318
Braut und Gattin.
(Fortsezung).
Der Baron brach das Gespräch ab. Tie Auskunft des Kastellans erfüllte ihn mit Schmerz, aber auch mrl Freuve. brr baue sich ven Tob der unglücklichen Katharina nicht zum Vorwurf zu machen, denn um ihre Ebre zu ulte» und sie zu beruhigen, halle er sich heimlich uut ihr lramn taffen. Um alle Zweifel zu beseitigen, kam zwei Tage später Friz au, und überreichte seinem Herr» die von dem Kloster ausgestellten Papiere. NichlS fehlte mehr zu seinem Glücke üH Amalie. Die Einsamkeit und die qualvolle Erwartung hatten seine Leidenschaft fast bis zum Wahnsinne geflügelt; er suchte tausend Gründe, die ihr 'Ausbleiben rechtfertigten, aber die Eifersucht, die sich nach und nach in Mißtrauen verwandelte, verwarf sie alle wieder.
'Eines Morgens stand er an dem geöffneten Fenster Da fuhr eine Postchaise den Hügel herab. Zitternd betrachtete Älbrecht die langsame Fahrt des Wagens, der endlich in dem Thore verschwand
„Sie kommt, gnädiger Herr!" rief Friz, der hastig eintrat.
„Wer?" fragte der Baron, obgleich er wußte, wer gemeint sei.
„Wer anders als die reizende Dame aus Lpaa uno Aachen Ich sah ihren liebliche» Kopf durch die Fenster des WagenS - ni bl wahr, sie wird unsere junge Herrin? Ach," fugte er anSge lassen lustig hinzu, „bas ist eine andere Frau für Sie, gnädiger Herr, als die einfällige FöislerStochter."
Friz veislwaiid; nach ei,ügeii Augenblicken öffnete er die Tdnr wiever, und Amalie, in einem eleganten Reisean- zuge, trat ein. Sie haue nicht Zeit zu grüßen, denn Älbrecht schloß sie in seine Arme und bedeckte ihren Mund mit Küssen.
„Bin ich noch immer willkommen?" fragte sie, errolhenb an seine Brust sinkend.
„'Amalie, erlassen Sie mir die Beschreibung der Qual, die ich erduldet. Hier habe ich gehofft und gefürchtet" — er deutete auf das Fenster —
Und ich mußte mit großer Vorsicht
reisen, denn der Giaf hatte meine erste
nileeetl."
„Jezl har er leine Rechte mehr an
„Vergessen wir nicht, daß ich in fzwei Vtvualen erst die Volljährigkeit liiucht have. Aw, Uno Iw Welp nicht wie weil ihm oas ^jr. iiienl meines Vateis Vvumachl giebi. Älbrecht, ich habe viel gewagi; tragen e^ie Sorge daß man mich ^hneii ma l wieder elitärsten tanu."
>>l lliuiiiphircnbcr Miene holte der Baivn die Bestätigung beS iL-vbes feinet eigen Gattin.
„Damals glaubte ich zu lieben, Amalle, üub zezt liebe ich erst! Ver geilen wir die Vergangenheit, und ver gehern wir uns der Gegenwart und lZukunfr."
„Und wenn ich nun so arm bleibe, als ich jezl zu Ihnen komme?" zragte sie verschämt."
„Dann vesize ich einen Schaz von, Anuiiith und Äebenswuidigkeit, der alle Reichthuliier ver Well au,wiegt!"
Fuz, der Zeuge d>e,er eigen Her Izeuselgiepuiigeil gewest,,, verließ oas ZiMiuer.
„Zezl also liebt der Herr Baron erst!" muumlle er in eln>.m fchmerzli chen Henne vor sich hui. „Q, lev habe mich nicht estläuichi, die arme Katharina ist der Hanne eines vornehmen Herrn geopseu!"
w)er Ba>on zitierte für den Besiz des teizeiweu W^stns, au o>.m er uut der ganzen heib-.n>chaftlichkeil feines Eharak-
utö hing, nno »uw Äinalte sprach die Vesoignip aus, oap bei Vormund es mehl unleilasstn wuide, seine Gewalt so lange gUuno zu machen, als es ihre Miiibeijnhr.gteit ihm gestattete. Von einem so zähen Eharakler als dem des Giast», lieg sich Alles furchten. Eine Trennung, unv wenn sie nur auf Tage eisolgte, schien den Liebenden das größte Unglück zu sem. Außerdem erforderte es die Ehre der jungen Dame, baß der Brautstand so viel als möglich abgekürzt wurde. Dem Ansehen des Barons gelang cs, den Pfarrer seines Gutes zur Trauung zu bestimmen. Der Tovtenschein Katharina's und der Geburtsschein Amalic's, den sie sich früher schon zu verschaffen gewußt hatte, um ihre Volljährigkeit darzulhun, beseitig
ten alle Bedenken deS Priesters, der
!vor dem mächtigen und reichen Baron hohe Achtung hegte. Die Trauung Albrechts mit der Braut, die er sich von !der Reise mitgebracht, ward still in der kleinen Kapelle des Schlosses vollzogen. Die Domestiken bewunderten die Schönheit und Milde Ver jungen Herrin, lunter lautem Jubel führte man die beiden Gatten in ihre prachtvoll eingerichteten Gemächer.
Es war gegen Abend des TrauungS- >tageS, als Friz in den stiemen Saal trat, in welchem sich die Neuvermählten befanden. Amalie, einfach in weiße Deide gekleidet, trug noch den Braut- stranz in den braunen Locken. Sie glich wirklich einem Engel von überirdischer Schönheit. Älbrecht saß zu ihren Firmen, ganz Anbetung und Liebe.
„Verzeihung, gnädiger Herr, daß ick störe," sagte Friz mit zitternder Stimme.
Der Baron sah ihn fragend an. Amalie ergriff ängstlich den Arm ihres Gatten.
„Ist etwas geschehen?" flüsterte sie, bestürzt über die Aufregung des Dieners, von dem sie wußte, daß er treu an seinem Herrn hing.
„Der Graf von Funcal, in Begleitung seines Neffen bittet um eine Unterredung."
„Jezl?" rief der Baron auffahrend. „Der würdige Mann hat seine Zeit gut gewählt. Wenn ihn mein Gattin empfangen will —"
„Er mag mich an Deiner Seite sehen, Älbrecht — jezt fürchte ich ihn nicht mehr!"
„Friz," befahl der Baron, „laß die iHerren Funcal eintreten, dann bleibst Du in dem Saale, im Falle ich Deiner Dienste bedarf."
Der Diener verschwand. Amalie warf sich an die Brust des Gatten und umschlang mit bebenden Armen seinen Hals.
„Fürchte nichts, Geliebte!" tröstete er unter Küssen. „Uns umschlingt ein heiliges, festes Band, das weder menschliche Gewalt noch Bosheit zerreißen ikarm. Wenige Augenblicke werden genügen, um dem greisen Verbrecher feine Stellung zu uns anzudeuten."
Friz öffnete die Thür, und beide Funcals erschienen. Die Gatten tra-