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zwar 6l in ancrkemiungswerther Be­rücksichtigung dcS weit größeren Un­glücks) das andere härter beschädigte Gemeinden getroffen hat, auf fremde Unterstüznng aus eigenem Antrieb Ver­zicht geleistet. Dagegen erscheint nach den vorliegenden ausführlichen Dar­stellungen bei den übrigen 114. Ge­meinden, von welchen manche auch noch von Brandunglück, Epidemieen und sonstigen außerordentlichen Ereig­nissen heimgesucht worden sind der Nothftand um so größer, als ein be­deutender Theil der Einwohner durch die vieljährige Kartoffclkrankheit und durch unergiebige Getreide- und Wein- Ernten vorher schon erschöpft war. Die vor uns liegenden Schilderungen des Jammers, in welchem man so viele von Lebensmitteln und zum Theil sogar von der nöthigsten Kleidung cnt- blöste Familien versezt sicht, seit di^ Aussicht auf eine ergiebige Ernte durch Hagel, Ueberschwimmung, Sturmwinde und sonstiges Unwetter für sie vernich­tet ist, sind herzergreifend und beson­ders traurig ist, was auS den Berich­ten hervorgeht, daß eS sich hier nicht bloS von seit länger her Armen, son­dern auch von zahlreiche» Familien auS der Mittelklasse handelt, welche bei nicht bedeutendem Griindbcsiz sich früher ehrlich durchzubringen im Stande waren, jezt aber durch eine Reihe von ungünstigen Jahren so zurückgekommen sind, daß sie der Unlerstüzung in ho­hem Grade bedürfen. Die Anzahl der in den oben bczcichncten 114 Or­ten vorhandenen unterstnzungöbediirflss gen hagclbeschädigten Familie» belauft, sich nach den amtlichen Berichten auf 6104.

An der Hagelversicherungskaffe be- theiligt waren nach den Berichten nur einige wenige Familien der minder be mittelten Klasse und auch diese mei­stens, nur mit einem Theile der ge­hofften Ernte.

Auf Unterstüznng von dem bemittel­teren Theile der Einwohner haben die hülfsbcdürftigen Beschädigten sich in der Regel keine Hoffnung zu machen, weil Jene selbst von Schaden betroffen worden sind; und Beiträge aus ande

wenig Gelegenheit vorhanden und na­mentlich fehlt es an Gelegenheit zu Verdienst durch öffentliche Arbeiten überall gänzlich.

Wir haben in Erwägung gezogen, ob wir unter den vorstehend dargcsiell- tcn Umständen verpflichtet seien, un scre Mitwirkung zu Linderung deö Nothstandeö, in welchem wir einen be­trächtlichen Theil unserer Mitbürger auf's Neue sehen, eintreten zu lassen. Hiebei konnte uns nicht entgehen, daß, nachdem wir in der neuesten Zeit die Theilnahme der Besizenden an dem Mißgeschick ihrer ärmeren Mitbürger kaum erst wiederholt haben in An­spruch nehmen muffen, eine erneuerte Aufforderung zu solcher Theilnahme einigem Bedenken unterliegen könne. Auch haben wir nicht überiehen, daß Kollekten für Hagelbeschädiglc in der Regel Begünstigung nickt verdienen, weil die bedauerliche Abneigung vor der Betheiligung an der Hagelversi­cherung, welcke dann freilich b.i min­der Vermöglichen häufig auch in dem Mangel an Mitteln zu Bezahlung der Versicherungsprämien ihren Grund hat, durch solche Kollekten nicht genährt werden sollte. Allein diese Bedenken mußten bei uns vor der Erwägung zurücktreten, daß cs sich dermale» nicht von einer gewöhnlichen Zeit und von gewöhnlichen Zuständen handelt, son­dern daß wir im Uebergange auS einer Zeit außerordentlichen Nothstandes in, wie wir hoffen, bessere Zustände be­griffen sind und daß die rn glückliche­ren Verhältnissen Stehenden es gerne für ihre Ausgabe erkennen werden, denjenigen, welcke wir in dieser Ucber- gangsperiode von neuem besonderen Unglück b, troffen sehen, auf's Neue mit mildem Sinn zu Hülse zu kom­men, um sie vor tchwcrem Mangel z»

Zn der Ueberzeugnng, daß auch u» sere Mitbürger alle, welcke in der glücklichen Lage sind,' Hülfe leisten zu können, diese Ansicht rheilen, halten wir cs denn für unsere Pflicht, den Nokhstand, wie er sich bei der bedürf­tigeren Klasse der Gewittcrbesckädigten vor Augen stellt, öffentlich darznlegen

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rcn Orten sind bis jezt nur einige ge-'und um Beiträge Behufs der Linde

ringe cingegangen. Zn ArbeitSver- rung ihrer Noch zu bitten.

dienst ist in de» beschädigten Orten Wir zweifeln nicht, daß der oft be­

währte Wohlthätigkeitssinn auch hier wieder überall sich thätig zeigen werde und'daß namentlich auch die Güter- besizcr, welche sich einer ergiebigen Ernte zu erfreuen gehabt haben, gerne bereit sein werden, durch größere oder kleinere Gaben an Geld oder Natura­lien ihr Scherflein beizntragen und wir laden daher die betreffenden OrtS- behörden ein, in Verbindung mit den OrtSarmenvercinen und Pfarrgemein- deräthen für die Sammlung solchir Beiträge auf dem den örtlichen Ver­hältnissen angemessensten Wege zu wir­ken. Insbesondere vertrauen wir auch zu den Herren Geistlichen, daß sie die durch das bevorstehende kirchliche Ern« teDankfest sich ihnen darbictcnde Ge­legenheit gerne benüzen werden, die lhätige Theilnahme ihrer Gemeinden für den wohlthätigen Zweck anzuregen.

Was die größeren Städte betrifft, so würden wir cs dankbar erkennen, wenn sich in denselben besondere Ver­eine Behufs der Sammlung von Bei­trägen bilden würden, wie dieß schon mehrmals in ähnlichen Fällen mit so erfreulicken Erfolgen gcsckehen ist.

Da wo Naturalien gesammelt wer­den, wünschen wir deren Verkauf zu möglichst hohen Preisen, weil die Ver­sendung der Naturalien in die hülfs- bedürftigcii Orte und die Vcrtheilung daselbst in der Regel mit unverhält« nißmäßigem Aufwand und cigcnthnm- iicken Schwierigkeiten verbunden sein würde.

Die eingehenden Geldbeiträge, sowie die Erlöse ans Naturalien können ent­weder unmittelbar an unsere Kasse, welche angewiesen und bereit ist, alle und jede Gaben, die von einzelnen Menschenfreunden sowohl, als von Vereinen oder Gemeinden an sie kom­men, in Empfang zu nehmen, oder auch an die in den Obcramtssizen woh­nenden Bezirkökassiere der Centralleitimg übergeben werden, von welchen die Bei­träge fammt dcn Urkunden der Orts- bcbördcn und einem summarischen Ver­zeichnisse nach Orten an die Kastc.der Ecntrallcitung cinzuscndcn sind.

Wir unserer Seils werde» unS nach dem Scklusse der Kollekte endlich be­mühen, den Ertrag derselben unter die bedrängten Orte nach Verhältnis; der Zahl der hülfSbedürftigcn gcwitteibc«