C a l w.
Eine Magd, die in den häuslichen Geschäften gut bewandert ist, und besonders auch mit Vieh umzugeheuweiß, findet eine gute Stelle; wo? sagt Ausgeber dieß.
E a l w.
Neben meiner Tinte und Wicli- se empfehle ich auch eine vorzügliche selbstverfertigte Essigheffe und sehe deren Abnahme bestens entgegen.
I. Buhl, in der Mezgergasie.
Neubula ch.
Der Unterzeichnete hat eine <7Kla- rinctte und einen guten Schafhund zu verkaufen.
Auer, Ritterwirth.
C a l w.
Es sucht Jemand 150 fl. auf eine HausVersickerung aufzunehmen. Wer? sagt Ausgeber dieß.
E a l w. Nächsten Sonntag sowie die ganze Woche über sind frische Laugenbrezeln zu haben bei
^ - Beck Gakenheimer.
. Calw.
Religiöser Vortrag von Herrn Gustav Werner, Freitag den L. Juni, Abends 8 Uhr.
Verkaufte Ehre.
(Fortsezung).
„Ah so," erwiederte ick ruhig — „dann habe ich mich getäuscht! Ihr Bart und Ihre Haltung machten mich glauben, daß Sie Soldat gewesen seien."
„Nein, nein," sagte er rasch, „nichts der Art. Einen Bart tragen ja viele Leute, warum nicht auch ich?"
„Gewiß, entschuldigen Sie mich, es war ja nur eine Vermuthung."
Er gab keine Antwort, sondern wendete mir den Rücken, um den Thurm wieder hinab zu gehen. In diesem Augenblick erschallte ferner Trommelschlag. Eine neue Truppenabthcilung zog von jenseits in die Stadt ein, und mein
Fremder blieb wie angefeffelt wieder stehen. »
„Was ist daö?" sagte er, und sah, daß noch tiefere Blässe sein schon so sehr bleiches Gefickt überzog.
„Eine Kompagnie Infanterie," sagte ick. „Sie maschirt eben durch das Thor."
„Ah so! Jusanterie!" antwortete er. „So werde ich noch ein wenig hier oben bleiben, wenn Sie es erlauben?"
Ich gestattete cö ihm natürlich sehr gern, brachte ihm einen Stuhl aus meinem Thurmzimmercken und lud ihn zum Sizen ein. Er lehnte cs mit einer Handbewegung ab, und beugte sich über die Brüstung, um die anrückcnden Truppen in näheren Augenschein zu nehmen. Sie marsckirtcn nur durch und verließen die Stadt sogleich wieder. Tief auf athmete er, als die blinkenden Bajonnctte in der Ferne verschwanden, seztc sich nieder und blieb wohl eine halbe Stunde In Gedanken vertieft auf dem Stuhle sizen, ohne sich um mich oder seine Umgebung zu bekümmern.
Ich hütete mich wohl, ihn zu stören. Endlich erwachte er wie aus einem Traume, strich tief seufzend mit der Hand über seine Stirn, schaute verwundert umher und stand aus, Ich bemerkte Alles, obwohl ich ganz, gleichgültig über die Brustwehr meiner Plat- form in die Stadt hinunter zu blicken schien. Deutlich sah ick, wie angenehm es ihm war, daß ich ihn nicht beobachtet hatte.
„ES ist hübsch hier oben," sagte er. „ich würde gern manchmal heraufkommen, um frische Luft zu schöpfen, wenn ich wüßte, daß cs Ihnen nickt unangenehm wäre. Man ist hier recht allein und wird von Keinem gesehen."
„Kommen Sie, so oft es Ihnen gefällt," erwiederte ich ihm. „Sie störe» mich so wenig, wie ich Sie stören werde."
„Gut, gut," murmelte er und zog ein Geldstück aus der Tasche, das er mir in die Hand drücken wollte. „So werde ich wiederkommen!"
„Ganz reckt," sagte ick und wies sein Geld zurück — „der Besuch des Thurmes steht Jedermann frei ohne Bezahlung."
Er steckte sein Geld wieder ein und
ging. Mir aber war cs lieb, daß er- versvrochen hatte, seinen Besuch zu wiederholen. Vielleicht, dachte ich, würde nun doch meine von Neuem lebhaft erregte Neugierde hinsichtlich seiner Person noch befriedigt.
Jndeß — in dieser Vermuthung täuschte ich mich längere Zeit. Herr, Müller — er wollte nickt anders genannt sein — kam anfänglich selten, kaum einmal in der Wecke, dann oster, endlich jeden Tag. Meistens war er stumm oder doch schweigsam und wechselte nur wenige Worte mit mir. Wenn er kam, grüßte er »nick, sczte sich an der Brustwehr nieder, saß dort Stunden lang in Gedanken, stand dann i plözlich auf, sagte Adieu, und ging'
> wieder.
Dies dauerte, so lang die Truppen in der Gegend standen. Als sie plöz- lich weiter rückten und die ganze Ge-
> gend räumten, schien ihm eine Last vom i Herzen genommen zu sein. Er wurde l zwar nickt freundlicher und heiterer aber ^ doch gesprächiger. Ich erzählte ihm
aus meinem einfachen Leben, wasviel- . leicht einiges Interesse für ihn haben ! konnte, und er hörte mir wenigstens zu ' äußerte auch wohl eine-Anficht> gab mir einen Rathschlag, kurz, gab eine gewisse Theilnahme zu erkennen. Nachgerade gewöhnte ich mich, au seine Besuche, welche immer Nachmittags statt- sanden; es fehlte mir etwas, wen» er einmal nicht kam, und mein herzlicher Empfang, der ihm zu Theil wurde, wenn er die Platform betrat, schien ihm Freude zu machen und wohl zu thun. Er schüttelte mir die Hand, er versank nicht mehr so oft und nicht mehr so lange in sein finsteres, stilles Hinträumen, er erzählte sogar manche interessante Begebenheit aus seinem früheren Leben, besonders kriegerische Ereignisse, denen er als Augenzeuge beigewohnt hatte, wollte aber nie zu- gcben, daß er selbst in früherer Zeit Soldat gewesen sei. Er blieb dabei, daß er Drechsler wäre und alle diese Abenteuer während der Zeit seiner Wan« derschaft erlebt habe.
Natürlich glaubte ich ihm nicht, denn Alles widersprach seiner Behauptung — seine gründlichen umfassenden Kenntnisse, seine gewählte Sprache und vor Allem die kleinen verrätherischen AM