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auf seine Liebe machen zu können. —sie beabsichtige dm Sommer auf dem
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Sie schien in diesem Traum versenkt, ihrer Wohtlhätcrin zu vergessen, und wurde erst daran erinnert, alö diese selbst wieder erschien, selbst Hand anlegte, um sie recht vortheilhasl zu klei den, ja sogar eine Nacht unter ihrem Dache schlief, und in der Folge, wenn der Geliebte nichts dagegen habe, öfter wicderzukchren versprach. Sie standen eben vor dem Spiegel, als Emma ihr diesen Antrag machte. Rosette blickte hinein, und wenn gleich entzückt über sich selbst, mußten doch Emmas bleiche, aber interessanten Züge, die ihr ebenfalls aus dem Spiegel entgegenstrahl- leu, einen eigenen Eindruck aus sie hervorbringcn, denn sie sagte ganz naiv: „Rein, nein! W re viel Dank ick Ihnen auch schuldig bin — und wenn cS Herr Emil auch erlaubte, ich würde es nicht. Sie sind doch weit schöner als ich und könnte» mir gefährlich werden."
„Meinst Du?" sagte Emma lächelnd und blickte in den Spiegel. Sic erstaunte jezt plözlich, wie nichtssagend ihr das Mädchen in diesen Kleidern erschien. Neue Hoffnung aus das Gelingen ihres Planes durchwbgle sie und röthcte die Wangen ein wenig. Mir einer gewissen Zuversicht fezte sic hinzu: „Nun, fürchte nickstS. Meine
Lande zu wohnen. Ebenso geheim wußte sie ihre Ausflüge dorthin in's Werk zu sezen, daß selbst ihre Kammerfrau von diesem nichts ahnte. Alö sie heute in ihrem Hotel anlangte, war sie nicht wenig überrascht, von dieser zu vernehmen, daß ihr Gemahl bereits seit einer Stunde zurückgckehrt sei. — Obgleich blaß, üdergoß doch der Schreck ihre Wangen mit Todtenfarbe. Sie fühlte dies und suchte es den neu gierigen Blicken der Kammerfrau durch Boihalten ihres Taschentuches zu verbergen. Zn ihrem Herzen dankte sie Gott, daß ihr Gatte nicht auf den Einfall gekommen sei, zuerst die Geliebte zu besuchen, wo er sie unfehlbar getroffen hätte und eilte, sich zur Unbefangenheit zwingend, in ihr Zimmer, in die Arme des sie erwartenden Gemahls.
„Du bist bleich," sagte Emil, nachdem er, wie es schien, mit großer Zärtlichkeit die Gattin an'S Herz geschlossen. „Warst Du unwohl?"
„Du fragst nach meinen bleichen Wangen, wenn Du mir fehlst?" er- wiedcrte Emma zärtlich. „Nimmt es Dich wunder, daß Sehnsucht die Wangen bleichen kann?"
„Nun, ich bin wieder hier," sagte Emil, sie fest an sich drückend, „und
Anwesenheit soll Dick' niebt gefährden wenn meine Gegenwart Deine und ihn erröthen lass», ied boffe Alsi leS von meiner Abwesenheit."
„Worüber soll Emil denn roll) wer den?" fragte Rosette.
„Je nun, die Ueberrasck'nng weinst er die Veränderung wahrnininil — die Verlegenheit könnte" —
„Ja, ja, da haben Sic reckt. Er muß sich erst dran gewöhnen," siel Rosette ein.
„Ja wohl," sagre Emma mit ciiicsi Seufzer. „Gewohnheit macht den Menschen gegen AlleS gleichgültig.
Sie läßt ihn Liebe und Treue veiges- sen, warum nicht ein Eiiöthc» des Tankes! Dock' eS wird spät. Morgen, spätestens übermorgen komme ich wieder." Sie entfernte uw.
* » *
Emma hatte die Einkäufe und den Transport jener Lachen so vorsichtig betrieben, daß nur der Verkäufer darum wußte, dem sie glauben machte,
Herz," tröstete Emil, sie küssend. — „Ja, ich verspreche Dir, wenn es möglich ist, noch früher wieder bei Dir zu sein."
„Ich muß es gewohnt werden, Dich jezt öfter zu entbehren," sprach Emma traurig. — „Wird die schöne Zeit wohl wiedcrkehren, wo Du nur bei mir Dein Glück, Deine Unterhaltung fandest?" —
„Du bist mein Alles!" rief Emil, sie umfassend, „aber der Mann gehört nun einmal der Welt, mein Kind, die Frau dem Hause; darin liegt die noth- wendigc Bedeutung kurzer Trennungen zwischen Eheleuten, desto süßer find die Stunden des Beisammenseins."
Emma schwieg. Emil glaubte sic von der Wahrheit des ausgesprochenen Sazes durchdrungen.. Es war bereits spät; Beide suchten das Lager; aber ganz verschiedene Gefühle durchwogten sie. Emma bebte vor dem nächsten Morgen; das war, sie ahnte es, der für sie entscheidende Tag. — Ensii sah demselben mit Sehnsucht entgegen.
Wir wollen nicht sagen, er lieble das Bauernmädchen; nein, cs war mehr die Naivität, die schuldlose Natur, welche den Weltmann ungezogen halte. Er gefiel sich in dieser unerlaubten Spielerei, er fühlte sich schuldig und wieder nickst; denn in seinem Verhältnisse lag noch nichts Unreines, obgleich wir nickst abgeneigt sind, zu glauben, daß eine günstige Gelegenheit, — bis jezt hatten die klugenWl- tern des Mädchens jede einsame Annäherung verhindert, — den Engel der Unschuld verscheucht haben würde. (.Fortsezung folgt).
Wangen röthen kann, so soll bald die Rose vor ihrer Gluth erbleichen."
Er theilte ihr nun mit, daß der Onkel bereits im Sterben gelegen, daß er nur dessen Begräbniß besorgt, die Angelegenheiten dann einem Norar übergeben, daß auch seiner Sehnsucht Flügel, sich »ach der geliebten Gattin ausspannend, ihn so scknell zurnckge- sühu. — Emma durchzuckte cs bei dieser falschen und dock' mit so wahrem Tone gesprochenen Versicherung, sie faßte sich aber und sagte: „Du wirst mich also nun sobald nicht wieder Verlässen?"
Emil war überrascht .von riesersTag den Tod, als der Wasserträger Frage. „Wenigstens nicht mehr aus ein junges nettes Mädchen zum Alta-
Eine wohlhabende Wittwe von 65 Jahren in Paris erstickte sich dieser Tage durch Kohlcndampf, weil ihr junger Wasserträger sie ausgelacht ^ als sie ihm ihre heiße Liebe gestanden. Die liebeskranke Alte gab sich an dem
so lange Zeit," fagre er nacki enier Pause; „aber leider," fügte er hinzu, „muß ich, eben der Erbschaft des Onkels wegen, morgen — —"
„Morgen schon?" seufzte Emma. „Ich kehre am Abend zurück, mein
re fühlte
Nächsten Sonntag den 13. d. M. wird predigen: Vik. Schmidt.
Redakteur: Gustav RiviniuS.
Drikck uud Vertag der Rtvinlusscheu Buch- druckerci in Calw.