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Bremen.

Der Unterzeichnete macht hicmit die Aiiswandcrungslustigen darauf aufmerksam, daß die Preise pr. 15. März, 1. und 15. April nach allen Hafen Amerikas bedeulend zurüchgegangcn sind, und für genannte Termine bei meinem Hause schon hübsche Gesellschaften Kontrakte abgeschlossen haben. Alle welche sich dieser paffenden Ge­legenheit anschlicßen, werden durch einen erfahrenen Kondukteur aus dieser Reise begleitet.

Ich empfehle mich zu zahlreichen Abschlüssen bestens

Der konzessionirte BezirksAgent Ferdinand Georgii.

Plaze für die zwei Bremer Dampfcr^Hermann und Washington kann ich zu den gleichen Preisen wie in Bremen abgeben. Gold und Wechsel auf Amerika zu den billigsten Coursen.

Grüne Farbe und grüne Tinte.

In der Blumenfabrikation wird in neuerer Zeit mit einer gelben Farbe, auf welche eine blaue aufgesezt wird, ein Grün in verschiedenen Tönen und Nuancen hcrgestellt, welches durch sei­ne Schönheit überrascht und in gewis­sen Nüancen die größte Aehnlichkcit mit dem lebhaftesten Schweinfurter Grün darbietet. Die Untersuchung hat ergeben, daß das Gelb nichts Anderes als Pikrinsäure, daS Blau indigblau- schwcfelsaures Kali (Jndigcarmin, blauer Carmin) ist, die wegen der Rein­heit ihrer Farben in der That das schönste Grün geben, waS druck Misch­ung erzeugt werden kann. (Durch Zu- saz von kvhlensaurem Natron zur Lös­ung der Pikrinsäure, also Erzeugung von pikrinsaurem Natron, kann man den Effekt noch erhöhe^. Der blaue Carmin läßt sich leicht auS jeder Fa» benhandlung beziehe».;, die Pikrinsäure, die bekanntlich auch seit längerer Zeit schon zum Gelbsärben der Seide An- wendung findet, kam? von sehr guter Beschaffenheit aus der Fabrik von L eh- mann und Kugler in Offcnbach a. M. bezogen werden.

Durch Vermischen von Lösungen der Pikrinsäure und des JndigcarminS läßt sich auch eine ausgezeichnete grü­

ne Tinte darstellcn, wenn man da­rin gleichzeitig die erforderliche Menge arabisches Gummi löst. Auch ist zu erwarten, daß man sich dieses Grüns, sobald es einmal bekannt geworden sein wird, in der Tapetensabrikation an der Stelle des Schweinfurter we­nigstens in solchen Fällen wird bedie­nen können, wo der Preis der Tapete eS gestattet.

Zeitung für Landleute.

Mitte» in dem Chaos der Gegen­wart, unter dem Lärmen der tagen­den Häuser und Kammern, dem Ge- wirre diplomatischer Konferenzen, all den Kanonendonner und Spitaljam- mcr in der Krim übertöncnd, erscholl mit ungeahnter Plözlickkeit die Kunde Kaiser Nikolaus von Rußland ist todt!" Keine Zeitung wußte von ei­ner Krankheit etwas. Da traf am Freitag Vormittag die telegraphische Nachricht von der höchst gefährlichen Erkrankung in Stuttgart ein mit dem gleichzeitig dringenden Wunsche, daß Kronprinzessin Olga nach Petersburg kommen möchte, die den» auch noch denselben Nachmittag mit ihrem Ge­mahl dahin abreiste. Noch am nem- lichen Abende brachte der Telepraph die weitere Kunde, daß der Kaiser gestorben sei. Diese Nachricht fand

überall und von allen Seiten her ih­re Bestätigung. Nikolaus ist am 6. Juli 1796 geboren und folgte seinem Bruder Alexander in der Regierung am 1. Dezember 1825 in Folge der Verzichtleistung seines älter» Bruders Konstantin. Seine Gemahlin Aleran- dra war die Tochter des leztverstorbe- nen Königs von Preußen, von wel­cher er 6 Kinder hinterläßt. Thron­folger ist sein erstgebotner Sohn Ale­xander, der mit einer hessendarmstäd­tischen Prinzessin vermählt ist und be­reits 5 Kinder hat. Die übrigen Kin­der dcS Verblichenen sind die Groß­fürstin Maria, Wittwe des Herzogs von Leuchteubekg, unsere Kronprinzes­sin Olga, die Großfürsten Konstan­tin, Nikolaus und Michael.

Der Kaiser legte sich Mittwoch dcn 28. Feb. an einem etwas heftigen GrippeAnfall, wozu dann eine Lun­genentzündung kam, welche die Acrzte ernstlich befürchten ließ, cs werde eine Lungenlähmung eintrcten, waS später auch der Fall war. Er verschied am 2. März Mittags 12 Uhr 10 Minu­ten nach nur leichtem Todcskampfe.

Dem neuen Kaiser Alexander II. wurde bereits von den Beamten und der Armee gehuldigt.

Redigirt, verlegt und gedruckt von Rivinius.