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am Ende glaubte sie gewiß, die Schu­he seien ihr ven ihrer Namens-Heili- gen Veronica auf diesen Tag beschert, und dankte alöbald der Patronin aus ehrlichem Herzen. Dann zog sie oh­ne Weiteres auch den andern wieder an, schob ihre alten in den Deckelkorb und stieg getrost den Berg hinauf.

(Nun werben in dem Büchlein ver­schiedene Abenteuer erzählt, welche der Vrone mit ihren Schuhen zustießen, die wir Raumes halber übergehen müssen. Unsere Leser erinnern sich, daß Seppe gerade nach Stuttgart zu­rückkam, als wegen der Vermählung der Tochter des Grasen verschiedene Feste gegeben wurden. Unter andern gab die Stadt Stuttgart auf dem Markiplaze so eine Au Volksfest und lud den Grasen und das Brautpaar ein, demselben vom Balkon desRath- hauscS anS znzusehen. Wir nehmen den Faden der Erzählung da wieder auf, wo die verschiedenen Schauspiele dieses Festes fast zu Ende sind.)

Der Seppe hatte bis daher Alles und Jedes, die ganze Mummerei, ge­ruhig, obwohl >mt unverwandtem Aug und Ohr, an ihm vorbciziehcn lassen. Wie aber jezt die fremden Gaukler, lauter schöne Männer, Frauen und Kinder, in ihrer luftigen Tracht ihre herrliche Kunst sehen ließen, und ihnen jegliche Verrichtung, als Tanzen, Schweben, sich Verwenden, Nu verfal­len, Kniecn, so gar unschwer von Stat­ten ging, alS wär eS nur geblasen, kam'ihn auf einmal große Unruh an, ja ein unsägliches Verlangen, es ihnen gleich zu thnn. Cr merkte aber bald, daß solche Lust ihm von den Füßen kam, denn alle beede, jezt zum eist n- ,nal einträchtig, zogen und drängten ihn sanft mit Gewalt nack jenem Fleck hin, wo das Seil an einem starken Pflock am Boden festgemacht war, und schief hinauf lies bis an die vordere Gabel. Der Seppe dachte, dieses ist nur wieder so ein Handel wie mit der Dreherei, und siel ihm auch gleich ein, daß Meister Huzelmann, ans dessen Geheiß er heut die Glücksschuh alle zween anlegen müssen, das Lacken ha­be fast nickt bergen könne». Er stieß die Zehen hart wider das Pflaster, strafte sich selbst mit innerlichem Schel­ten, ob solcher thörigtcn, ja gottlosen

Versuchung und hielt sich unablässig vor im Geist Schmack, Spott, Gelach­ter dieser großen Menge Menschen, dazu Schwindel, jähen Sturz und Tod, so lang bis ihm derSiedig aus der Haut ausging und er seine Augen hinweg wenden mußte.

Nun aber zum Beschluß der Gauk­lerkünste erschien in Bergmanns-Habit, mit einer halben Laivc im Gesicht, ein neuer Springer, ein kleiner stumpiger Knorp; der nahte sich dem Haupt der Tänzer, bescheidentlich anfragend, ob ibm vergönnt sei, auch ein Pröblein abzulcgen? ES warb ihm mir spölli scker Miene verwiliigt, und alsbald beschritt er das Seil, ohne Stange. Er trug ein leinen Sücklein aus dem Rücken, das er an eines der gekreuz­ten Schraghölzer hing, dann pruste er mit einem Fuß die Spannung, lies vor bis in die Mitte und Hub jezt au, so wnnderwürdige und gewaltige Din­ge daß AÜcS, was zuvor gesehen war, nur Stümperarbeit schien. Kopfunter hing er plözlich, der kurze Zwagstock, au dem Stil herab und zangelte sich so daran vorwärts aus Vas behendeste, und wiederum zurück, schwang sich em­por und stand bolzgrad; siel auf sein Hintertheil, da schnellte ihn das Seil hinauf mit solcher Macht, daß er dem Rathhaus-Giebel um ein Kleines gleich gekommen war, und dennoch kam er wieder jedesmal schön auf denselben Fleck zu stehen und zu sizen. Zulezt schlug er ein Rad von einem End deS Seils zum andern, daö ging man sah

an

Frucht rc. Preise

in Ealw am 15. Okt. 1853.

pr. Schcffc

fl. kr.

fl-

kr.

fl-

kr.

Kernen

-

_

neuer

25 36

24

49

23

_

Dinkel

neuer

10 45

10

27

10

12

Haber

neuer

7 6

6

40

6

pr. Simri

fl. kr.

fl-

kr.

Roggen

2

1

Gerste

2 3

2

_

Bohnen

2 20

2

12

Wicken

- -.

_

_

Linsen

2 40

_

Erbsen

2 44

Ausgestellt waren

9

Schffl. Kcr-

neu, «>-- Schffl. Dinkel, Sckffl. Haber. Eingeführt wurden 88 Schffl. Kernen, 70 Sckffl. Dinkel, 65 Schffl. Haber. Aufgestellt blieben 7 Schffl. Kernen, 5 Schffl. Dinkel, 4 Schffl. Haber.

Weitere Notizen. Kernen. Dinkel.

Schffl. fl. kr. Schffl. fl. kr.

Haber.

nickt mehr was Arm oder Bein ibm sei! So oft auch schon seit dreien Stunden der Beifallsruf erschollen warf^Eare:

13

25

36

6

10

45

3

7

6

6

25

3«

30

10

30

20

7

8

25

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20

10

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10

6

48

10

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5

10

15

15

6

30

9

24

48

4

10

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6

6

20

6

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7

6

14

24

36

10

24

30

10

24

4

23

4 Pfv. Kcrnenbrod 20 kr. solch ein Gejubcl und Gelobe, wie!^' l^warzeö Brod 18 kr. 1 Kreu- nber den trefflichen Bergmann, war muß wägen 4>/)Lvth. Fleisck-

nock nickt erhört. Die Gaukler schau-?. Ochsenfleisch 10 kr.

ten ganz verblüfft darein, fragten und « ^9"^' ^uteö 9kr. geringeres 8kr.

Knhfleiick', gutes Skr. geringeres 8kr.

rirthen untereinander, wer dieser Sa­tan wäre? indeß die andern Leute alle

Kalbfleisch 7 kr. Hammelfleisch 8 kr.

meinten, dieß sei nur so Scherz ^Schweinefleisch, unabgezvgenes 12 kr. daS Männlein gehöre zu ihnen, .ssans- ^'V'-st'geneö 1 j fr.

warst insonderheit stand als e,n armer ungesalzener Tropf mit seinem Gugel da, sein Possenwerk war alles Läures-! blosel neben solchem Meister, ob die­ser sckon daS Maul nicht dabei brauchte.

(Fortsczung folgt).

Stadtsckuldheißenamt. Schul dt.

Redakteur: Gustav Rivin ine.

Truck und Verlag der Rivmius'schen Duch- druckerei in Calw,