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Amtsblatt sämtlicher Behörden m Staät unä llreis Lalw / Heimatblatt seit äem Ja hre 1826.

112. Jahrgang

Nr. 217

Ealw, Samstag, 18. September 1937

GPU. ermordete ihrenlästigen- Agenten

Geheimnis des Lausanner Mordes gelüftet Der Tote Mitarbeiter Bela Khuns

' Ligellderickt 6 e r ^8 Presse

- rck. Zürich, 18. September. Der geheim­nisvolle Mord, der vor einiger Zeit in La u- sänne verübt wurde und zum Anlaß zahl, reicher Gerüchte in der Auslandspresse ge- nommen worden war, hat eine sensatio- nelle Aufklärung durch die Ermitt­lungen der Schweizer Polizeibehörden er- halten. Tie schweizerischen Polizeibehörden konnten ermitteln, daß der bei dem ermor­deten gefundene tschechoslowakische Paß nicht dessen Eigentum war, son­dern von den Mördern nach der Tat zur Ablenkung von der wahren Spur dem Ermordeten in die Tasche gesteckt wurde.

Die schweizerischen Polizeibehörden konn­ten einwandfrei die wirkliche Persönlichkeit des Ermordeten fcststellen. Es handelt sich «m eine aus der Zeit der roten Blutrevoltc in Ungarn Übel berüchtigte Person. Der Ermordete ist niemand anderes als der engste Mitarbeiter Bela Khuns, der Vollstrecker zahlreicher von Bela Khun angeordneter Blntnrteile, und stellvertre­tende Kommandant der Roten Garde in Ungarn. Arnim Seiden.

Das Leben des Blulmenschen

Nach dem Fehlschlag der roten Revolte in Ungarn gelang cs Seiden noch rechtzeitig genug, ins Ausland zu fliehen und sich in der Schweiz vor der strafrechtlichen Verfol­gung zu retten. 1926 tauchte er wieder in verschiedenen Hauptstädten Europas als SluSlandsagent der GPU. auf, von der er zu wichtigen Missionen herangezogcn wurde. WaS hierbei unter ..wichtigen Missionen' zu verstehen ist. kann man sich bei einiger Kenntnis der Methoden des roten Terrors im Ausland denken. Seiden war wesentlich an der Beseitigung unliebsam gewordener oder dem Sowjetshstem sonstwie gefährlich scheinenden Persönlichkeiten im Ausland mit- beteiligt.

Angesichts dieserLeistungen' für die Sowjetunion wäre Seiden eine günstige Kar­riere sicher gewesen, wenn nicht der Prozeß Sinowjew-Mamenew offenbart hätte, daß er beide Eisen im Feuer hatte. Er hatte sich den Sowjetmachthabern durch gewisse Querver­bindungen verdächtig gemacht. Seiden brach mit Stalin, sandte den ihm verliehenen Orden der roten Fahne zurück und schrieb für t r o h k i st i s ch e Zeitungen. Vor allen Dingen schädigte er seine früheren Auftrag­geber dadurch, daß er aus der Schule der

GP11. Plauderte und aufschlussreiche Enthüllungen über die Metho­den der GPU. machte.

Er ging in die Fake

Die GPU. entledigte sich des unangenehmen Mitwissers und politischen Gegenspielers auf bekannte Art. Darüber geben die Ermittlun­gen der Genfer Polizei recht interessante Hin­weise. Ein früherer Mord-Kollege" Seidens besuchte diesen in Lausanne, um zu bekennen, daß auch er von Stalin abgefallen sei. Er stellte Seiden in Aussicht, ihn noch mit anderen Trotzkisten" und Stalingegncrn bekanntzu­machen. Seiden ging in die Falle, ließ sich zu einer Kraftwagenfahrt mittrotzkisti- scheu Freunden" einladen. Von dieser Fahrtist er nichtzurückgekehrt. Er

wurde unterwegs ermordet und ans dem Auto geworfen. In seiner Tasche fand man den tschechoslowakischen Paß, der wie von den Mördern erwartet zunächst die wahre Spur verwischte. In tschechischen Blättern wurden deutsche Geheimagenten" ver­dächtigt, den Boden der neutralen Schweiz zu Mordanschlägen gegen harmlose tschechoslo­wakische Staatsbürger zu mißbrauchen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Tragi- kvmik festzustellen, daß zu gleicher Zeit, wo die Schweizer Polizei diese für die Sowjets so kopromittierenden Ermittlungen macht, die Vertreter der Sowjetunion in Frack, ge­bügelten Hosen und Zylinder in den Wan­delhallen des Völkerbundes mit ihren demo­kratischen Kollegen über den Frieden Plaudern.

Italien duldet keine Mittelmeer-Monopole

Englischer Zweideutigkeit steht italienische Festigkeit gegenüber

k i 8 e n b e r i c k t 6er ^8 Presse c». London, 17. September. Der britische Botschafter in Rom ist von seinem Schott­land-Urlaub nach London zurückgekehrt, wo er zunächst mit Chamberlain und später mit Eden nach dessen Rückkehr Besprechungen haben wird. Daraus folgert man, daß die für Anfang nächsten Monats geplanten englisch-italienischen Gespräche nun doch in Gang kommen sollen.' Merk­würdigerweise verlautet aber gleichzeitig von offiziöser Seite, daß man nicht die Absicht habe, die italienische Antwort zu dem Arran­gement von Nyou zu erwidern. Vielmehr meint man, daß es an Italien selbst sei, nicht etwa in London und Paris, sondern der von Nyou inzwischen nach Genf verleg­ten Konferenz Vorschläge zu unterbreiten. Demgegenüber sind Gerüchte zu verzeichnen, daß Chamberlain vielleicht selbst eingreifen werde, um die Lage zu entspannen und eine Lösung anzubahncn. Auffallend ist jedoch die Zweideutigkeit der meisten Lon­doner Blätter. Die in den Redaktionen selbst geschriebenen Artikel und Betrachtungen tra­gen einen gewissen Optimismus zur Schau, der den italienischen Forderungen wohl­wollend gegenübcrsteht. Anders gefärbt sind die Berichte der Genfer Korrespondenten, die zweifellos ihre Informationen von der eng­lischen Delegation bezogen. Sie verraten eine ziemliche Pas-sivität und erinnern an die französischen und sowietrusiisLen

Ein neues deutsches Wunderflugzeug

Das Großverkehrsflugzeug3u 90" 410 km Höchstgeschwindigkeit

Dessau, 17. September. Die starke Zu­nahme des zivilen Luftverkehrs in Deutsch­land hat seit langem den Wunsch entstehen lassen. Großverkehrsflugzeuge in Dienst zu stellen, die eine möglichst hohe Zahl von Fluggästen befördern können. Tie Iun- kerswerke in Dessau haben jetzt ein neues viermotoriges GroßraumflugzeugIn 90', das für vierzig Fluggäste Platz bietet, fertiggestcllt. Das Flugzeug, bei des- stn konstruktivem Aufbau die vieljährigen Erfahrungen in der Herstellung von Ganz- Metallflugzeugen verwertet wurden, bietet den ,Fluggästen größte Sicherheit, Beguem- "chkeit und außerdem dem Flugzeughalter größte Wirtschaftlichkeit.

DieJu 90" hat bereits bei den ersten -probcflügen gezeigt, daß sie sowohl in der Lei­stung als auch in der Sicherheit der welt­bekanntenJu 62" ebenbürtig zur Seite steht, >a sie sogar übertreffen wird. DieJu 90" ist wie alle Junkers-Flugzeuge ein Ganz- Metall-Tiefdecker. Sie zeichnet sich wie ihre Vorgänger durch sehr schlanke Bauweise aus Alle betriebswichtigen Teile sind so durch- gebildet und gebaut, daß sie leicht zugänglich stno. Der durchgehende Flügel ist in fünf Deile Unterteilt, in das Flügelmittelstück, ans dem Ar, Rumpf organisch aufgebaut ist, die beiden mugelzwischenstücke, die die beiden inneren -Motoren aufnehmen, und die beiden Flügel- ruden, die die Außcnmotoren tragen. Zum ersten Male besitzen die Flügelzwischenstücke das Flüaelmittelstück durchgehende Lande­

platten, durch die die Landegeschwinbigleil oie- ses 21-Tonncn-Flugzenges unter 100 Km. lieg".

Neue Eigenschaften zeigt dieJu 90' in ihrer Bequemlichkeit, die wohl für heutige Verhältnisse eine Spitzenleistung be­deutet. Die Kabine ist in ihren Naumver- hältnisseu größer als ein moderner V-Zug- Wagen. Eine erstmalig zur Anwendung kom­mende Schalldämpfnng läßt eine völ­lig normale Unterhaltung in den einzelnen Abteilen zu. Auch die Frage der Gesamt­nutzung der Kabinen sowie der direkten Zu­führung von Außenfrischluft ist neuartig ge- löst. Die Fluglabine selbst hat eine Länge von 10,5 und eine Breite von 3 Metern. Rechts und links vom Mittelgang sind 1,25 Meter breite Doppelsitze angebracht. Jeder Sitz ist mit Leselampe und indivi- d ueller Belüftung ausgestattet. Außerdem sind Räume für eine Garderobe, für das Handgepäck der Fluggäste und für eine Anrichte, wie sie bei der Mitropa ist, vorhanden. Zum ersten Male sitzen Funker. Bordmonteur und Flugkapitän gemeinsam ohne Abtrennung in einem Führerraum.

TieJu 90' ist für den Einbau verschie- dener Motoren in der Leistungsgröße zwi­schen 800 und 1200 PS. vorgesehen Sie er- reicht eine H ö ch st ge s ch w i n d ig k e i t von 410 Kilometer in der Stunde, was als Spitzenleistung neuzeitlicher Großverkehrs­flugzeuge der Welt anzusprechen ist. Die Reisegeschwindigkeit wird durchschnitt­lich bei 250 Kilometer liegen.

Widerstände. Auch sie sind der Meinung, daß Italien selbst die Initiative ergreifen und eine Aenderung der Nyoner Abmachun- gen offiziell beantragen müsse, che man sich mit diesen Fragen beschäftigen könne.

Die italienische Presse, die sich immer noch mit dem Arrangement von Nyon beschäftigt und ihre bisherigen Argumente und vor allem die Forderung auf die italie­nische Gleichberechtigung im Mittelmeer noch einmal energisch unterstreicht, verhehlt nicht ihr Erstaunen, daß London sich noch nicht zu einer Aniwort entschließen konnte. In offi­ziösen Kreisen Englands trage man zwar einen gewissen Optimismus zur Schau, aber die Negierung hülle sich hartnäckig in Still­schweigen. Mit aller Schärfe erklären die römischen Blätter erneut, daß Italien keine Mittel meer - Monopole dulden könne, wobei die englische Haltung im Hinblick auf die englisch-italienischen An­näherungsbestrebungen höchst bedenklich sei. Aber anscheinend sei Eden wieder einmal der Genfer Atmosphäre erlegen. Auffallend ist eine Warnung derStampa', die schreibt, daß Italien stets wachsam sein müsse, solange Eden an der Spitze des Foreign Office stehe. Trotzdem hofft man. daß Chamberlain dem entgegensteuern werde (Tribuna'). Jeden­falls läßt man in Nom aber keinen Zweifel darüber, daß Italien unter allen Umstän­den auf seiner Gleichberechtigung uv-d An­erkennung seiner Rechte und Lebensintcressen im Mittelmeer bestehen wird.

England gidt die Küstenkonttolle auf

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wird

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kontrolle an der spanischen Küste, die nach den Beschlüssen des Nichteinmischungsausschusses eingesetzt worden war, nicht fortzusetzen. Beide Regierungen haben ihre Entschließung den übrigen Mitgliedern des Nichteinmischungs­ausschusses durch Lord Plymouth mitteilen lassen. Die englische und die französische Regie­rung sind, so nimmt man in gut unterrichteten Londoner Kreisen an, zu diesem Entschluß ge­kommen, weil sie es für wichtig halten, die für diese Kontrolle verwendeten Schiffe in der Antipiratenkontrolle" im Mittelmeer einzu­setzen. Der Entschluß der Regierungen Eng- lands und Frankreichs bedeutet für die Praxis, daß die einzige Grenze Spaniens, die jetzt noch bewacht werde, die zwischen Frankreich und Spanien sei. Das System der Beobachter des Nichteinmischungsausschusses auf Handels­schiffen, die spanische Häfen anlgufen, wird beibehalten werden. > l'

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Genf, 17. September. Die Teilnehmer her Konferenz von Nyon haben sich über ein Zu­satzabkommen geeinigt. Es setzt in Ausführung des Abkommens von Nyon 13 Schiffs­routen fest, auf denen Handelsschiffe, die anderen Ländern als den beiden spanischen Parteien gehören, von der englisch-französi­schen Patrouillenflotte gegen völkerrechts­widrige Angriffe geschützt werden.

Europa

oder SowjsiruA-au-

Von Hans O 5 li ll

In Genf sind die Vertreter einer Reiht Staaten aus aller Welt versammelt, um wieder einmal über allerlei Streitfragen unserer Zeit zu diskutieren. Abgesehen von der Tatsache, daß die größten und einfluß« reichste»- Nationen entweder überhaupt nicht in diesemBund der Völker" ver­treten sind, oder mit wenigen Ausnahme« nur geringstes Interesse für ihn aufbrin; gen, haben die Ergebnisse aus Genf immer nur bewiesen, daß dieser Bund unfähig ist, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen. Die völkerbundlichen Versager sind zu häufig und zu bekannt, als daß sie hier nochmals Er- wähnung finden müßten. Immerhin gibt cs auf unserer Erde noch ernsthafte Menschen; die an die Friedensmission dieser parlamen­tarischen Gesellschaft glauben und Wunder- dinge von ihr erhoffen. Seit man sich in Genf entschlossen hat, die bolschewistischen Brandstifter aus Moskau an der Sicherung des Friedens Mitarbeiten zu lassen, sind allerdings Wunderdinge geschehen. An allen Ecken und Enden züngeln in der Welt die Flammen des Krieges. Und Moskau, als Urheber alles Unfriedens, sitzt im Völker­bundspalast; bolschewistische Mörder führen den Vorsitz über die Nationen der Welt! .

Noch kämpfen in Spanien die natio­nalen Truppen um ihre Heimat, um den Be- ' stand ihres Landes und dessen Kultur. Im Fernen Osten ringen die Truppen des japanischen Kaiserreiches gegen bolsche­wistisch verseuche Soldaten und versuchen das chinesische Reich letzten Endes nur vor einer völligen Moskauer Invasion zu sichern. InParis zerstören Bombenanschläge ganze Häuserfronten. In Polen, Rumänien, Un­garn werden kommunistisch-jüdische Ver- schwörerbanden aufgedeckt. Amerika, das stolze und reiche Land, wird von ununter­brochenen Streiksiebcrn erschüttert. So steht die Mitarbeit am Friedenswerk der Völker aus, die von Moskaus Sendboten souneigennützig" geleistet wird.

Vor wenigen Monaten noch ging ein bet freiendes Aufatmen durch Europa, der eng-, lische Ministerpräsident hatte an Mussolini ein Handschreiben gerichtet, das der Duce, bereitwilligst erwiderte. Eine Versöhnung zwischen England und Italien war ange­bahnt. Das Moskauer Spiel in Spanien schien damit äußerst gefährdet. Da waren es wiederum die Torpedos aus Moskau, die eine friedliche Beilegung aller bestehenden Schwierigkeiten von vornherein in Frage stellten. Die Außenminister Frankreichs und Englands versuchten in einer neuen Kon­ferenz zu Nyon, die Mittelmeerstaaten zu einer Isolierung Italiens zu bewegen. Aber der dritte Große im Bunde, der Moskauer Jude Litwinow-Finkelstein war im Vorgefühl seiner Freude unvorsichtig gewor. den. Wie kommunistische Radaubrüder aus der Systemzeit, die nur deshalb randalieren durften, weil ein marxistischer Polizeiminister sie alspolitische Kinder' betrachtete, so frech und herausfordernd legte dieser feiste So­wjetjude in dem Schweizer Kurort Nyon gegen Italien, gegen die deutsche Nation los. Selbst die Pariser Freunde wurden nervös und die englischen Lords rümpften die Nase. Immerhin, ein klein wenig empfand man Schadenfreude.

Nun ist man in Berlin und Nom der Ueberzeugung, daß der Umgang mit Sowjet- judcn eine Angelegenheit der Reinlichkeit und des guten Geschmackes ist. Die beiden! befreundeten Nationen verbitten es sich abev letztmals, die europäische Politik von Bol- schewisten mitbestimmen zu lassen. Die ita­lienische Regierung hat deshalb ganz un­zweideutig das vorgeschlagene Mrttelmeer-> abkommen abgelehnt. Es verlangt mit gutem Recht eine gleichgestellte Heranziehung zur Mittelmeerkontrolle. Für die deutsche Nation, hat der Führer in Nürnberg ebensch klar gesprochen. Heute ist für Europa der Zeitpunkt gekommen, wo es nicht mehr mst Neinliche Alltagssragen der Politik geht>j sondern um die große En.4 scheidunm Lebt Europa selbständig oder übernimm« Sowjetrußland die Führung! Eine Ent­zweiung der europäischen Mächte würds schlechterdings größte Verwirrung zur Folg, haben und vielleicht Chaos!