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stürzung ergriffen, sah sie ihn einen Augenblick an,: bann ließ sie dem ungeduldigen Pferde die Zügel schießen, und der leichte zweirädrige Wage» rollte die Straße entlang. Noch einmal blickte sich Amalie »m, darr» verschwand sie zwischen den Bäumen. Albrecht wußte nicht, welchem der erwachenden Grüble er sich überlassen sollte.
„Sie war es!" flüsterte er. „Wer ist ihr Begleiter?"
Da ging der schwarze Jockey an ihm vorüber. Hastig berührte er die Schul ter VeS Negers der ihn verwunden ansah.
„Wem gehört der Wagen? Wer ist Dein Herr, Freund?"
Der Neqer fletschte die Zäune und zuckte die Achseln als ob er entweder sagen wollte, ick v.rstehe Sie nicht, öder, ich kann Ihnen keine Auskunft geben.
> »I» welchem Hotel wohnt Dein Herr?" fuhr Albrecht dringender fort ,fWie heißt er?" .
Es erfolgte dieselbe Antwort. Nock' Ae der Baron seine Frage wiederholen könnte, flüsterte eine Stimme dickt an seinem Ohre:
„Alphons von Fnncal!"
Albrecht wandte sick. Ei» wahrer Koloß von einem Mau ne stand vor ihm. Und welches Gesicht saß zwischen feinen breiten Schulter», von denen die eine etwas hoher war als die andere Unter starken buschigen Brauen, die offenbar gestwärzt waren, biirzelteii ein Paar hellgraue, geschiffte Angen. Die spffe Stirn war bleich und gerunzelt. Die kurzen Haare einer suchslnannen Perrücke, wohlpomadisiit, lagen dickt an den langen Schläfen. Eine dünne, fast
Jeder andere würde diese kolossale siarrjkalur bewundert haben; der Baron befand sich nickt i» der Veisassung dazu.
„Fnncal?" wiederholte er gedehnt und ungläubig denn der ui Spaa Verwundete war ein langer, hagerer Mann von ackrirndvierzig Jahre» — dieser hier ei» Greis von vielleicht sechzig und von mittlerer gedrungener Gestalt. lind Amalie war bei ihm? „Irren Sie auch nicht?" fragte er.
„Gewiß nickt, mein Herr!" antwortete der Koloß, lächelnd auf ihn hernic- derblrckend.
„So kennen Sie ihn?"
„Ziemlich genau. Das Fest der Hei- ligthümer wird alle sieben Jahre gefeiert, und das gegenwärtige in Vas siebente, das dieser Portugiese besucht."
„Warm ist er angekomme» ?"
„Gestern um Mittag."
»Ist Ihnen die junge Dame bekannt ?"
„Ich habe Gründe sie für seine Tochter zu halten."
Der Baron glaubte sich diesem Manne ansck ließe» zu müssen. Sein Aeußeres verriet!) Dürftigkeit, und deßhalb lud er >hn zu einem Frühstücke ein. Der Mann »irt der Habichtsnase zog seinen Hut und nahm die Einladung a». Nack wenig:ir Minuten saßen Beide beim Champagner.
„Wie ick Ihnen bereits gesagt," be rrckt.ie der Koloß, „so ist Herr von Fnncal alle sieb.» Jabre in Aachen acht Tage anw'sent, außer dieser Zeit sieht man ihn nickt. Plan weiß, daß er ein Portugiese und enorm reich ist Um die Reliquien zu verehren, unteinimnri er die weite Reise, ein .Beweis von
„Ich stehe zu Ihrer, Diensten." sagte er, als die zweite Flasche geleert war. „Mir kan» eö nickt schwer fallen, die gewünschte Auskunft zu erhallen. Ich verspreche sie Ihnen," sagte er mit einem Läckeln, das Zuversicht einflößte. „Hier ist meine Hand "
„Ich verspreche Ihnen zehr, LouiSd'or, wen» Sie eisoiscke», wo die Dame wohnt!" sagte der Baron. Ick habe Ile bereits in Span gesprochen, und habe ihr hier Line willige Nachricht miiznlheilen. — Wo finde ich Sie?"
„lioiilr- «i'ue Nio. 9 "
„Sie sehen mich wieder, sobald der Abend dämmert."
Albrecht von Beck war allein. Das Geheimnißvolle, das Amalie umgab, machte sie ,h»r »ob reizender und seine Lnbe quälender. Mit dem festen Por- sgze, Vermögen und Leben daran zu sezen, »m Gewißbelt zu eihalte», verließ er das Kaffeehaus. Müde und malt kehrte er um zwei Uhr in sein Hotel zurück Sein Diener übergab ihr» ein Bület, das ein Knabe n,r der, Gast auf N>o. 9 gebracht. DaS Dillck enthielt folgende Zeilen:
„Mein Herr!
Es geht Alles vortrefflich. Halten Sie fick diesen Abend nenn Uhr bereit, eS wird Sie zu dem gewünschten Ziele führen — Barchon " (Forts, f-.
eckige Habichtsnase saß zwischen herab jseiner bewunderungswürdigen Religio- hängende» welken Backen, die s.hr glatt.sität "
rasiri waren. Der breite Mund ward! „Das ist nickt zu leugnen !" sagte von schmalen, bläuliche» Lippe» gebil-^der Baron. „Aber wer ist die Dame der, und das wie die Wange» welke,und in Weiber Beziehung steht fl, zu Kinn nrbte behäbig in einer wejßen'ihm?" fragte er, von Unruhe gesol- Halsbinde. In den großen Ohren er- tert
glänzten lleinc gelbe Kiiöpsckcn. Seine Kleidung bestand aus einem w-ißen Filz- Hute, cii»m abgetragenen kaffeebraunen Rocke, gelbe» Nanknnjpantalons, weißen Eirumpfen und Sckuhen mit kleinen silbernen Schnallen. Tie reckte Hand hielt ein großes spanisches Rohr
„Das müßte man zu erfahren suchen!" murmelte der braune Gast, dem die Aufregung des verliebten BaronS nickt entging
„Trinken Sie, mein Bester! Nock eine Flasche!"
Der Koloß verschlang den Champagner.
Amtliches.
Forsiamt Wildbera. (Laamenlitsernngsalkvid und Saamen-
velpgchlUIIg).
Am
Mittwoch den 24. Sept. Morgens 10 Uhr
wird ans der Forstamtskanzlei die Lieferung von ca 200 Centner Weißran- Jiensaaiinn vereikkerdirt und findet gleichzeitig die Veipabtung des Erzeugnisses an Fickten- und Füickensag- me» in sämmllieckci, Nadelholzwäldern des diesseitigen Forsts statt, wozu die Akkordsliebhaber eingelacen werden. Wildberg, 18. Sept. 1856.
K. Forsiamt. Niethammer.
Predigen wird am Sonntag den 21. Sept : Vikar Fischer. _
Redigrrk verlegt unv gevruckk von Ntvimue.