werden, das in der Regel der rothe Klee gewährt; da aber Heuer der meiste junge Klee durch die Hitze zu Grunde ging, oder wenigstens kümmert, so wäre die Aussaat von Jncarnatklee, der in der bayrischen Rheinpfalz und im Breisgau sehr viel unter dem Namenenglischer Klee" gebaut wird, am Platze. Dieser Klee wird 18 Pfd. Samen pr. Morgen in den nächsten 10 Tagen einfach über die Dinkelstoppel, wenn sie nicht vergrast ist, was Heuer selten der Fall ist, ausgesäet und in diese mit einer scharfen Egge ein­geeggt; durch den bereits gefallenen Regen könnte er aufgehen; er durch­wintert leicht, ist aber dem Fraß der Erdflöhe und Schnecken ausgesetzt und daher etwas unsicher. In der 3.4. Maiwoche kann er als Grün­futter gemäht und am Schluffe des Monats, wo er in voller Blüthe steht, zu Heu gemacht werden. Das Vieh frißt ihn als Grünfutter Anfangs nicht gerne, nimmt ihn aber allmälig an, dagegen als Heu so

gut wie anderes Kleeheu. Nach der Heuwerbung wird der Acker wie nach Futterroggen umgebrochen, da der Jncarnatklee nur Einen Schnitt gibt, und kann noch mit Kartoffeln, besser aber mit Runkeln bepflanzt werden. Für Hohenheim sind einige Centner Samen unterwegs und kön­nen von dort zum Kostenpreis be­zogenwerden. Derselbe ist übrigens von Simon Louis in Metz und bei Oekonom Schäfer in Heidelsheim bei Bruchsal, vielleicht auch sonst von Handelsgärtnern in größerer Menge zu beziehen. Da die Stroh­ernte doch ziemlich reichlich ausge­fallen ist, so ist dieses als Streu durch andere Mittel zu ersetzen und hauptsächlich zum Füttern zu verwen­den; damit dieses aber vortheilhaft geschehe, müssen kräftige Nahrungs­mittel dem Vieh mit gereicht werden, und diese bestehen in Körnern, wenn sie nicht zu kostbar werden, am vor- theilhaftesten aber in Oelkuchen, und es dürfte zweckmäßig sein, wenn die Landwirthe sich dieselben in Zeiten kauften, anstatt sie wie gewöhnlich nach Holland verkaufen zu lassen. 1 Pfund Oelkuchen und 2 Pfund Stroh füttern so ziemlich so gut, wie 3 Pfund Heu.

Unterhaltendes.

Der Schnlmeister von Friedethal.

(Schluß.)

Gut! gut!" sagte der Greis bewegtes bedarf keines Fra­gens weiter Gott hat mir meine blöden Augen jetzt aufgethan. Kom­men Sie kommen Sie mit zu dem wackern Schulmeister; ich habe eine schwere Schuld an ibm gut zu machen. Doch nein nicht gleich in's Schulhaus wollen wir gehen seine Tochter, Ihre herrliche Gattin muß bei diesem Akt der Gerechtigkeit zugegen sein. Lasten Sie uns diese abholen und in ihrer Gesellschaft die würdigen Eltern aufsuchen."

Eine Viertelstunde später gingen die Drei in's Schulhaus. In das Wohnzimmer des suspcndirten Schul­meisters, der mit seiner Hanna am

Klavier saß, eingetreten, ging der Fremde mit großen Schritten auf das sich erhebende Paar zu und von ihm herzlich willkommen geheißen, begann er:

Wer weiß, ob ich Ihnen so willkommen sein würde, wüßten Sie, wer ich bin doch ja nach Al­lem, was ich hier erlebt und was ich an Ihren Mienen sehe, wohnt in Ihnen die Liebe, die sich nicht er­bittern läßt, die da freundlich und langmüthig ist, auch gegen ihre Wi­dersacher. Und ein solcher steht aller­dings vor Ihnen, Ihr größter Wi­dersacher, der Sie um Amt und Brod bringen und in Ihrem freudig­sten, segensreichsten Wirken für immer hemmen wollte denn ich bin der Oberschulrath Franz. Doch ich komme als ein rcumüthiger Sünder zu Ihnen, nicht allein mein Unrecht einzugestehen, sondern es so weit als möglich wieder gut zu machen. Ihre Suspension ist von diesem Augen­blicke an ausgehoben und Ihre in meinem Collegium bereits beschlossene Absetzung wird annullirt. Für eine weitere ehrenvolle Genugthuung, Sic tiefgekränkter Mann, werde ich Sorge tragen. Können Sie mir vergeben?"

Von ganzem Herzen" sprach Jonas, dem Greise die Hand rei­chendes hieße ja die mir zu­gedacht gewesene Strafe verdienen, wenn ich Ihnen auch nur noch einen Augenblick grollen könnte. Denn dann hätte ich der Liebe nicht, und wer die nicht hat, kann nicht Jugcnd- bildner sein."

Und Sie, Frau Schulmeisterin?" fragte der Oberschulrath die Matrone. Keiner Antwort fähig, still weinend reichte sie ihm die Hand. Er küßte sie und sagte:

Tief beschämt steh' ich vor Euch Redlichen, die Ihr nie vom Wege des Herrn gewichen seid, sondern Glauben gehalten habt ohne Wanken. Ich aber habe einst den Glauben innerlich verläugnet, den ich äußer­lich bekannte ich war ein Atheist im Priesterrock, bis ich durch eine grauenvolle Erschütterung meines Innern zu Gott bekehrt ward. Das Weib meiner Liebe, von mir zum