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Die Leiche deSedlen Menschenfreun­des" wurde auSgegraben »nd prächtig geschmückt in einen kostbaren Sarg ge­legt. Auf Befehl der Regierung würbe ihm bas Grab unter seinem Kinbel- baume bereitet und mit Quadern auS gemauert. DaS ganze Dorf ging mir zur Leiche, das Amtspersoual uuv eine Kommission der Regierung. Der Su perintendent Kielt in der Kirche eine lange Prekigi über ver Leiche veS Wohl thäterS und rühmte seine Pervienste, der Pfarrer eine lührenvc Rebe am Grabe.

Vier Wochen später stand ein herr­liches Monument von Stein auf dem Grabe

DaS sind die Menschen unserer Tage!

Ctn Tag aus -cm Leben eines großen Kriegers.

In Algier, zwischen den Stützten TeiieS und OrleaukriUe und dem rech­te» Ufer deS Scheliff liegt eine große, von einzelnen Hügeln übcrsäete Ebene, die Dahara genannt. Viele Vieser Hu gel sinv mit Feldern, Orangen und Feigenbäumen bedeckt, unv zwei von! lhiiel, durch eine natürliche Mauer, ho her, wild über einander getkürmter Felsblöcke, Gl Kantara (die Brücke) genannt, verbunden. In tiefer von liliei» liefen Graben begrenzten Fels­wand öffn IlLch mehrere Höhlen, deren von zackigen Feldstücken begleit le Em- gänqe leickt z» vcrtkeipigen sind, und den Kabpleu j>der Zeit eine» sicher» Zufluchtsort vor de» Verfolgungen der Türken u»d Araber darbote».

Im Juni 184.'» brach in di.ser Ge gend ei» Aut'stand auS. Der Gvuver ncur Bugeaud rückte selbst iu'ö Feld, überließ jedoch »gch einer Reibe von Kreuz- und Onerzüqeil u Razzig'S ohne Ende das Kominaudo den Oberstem P e, lItfles, LadI» Irault u deSt Ar »and, welche sortfuhreujFeuerbänd>r" hinter sich her,»ziehe». Einige Stämme üttterwarfe» sich, um der Vernichtung 1 » entgehen, andere widerstanden mu tbig Ui»t>r den Leztere» befanden si tz die Mev-Riah, ein Kabylc»stamm, wel eher sich nach mehreren Gefechten mit Weib und Kind, ihren Heerde» und

allen Habscligkeiteri in eine jener Höh­len, Dahree Fresa ih genannt, zurück- zog und den Eingang bcsezte.

Am 17 Juni kam Oberst Pelissicr mit 2'/« Bataillonen, einem Bergge- schüze und einem Detachement Kaval lerie vor den Höhlen an Seine Avant­garde drängie einige Kabvlenkauten, die ihm die Passage sinnig machen wollten, in dieselben zurück, und nur mit großer Muhe gelang es, «ine» der Veilheibiger heiauSnilocken Man sagte demselben, daß, wenn sie sich nicht unterwürfen, sie von den Franzose» veibrannl würbe». Ohne ,» Mein, sagte er, Saß seine Brüder sich zu ver- lheivigen beschlossen hätten.

Am solgenve» Tage machte eine Kompagnie Grenadiere einen Versuch, den Eingang zu erstürmt». Nachdem man an den zugänglichsten Punkten Kavällerieposten ausgestellt, rückte die Kolonne den hohlen Weg hinauf, al­lein eine wohl gezielte, a»S dem dun kein Schlunde hervorbliyende Salve, die sie nicht erwidern konnten, nöthigte sie zum Ruckzuge. Die Stellung war unangreifbar. Die Araber wurden noch einmal ausgcfoiderl, sich zu ergebe»; alle inj, noch niemals d>n Franzosen unterworfen unv stolz aus ihre natür­lichen Veischanzungen, in welche sich die Türken niemals gewagt harren, verwei­gerten sie die Unterwerfung Sofort gab ver Oberst Befehl, Holzwellen mit Stroh vermischt zu machen, welche mit vieler Mühe von der Höhe El Kan- lara hinunter geworfen, richtig vor dem Eingänge der Höhle zu liegen kamen, aber theilweise von den Arabern trotz des FcucrS der französischen Tirailleurc in die Höhle gezogen würbe». Endlich, nachdem mehrere vo» den Unglücklichen isiedergcschossen »nv der Eingang ganr von den Wellen bedeckt war, ließ man brennende Holzhandel kinabsalle». um diesen ungeheuer» Scheiterhaufen anzu- zündk». Den ganzen Tag über wurde daS Feuer unterhalten. Bald tönte ein furchtbarer Tumult auS dem Innern ber Höhle hervor. Menschengeheul, Thiklgehrüll, Stöknen und Gewehr schnsse hallten durcheinander. Der Obelst, welcher seine Gegner mürbe glaubte, ließ mit dem Feuer inne halten, allein die Unterhandlungen führten zu keinem Ziele, Der Oberst wollte ihnen nach

Ablieferung der Pferde und Waffen freie» Abzug gestatten, widrigenfalls er fonsahren würde,ihnen rinzukei« zen." Die Med Riah verlangten, daß sich die Franzosen zurückziehen sogten, wo,aus sie die Höhle verlassen u»d sich uiiteiwerscn wollten. Nachdem eine vom Oberst gestellte letzte Bedenkzeit von drei Stunden verstrichen war, wurde am >9. Mittags das Feuer wieder anzezündel und die ganze Nacht hin­durch unterhalten. Der Wind trieb Rauch unv Flammen in die Höhle hrnern. Die französischen Truppen in ihren rochen Hosen spränge» wie di« blenstbaren Geister SaianS um dieses Höllurseuer verum, eS geschäftig näh. reub und schürend, »nd die Holzbündcl eifrigwie in einen Backofen" hinein- sichlebend. Von Zeit zu «Zeit schlugen 'die Flammen bis über den Gipfel der Felsen empor und dicke jRanchwolken wirbelten von der Höhle in die Lüfte. Dazwischen ertönte caö dumpfe Ge­stöhne der Männer unv Frauen, daS Gewinsel der Kinder, vaS Geheul der unbändig gewolvenen Thiere Felscn- lstucke löste» sich vo» der Hitze loS und »iiizleii ftacheuv und zerschmetternd aus chie unglückliche» Opfer nieder; Schüsse düiuieueu im Innern der Höhle und schaurige, Mark und Bein durchdrin­gende, herzzerreißende Töne kamen auS diesem Höllenschluiide hervor. Um Mit­ternacht ertön'«» »och einige Schüsse; dann war Alles ruhig Nur daS Knistern ver Flammen und der Zuruf ver Posten unterbrach die traurige Stille. DaS Werk war vollbracht.

(Schluß folgt).

Predigen werden am Sonntag den 15. Februar:

Vorm. Helfer Rieger.

Nachm. Vikar Fischer.

Verlag der Nivinius'scherr Suchdrrrcherei,

und rrdigirt »on V. Ksrnd-rser.