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Der Bauernfänger.

(Fortsezung).

Etwaö besser ging cs in Herms­dorf mit dem kranken Vater, aber die Gefahr war noch nicht überstandcn, und die arme Marie that ihre Haus liehe Arbeit mit einem schwer betrübten Herzen. Sie war selbst trostbedürflig und mußte noch der Mutter, die Alles verloren gab und dem Grame sich fast unthätig uberließ, täglich Trost zusprc- chen. In der Wirthsedast ging es da­bei schleckt. Die Dienstleute, der Knecht und die Magd lhaten ihre Schuldig­keit nur halb, weil sie nicht mit del bisherigen Strenge dazu angehalten wurden. Wir können Alle ein schlaf­fes Regiment nicht vertragen grei­fe Jeder ist seine eigene Brust, ob er stets und unter allen Umständen so eifrig und thätig bleibt, wenn er gar keine Aufsicht zu erwarten hat. Vor der Tochter, welche zu jung und zu gutmüthig war, hatten Knecht und Magd wenig Respekt, auch wenn sie auf das Feld oder in den Stall ging, um nachznsehcn und selbst mitzuhelfen. So kehrte sie oft voll Acrgcr über Nach­lässigkeiten nach Hause zurück und durf­te der Mutter nicht einmal davon sa­gen» denn sie fürchtete alle Tage, auch diese auf das Krankenlager sinken zu scheu. Wenn doch Josef noch in Hermö dorf gewesen wäre!

Als sie in dieser Stimmung eines Abends den Fußsteig neben der Land­straße, an welcher der Aker ihrcS Va­ters lag, zur Heimkehr einschlug, horte sic einen Wagen hinter sich rollen und sah, sich danach um. Es war ein lan- dcSnblich.ö Fuhrwerk, mit einer Lcin- wandkeckc überspannt, was sie dort eine,. Plan- oder Planwagen nennen. Plözlich hielt cS und ein Herr sprang heraus: sie erkenmle ihn auf den ersten Blick. »Fahren Sie nur herein in daS WirthShäuS!" sagte der Herr zu dem Fuhrmann. Marie kannte auch diesen, er war aus der nächsten Stadl und trieb Lohnfuhrwerk. »Ich komme nach, habe hier eine Bekannte gefun­den !"

Guten Abend, Marte!« wandte er fick nun, als der Fuhrmann vorüber­fuhr, an das freundlich ausblickende Mädchen »Kennst Du mich noch?" Beide giiissci, jczt nebeneinander her.

»O ich werde Sie doch kennen!" antwortete Marie und verweigerte ihm ihre Hand nicht.

Nun, wie heiße ich?« fragte der Fremde.

Daö hat mir der Vater gesagt, Sie sind der Herr von Mosen,« erwic- derte Marie und lächelte ihn so ver­trauensvoll und unbefangen an, daß es ihm einen wahrhaften Stich in Las Herz gab.

»Was mackst Dein Vater er ist krank gewesen?« fragte er schnell.

»Er ist noch krank und wird wohl nicht wieder gesund werden, die Mut­ter wird auch krank" sagte Marie, die nach einem momentanen freudigen Ver­gessen um so kummervoller wieder au ihre Lage dachte.

»Armes Kind!" sprach Mosen mit dem Ausdrucke wahrer Theilnahmc. »Sage mir, was fehlt Deinem Va­ter ?«

Da überwältigte das Bedürfniß, sich einmal reckst von Herzen auszusprecheu, dies einfache Gemülh und sie erzählte unter vielen Thräncn, wie daS Unglück gekommen war. Es machte sichtlich in seiner Raturwahrheit den tiefsten Eindruck auf den Zuhörer. Als sie geendigt hatte, schwieg er eine lange Weile, als könne er nickst das rechte Wort und den rechten Ton finden.

Dann sagte er: »Armes Kind!" strich ihr wohlwollend die Wange und verstummte wieder. Beide gingen schweigend nebeneinander, Marie hatte sich ausgesprochen und stick'te min ih­ren Thräncn Einhalt zu thun.

Nach einer Welle begann er von Neuem: »Wenn Tu dem Menschen, der so vieles Leiden über Dich ge­bracht hat, doch vergelten könntest nicht wahr?"

Sie verstand ihn nicht und fragte, ihr Auge auf ihn richtend, was er meine.

Er blickte ibr tief in das Auge.Ich meine, ob Du nicht wünschest, dem Eiende», dem Du dicö Unglück ver­dankst recht viel Böses anzuthuu? Du Mußt ihn bitter hassen.«

»Ich? Sic denken, ich bin recht schlecht, gnädiger Herr.«

Schlecht!" rief er. »Seinen Feind hassen und verfolgen, das ist natürlich. Schlecht nenne ich nur, wenn Eitler

unschuldige Menschen, die ihm nie cm Leid zugesügt kränken oder unglück­lich machen kann, das ist sehr schleckst."

Ja wohl aber seine Feinde sott man auch nickst hassen und verfolgen, steht in der Bibel."

sForlseznng folgt)'. "

FrucPt :o. Preise in Eülw am 26. März 1853. xr. Scheffel

fl-

kr.

fl

kr.

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Kernen

1s

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12 30

Dinkel

6

s

5

27

5

Haber

5

30

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36

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s

r. Simri

fl.

kr.

fl-

kr.

Roggen

Gerste

1

6

1

s

Bohnen

1

36

1

39

Wicken

1

2»

1

12

Linsen

1

52

1

s8

Erbsen

2

8

1

52

' Ausgestellt waren 39 Schffl. Ker­nen, L Schffl. Dinkel, 12 Sck'fftt Haber. Eingeführt winde» 89 Schsftt Kernen, 54- Schffl. Dinkel, 39 Schffl. Haber. Aufgestellt blieben 8 Schffl. Kernen, 15 Schffl. Ducke!, 6 Schffl. Haber.

Weitere Notizen.

Kernen.

Dinkel.

Haber.

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13

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30

Brodtare:.s Pfund K crncnbrvd 12 kr. dto. scl warzeS Brod 10 kr. 1 Kreu- zerweck muß wägen 7 Leih. Fl'eisch- tare 1 Pfund Ochscnfleisck 9 kr. gutes Rindfleisch 7 kr., geringsteskt., Kuhflcisch 7 kr., Kalbfleisch 6 kr., Hammelfl.isck 5 kr, Schwcincficiscy rii'.adgczogcn l lkr., abgezogen 10k. .

Etadtschuldhcißcnamt. Sch «ldt.

Redakteur: Gustav RiviuinS.

Druck und Derlaq der Niviinus'schechBuch« drucke«! in Calw.