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wußte nicht, sei cs ein Knabe oder ei-,Ihr schon übc! über den vorigen»-in den Fenstern, war aber recht de,

^_ ^^5._KinkYssit'kersckt'Ni der Anmutk r,i prklilfen.

ne Dirne. Es trug ein rosenrotstes weißgeschliztes Wamm von Seiden zu dergleichen ljchtgrünen Beinkleidern, sammt Federhnt, und hatte eine feine Larve vor.

Die Spiellentc, Bläser und Pauker, die Gaffens wegen ihieS Amtes gar vergessend saßen, griffen an und mach­ten einen Marsch, nicht zu gemach und nicht zu flink, nur cbeu recht. Da tra­ten die Beiden zugleich aus das Seil, das nicht zu steil anstieg, sezten die Füße, fest und zierlich, einen vor den andern, vorsichtig, doch nicht zaghast, die freien Arme jezt weil ausgercckt sezt schnelle wieder cingezogen, wie eS eben dem Gleichgewicht diente.

Kein Laut, noch Obemzug war un­ter den tausend Zuschauern gehört, ein Jedes fürchtete wie für sein eigen Le­ben, cs war als wenn Jedermann wüßte, daß sich dieß Paar jtzo das erstemal auf solche Bahn verwage.

Die junge Gräfin bedeckte vor Angst das Gesicht mit der Hand; den Gra­

fen selber, ihren Vater, den eisenfesten Mann, litt eS nicht mebr auf seinem Siz, gar leise stand er auf. Auch die Musik ging stiller, wie auf Zehen, ih­ren Schrill, ja wer nur Acht darauf gegeben hätte, der Ralhhauöbrunneii mit seinen vier Röhren hörte allge­mach zu rauschen und zu laufen auf, uüd der steinerne Ritter krümmte sich

merklich.-Nur stet! nur

still! drei Schritt noch und Juch­he! scholl'S himmelhoch: das eiste Ziel war gewonnen! Sic faßten beiderseits zumal, Jedes an seinem Orr, die Stangen au, verschnauften, gelehnl an die Gabel.

Der unbekannte Knabe wollte sich die Slirne wischen mit der Hand, nn- eingedenk der Larve: da entfiel ihm dieselbe zusammt dem Hut und ach! ein Graus für alle Gefreunde, Vet­tern und Basen, Gespielen, Bekannte, so Buben als Mädchen die Prone ists! Die Vrone Kiderlen, einer Witt- we Tochter von hier! so gings von Mund zu Mund. Ist es denn eine Menschenmöglickkert? rief eine Bürsten-! dindersfran: daS Vronle, meiner nacks ste» Nachbarin Kind? Nu , Golt sei Dank, bang vor einer halben Stun-> de 'ist ihre Mutter heim eS ward!

sten und jezt das eigene Kind der Schlag hätt sie gerührt, wenn sie das hätte sehen sollen! Schon er­hoben sich wiederum Stimmen im Krei­se , und noch lauter als vorhin beim Seppe, mit Bitten und Flehen an die Dirne, nicht weiter zu gehen. Sie aber, ganz verwiru, flammroth vor Schall!, nicht wissend selbst, wie ihr geschehn, wie sie's vermocht, stand da wie am Pranger, die Augen schwa- mcn ihr und ihre Knie zitterten. Ein Mann lief fort, eine Leiter zu holen.

Derweil war aber schon der flinke Bergmann an der audcui Seile zum Seppe auf das Seil gekommen und hatte ihm ctwaö in die Ohren ge­rammt, worauf der ungesäumt den linken Schuh abzog und seiner Part­nerin muthig die Worte zurief: komm, Vrone, es hat seine Noch! trau auf mein Wort, faß dir ein Herz und thu mit deinem rechten Schuh wie du mich eben sahst mit meinem linken thun, und wirf ihn mir keck zu!

Sie folgte dem Geheiß, mit Lächeln halb, und halb mit Weinen, warf, da flog der Schuh dem Burschen wie von selber an seinen ausgestreckten Fuß. Nun warf er ebenfalls, und ihr geschah dasselbe.

Jezt, Vrone, mir entgegen! Es ist nur bis ich dich einmal beim kleineu Finger habe, und wenn du mit der! Patschhanv einschlägst, dann soll cs mir und dir etwas Gutes bedeuten! Frisch dran, ihr Spielleut, macht uns auf, und einen lustigen!

Das fehlte nickt. Die vier Füße begannen fick gleich nach dem Zeit- maaS zu regen, nickt schrillweiß wie zuvor und bedächtig, vielmehr im kunft. gereckten Tanz, als hätten sic von kleinauf mit dem Seil veikehlt, und schien ihr ganzes Thun nur wie ein liebliches Gnvebe, das sie mit der Musik zu S>and zu bringen hätten. Von nun au waren alle Blicke sorglos und wohlgefällig aus das hübsche Paar gerichtet und gingen immer von Einem um Andern. Ter Mann auf dem Brunnen hatte längst wieder den Athem gefunden, und das Wasser sprang aus den acht Rohren noch einmal so be­gierig als fönst. Auf jedem Mädchen- Antliz, unten auf dem Plaz und obcnj

Wiederschem der Anmuth zu erblicken, die man vor Augen hatte.

Kein Kriegsmann war so truzig, u. kein Graubart von der Rathsherrnbank so ernsthaft und gestreng, daß ihm das Herz dabei nicht lachte, und die Hand­werksgesellen der Stadt waren stolz, daß Einer von den Ihren vor all den fremden Gästen so herrlichen Ruhm da- vontrage.

Der Seppe sah im Tanz nicht mehr auf seinen schmalen Pfad, noch minder nach den Leuten hin, «r schaute allein aus das Mädchen, welches in unver­stellter Sitlsamkeit nur je und je seine Augen aufhob.

hFortsezung folgt).

Vermischtes.

Was ist das Jeden eines chravenzirn- mers?

Von 18 bis 25 Jahren der sieben­jährige Krieg zwischen Herz und Ver­stand. Von 25 bis 55 Jahren der ZUjährige Krieg der Natur mit dem Schneider, und von da weiter eine hartnäckige Vertheivigung einer alten Citadelle gegen die sturinlaufendcn Jahre.

Die beste Telegtaphcniinie wäre wohl die, wenn man alle halbe Stun­de ein Weib stationirle, und der Ersten die Nachricht als ein Ge­he im n aiivertiauke.

Die Hochzeiten weiden jezt sehr häufig im Stillen gefeiert und der Lärm geht erst nach der Hoch­zeit los.

Die Mlen bildeten die Grazien irr weibli ck> e r Gestalt, aber die F u- r i e n auch welch ein Fingerzeig!

Nächsten Sonntag den 23. d. M. werden predigen: Vorm. Kandidat Otto Fischer. Nachm. Helferat-A.V. chmoller.

Redakteur: Gustav Rlvin ius.

Druck un^M^ der Rivinius'schen Buch- i in Galw,