Die weiße Rose.
(Forlsezung).
„Der Himmel segne Dein Bemühe», wackerer Mann! Doch jezl höre der. lezten Wunsch deS Freundes: Du kenn,, das Band, das mich an das Leben sch seit; prüfe es statt meiner, Julius, uni findest Du, daß es zu schwach isr, mei, Glück zu mache», so laß mich als eü Opfer meiner Gesinnung, unsrer Frei heit fallen."
„Ich verstehe Dick, armer, armer Freund! Doch hoffe, und sei guten Wuthes, Helene kann Dir nicht untren werden, den» ße besitt ein muihigek Herz, das allen Gesahien tiozt"
Die beite» Freunde konnte» nich> weiter reden, sie mußte» die aussteigen den Gefühle in ihrer Brust verschließen Ein Aufwärter tiat mit dem Abendesi se» des Gefangenen ein. Schweigend reichte JuliuS dem bleiche» Franz di, Hand, und verließ rasch den Kerker.
„Ich esse nicht!" sagte der o esa» gene. „Aber wollen Sie mir eine Ge, sälligkeit erzeigen, so lassen Sie mir das Licht zurück."
„Mit Freude würde ich Ihren Wunsch erfüllen, wenn es mir gestattet wäre!" war die Annvoit,
Franz winkle, und auch der Wärter entfernte sich Rasselnd schloß sich di. Thur — der Gefangene sank aus sein Lager,
V
Zwischen Mutter und Sohn war seil jenem heftigen Austritte ein eigenthüm lickes Vcihäliniß eingetreten. Dir Kommerzicnräthin beobachtete eine erzwungene Freuntlit keil, sic war selbst zuvorkommender als sonst, und behau delte Helenen mit einer vn Leuts, lig- keit, als ob sie Mitleiben mit der gedrückte» GcmüthSstimmnng derselbe» fühle; Robert hingegen kalte seine Leb Hastigkeit verloren, und er vergaß zwar nie die Achtung gegen seine Mutter, aber er verfolgte jede ihrer Handlungen und Anordnungen mit einem Arg wohne, den er kaum geheim zu halten im Stande war. Er konnte sich des Gedankens nichr erwehren, daß seine Mutter, deren Ehrgeiz durch den Auf
enthalt in der Residenz angestachelt war, aus Liebe zu lhm einen Plan ansgcbe» wurde, der sie mit der höchsten Sphäre ul eine so nahe Verbindung brachte; sie fügte sich, seiner Ansicht nach, ent weder aus Furcht vor der ausgespio« cheneir Drohung, oder aus Klugheit. In beide» Fällen war er cnlschieffe», Alles ausjttbieteu, d>nn mitden Lchwie sigkelte», die sich seiner Ansicht enige- gensteitten, erschien lhm Helene nicht >ur reizender, auch seine iiKlbenschaft oerlor völlig die Sinnlichkeit, von der sie biü dahin nicht siei gewesen war.
Helene versah die kleine» Obliegen- beiten, tue mau ihr als Gesellschafterin der Komirieizieurälhiu zugcrheilr, mit erhöhter Pünktlichkeit; es schnn selbst, als od sie mir Schweiz das eiiigelielene Mißverhäliiiiß erkannt hätte, und nun ihre Wohlthäterin durch vermehile Sorgfalt dafür entschädigen wolle. Der argwöhnische Robert war aus seine Mutter erseisuchlig, er glauble ihrer Veischla- geukeil zulrauen zu dürfe», daß sie i» Helene,r 'selbst sich ein Mittel erschuf, seine Verbindung mir ihr zu hindern Der glnb, nve Liebhaber war in den nächsten vicizehu Tagen nur mit seiner Herzensangelegenheit beschäftigt, er gedachte kaum des gefangenen Franz noch, der ihm in jerer Veziehung ungefährlich erschien. Seine ganze Ausmeilsamkeii war aus Hel.ne geiichiel, und wen» er mit ihr sich leslgesiettt, so glaubte er alle Hinveinissc beseitigt zu Hube».
Madame Simoni Halle ihren Besuch bei dem Präsidenten wiedeiholt. Die-- 'er Umstand bewog ihn, die Verständigung mit Helenen zu beschleunige». Eines Morgens traf er sie all in indem Zimmer seiner Mutter. Verwirrl legte sie das Zeitungöblatt aus der Hand, in d,m sie gelesen batte. Robert grüß- re mit bewegter Stimme und küßte ihr die Hand. Sie errötheie bei dieser Grußbczeugnng und ihre Blicke senkten sich zu Boden.
„Wo ist meine Mutter?" fragte er.
„Sie wirb erst um zehn Ubr ihr Schlafzimmer verlassen. Wenn Sie die Frau Kommerzienrälhin sprechen wolle» —"
„Nein, Helene; ich preise vielmehr de» Zufall, der mir gestattet, Sie ohne Zeugen zu sehen."
„Mich, mein Herr?" fragte sie in
einer Denwiiuiiig, die ihr ungemein reizend stand, und die Robert in seinem Interesse für ei» gutes Zeichen hielt.
Sie stand vor ihm in einer Verfassung, die ihre Schönheit im rollen Lichte zeigte. Das gioße biaue Auge verklärte ei» ruhiger Glanz; die in ihren Umrissen so edel» und reinen Gesichts- zuge wette» der Wiedtischei» eines weiblichen GemüthS, das alle Lct'äze von Tugend und Liebe barg. Wie in ihrem ganze» Wese», so schien Helene auch in ihrer einfachen Toilette die Knuste der Koketterie zu verschmähen; und wenn jener Glane, der der Seele entsiröml, selbst häßlichen Frauen Reize veileihr, wie wunderbar mußte er Helenen schmucke», die oon der Natur mit Gieizie begabt, schön gewachsen und i»r Besitze eines himmlischen AugcnpaarcS war
„Helene, Sie dürfen mir eine Unterredung nicht verweigern, von der meine Ruhe, mein ganzes Lebensglück ab- bangt! O lassen Sie sich durch keine R»c>sicht abhalte», offen, ganz offen zu mir zu reden!" lies er flehentlich und indem ihm die Thränen in die Augen traten
„Was wollen Sie wissen, Herr Simoni?" flüsterte sie kaum hörbar.
(Fortsezung folgt).
Vermischtes.
Pforzheim. Die Krankheit der Kirsch- und Steinobstbäume greift wie im Brcisgau, auch hier um sich, auch soll das Kernobst Spuren zeigen. — Ei» diebischer Handelslebiling, der mit Werlhpapiere» seines Prinzipals nach Paris echappirte, hat doit in 10 Tagen nicht weniger als 1100 fl. durch/ gebracht. Er sizk hier hinter Schloß und Rieqrl. — Ein Scibsimoidversuch einer Bijouterirarbeiierin (sie kochte im Kaffee ein Bündchen Zündhölzchen mir) wurde durch ärztliche Gegenmittel vereitelt.
Predigen wird am Sonntag den 17. Juni: Vikar Fischer.
Redigirt verlegt und gedruckt von SttvtniuS.