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War cr aber in solchen Stunden bei mögen, cS bewege sich da nichts Kör guter Lanne, so gab cr mir etwas pcrhaftes, sondern nur ein Schatten, Anderes zum Besten. Er hatte feinen der irgendwo verloren gegangen sei. große« Stock mit dem silbernen Knopf Das Innere des Herrn Schnipsel zwischen die Beine gesteht und sah mich war seinem Aeußern ähnlich, ebenso bei seinen Erzählungen immer pfiffig trostlos und unheimlich bestellt; so lächelnd von der Seite an, als wolle menschenscheu er überhaupt war, so er sagen: Glaubst Du mir auch? nimmst bösartig ließ er sich an, wenn cr mit
Du auck Antheil an dem, was ich Dir sage? Oftmals waren diese Seitenblicke sehr verzeihlich, denn seine Erzählungen, wie zum Beispiel die dcS folgenden Eapitels streiften sehr ans Unglaubliche, und dock versicherte cr hoch und theuer, sie sei vollkommen wahr, nicht das Geringste daran erfunden.
Allein aus der Welt.
Erzählung des alten Portier.
„Da war in unserer Familie ein sonderbarer Kauz, ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, ein weitläufiger Detter von mir — von dem alten Portier nämlick. Dieser Mann war Assistent auf dem HauptZollAmt und das Haupt-Zoll-Amt befand sich in den Festungswerken in großen kassemattir- te» Räumen, worin ein kleiner, sehr kaffemattirter Raum daS Bureau dieses Mannes war.
Dieser Zoll-Assistent und Detter ffcS Portiers hieß Herr Schnipsel, und bi« Natnr hatte unter diesem Namen etwaS sehr Bezeichnendes geschaffen, denn der Zoll-Assistent sah in der That auH nicht wie ein Glied deSMcnschSnge- schlechts, sondern wie ein Schnipsel desselben; seine Figur war lang und dürftig, sein Gefickt blaß und mit kaum! erkennbaren Zügen, ungefähr so, als fei er einmal von Echnee gewesen und daö Beste von ihm geschmolzen. Ebenso schattenhaft wie sein AeußereS war sein Gang, sein Wesen, seine Sprache. Auf der Straße huschte er nur so dahin, ohne den Blick vom Boden zu erheben, ohne einen Menschen ainuse- hcn — von Begrüßen war natürlich keine Rede. Auck vermied er auf seinen Gängen nack dem Bureau unff von da nack Hanse, — andere hatte er nickt — das Sonnen und Mon^ denlickt, und wenn cr einmal über eine
Menschen in irgend eine Berührnng kam, und das geschah auf seinem Bit reau in der Kassematte sehr häufig Er hatte das Berechnen der Steucr- säze eingeführker fremder Maaren und so saß er den ganzen Tag in s.inem kleinen feuchten Gewölbe, wie eine Spinne in ihrem Nez, aus unglückli che Fliegen lauernd. Diese Fliegen waren harmlose LadcnJnnglingc, weiche cr ans alle Weise plagte und quälte, auch wohl bedeutend über das Ohr hieb, zum Nacktheit ihrer Prin- pale, aber nur zum Dorthcil der Zoll- kaffe, denn der Herr Schnipsel war ein ehrlicher Mann.
Die Kassematte hatte zwei Oeffnun- gcn, eine Thür, zu welcher er hereinkam, und ein kleines Fenster, zu wel-
ster heraus — unrichtig! und da konnte der arme Handlungölehrling sich stundenlang den Kopf zerbrechen, wo denn eigentlich der Fehler stecke.
(Fortseznng folgt).
ckem cr hinaussckaute. Die Thür schloß er sorgfältig hinter sich ab und wälzte obendrein zur Vorsicht jedesmal einen großen Aktenstoß davor. Dannlwärtcr im Spital sezte er seine Brille aus, zog den Kauz- ist die Antwort. —
lejrock an und streifte die Sckscibärmel ' ..
darüber, die von anklcbendcr Tinte entfezlick gesteift waren. So gerüstet öffnete cr den Laden deS kleinen Fensters — seinen Anzug hatte er natürlich» Weise im Dunkeln besorgt — schloß aber das Fenster selbst augenblicklich wieder, sobald er davor eine ziemliche Anzahl Wartender erblickte.
Nachdem cr sich eine Zeit lang die Hände gerieben, mehrere Federn gespizt, die Tinte umgerührt, Papier für ein ganzes Jahr zurecht gelegt, öffnete cr langsam das Fenster wieder und ließ sich einen Zettel herein reichen. Wehe aber dem Besitzer des Zettels, wenn Vas Geringste an der Ausfertigung desselben fehlte, wenn die Signatur nicht bis auf Punkt und Komma üb- ercinstimmte, wenn zum Beispiel auf den, Frachtbrief eine lange magere Flasche, aus der Waarcnkiste dagegen,
Vermischtes.
Wohl der älteste Hai'dwerkSburschc ist in Klagenfurt zum Vorschein gekommen. Dort ließ am 26. Sept. ein Knrschnergefelle sein Wanderbuch visircn, der gerade 100 Jahre alt'ist. Er arbeitete noch voriges Jahr in seiner Profession, ein lcielter Cchlagsluß lähmte jedoch seine reckte Hand, so daß er arbeitsunfähig geworden ist, und den Wandcrltab ergreifen mußte, um von den Reiseunterstüziingen deS Gewerbs zu leben.
Im baycrnsckcn Eilboten steht folgende TheatcrAnkinidigiing. Heute: „Der Sckmied von Kochel, Oper in Akten. Tcrt von Prnller, Musik von Brummer." Muß eine so» lidc Oper sein.
Wie viel Todte? fragte ein Arzt während einer Epidemie den Kranken- Neun Stück,— Neun? ich habe doch für zehn Arznei verschrieben. — Ja, erwicdertr der Erste», einer hat sie nicht cinnehmen wollen.
Ein Fremder fragte einen Eselstreiber in Wiesbaden: „Wie viel Esel sind hier?,, — „Guter Herr, antwortete der Gefragte, daö richtet sich nach der Zahl der Kurgäste; je mehr Kurgäste, desto mehr Esel."
Calw
Loose zur Kirckheimer GewcibcanS« stchung sind zu haben, das Stück um 12 kr., bei
Tuchscheercr Spsiiirgcr.
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Straße mußte, die hell beichicncn war die der Vorzeigcr zu empfangen hatte, so fubr er so gespensterkiast danibesicnie dickbäuchige gemalt war! De Her, daß man daraus hätte schwöreiükam der Zettel wieder anS dem Fei,
Berichtigung. In einigen Ercmp- laren des vorigen Blattes siebt aut dem Titel Nr. 81, was 82 heißen soll.
Rrratkeur: RiVi'nInr.
Druck imd Verlaq kcr Rwiniussch,,! Doch- lxuckerci in Ealw.