«whl der Fleischverbrauch seit 1913 von 50 Kilo auf 54,4 Kilo je Kopf gestiegen ist.

Bei Obst und Gemüse, wo eine Dreissteigeruna vorhanden ist. liegen die Dinge am schwierigsten. Das ist eine Folge deS kalten Frühjahres, der Nachtfröste, die einen Teil der Obst, und Gemüseernte sogar vernichtet haben. Eine Ergänzung durch Einfuhr war nur im be­schränkten Umfange möglich. Hingegen wird die Ernte an Spätobst und Spätgemüse befriedigend aus» fallen.

Auf dem Eiermarkt ist zu beachten, daß die Eierschwemme in diesem Jahre um sechs Wochen früher eingesetzt, aber auch um sechs Wochen früher aufgehört hat. Deshalb mußte der Reichsnährstand zur Anregung der Eiererzeugung und zur Drosselung des Verbrauches auf dem Lande die Preise im Durchschnitt um sechs Wochen früher hinauf­setzen. SobaldesdieWitterungge. stattet, werden Kühlhauseier in bedeutendem Umfang zu trag­baren Preisen aus den Be stän­den des Reiches abgegeben wer­den.

Abschließend wurden die .Preisüber-

wachungsstellen erneut angewiesen^ grund­sätzlich imter keinen Umständen Preis­erhöhungen zuzulassen. Es ist aber auch zu erwarten, daß sowohl Groß, wie Kleinhändler genügend sozialistischeDisziPlin aufbrin- en und von jedem Versuch,- die rnährungslage für preis st ei. gernde Spekulationen auszu» werten, abstehen, ganz ab- gesehen davon, daß solcher Ver­such die schwersten Strafen nach sich ziehen würde.

Des Führers Anerkennung nir m Kriegsmarine

Kiel, 29. August

Der Führer hat nach Abschluß seines Flottenbesuches einen Erlaß an die Flotte gerichtet, der durch Flaggensignale den Kriegsschiffen übermittelt wurde:Beein­druckt von den Tagen bei der Flotte spreche ich den Besatzungen für die bei den Schieß. Übungen gezeigten sehr guten Leistungen meinen Dank und meine Anerkennung aus. Der Führer und oberste Befehlshaber der Wehrmacht Adolf Hitler.'

klussollnl in Korea (Weltbild. Kl

Belgiens Königin tödlich verunglückt

Kraftwagenunfall um Bierwaldstätter-See Der König leicht verletzt

Luzern, 29. August.

Königin Astrid von Belgien ist am Donnerstag vormittag am Vierwald­stätter See in der Schweiz tödlich verunglückt. Sie fuhr mit dem von König Leopold selbst gesteuerten Kraftwagen von der königlichen Villa Haslihorn in einem Vororte von Luzern nach Kiitznacht am Rigi. Anscheinend war, nach dem im Wagen des Königs befindlichen Bergausrüstungsgegen­ständen, eine Bergtour geplant. Ein zweiter Wagen mit der Begleitung des Königs folgte. 3VV Meter vor Kiitznacht streifte der Wagen des Königs auf der völlig geraden und un­gefährlichen Straße den etwa 20 Zentimeter hohen Straßenrand, kam ins Schleudern und stürzte über eine steil abfallende Wiese gegen einen Obstbaum und dann in den See, wo er im Schilf und Schlamm stecken blieb. Die Königin wurde während des Sturzes aus dem Wagen geschleudert und blieb mit völlig zerschmettertem Kopf tot liegen. Der König konnte sich mit Hilfe des Fahrers, der im königlichen Wagen faß, und der rasch herbei- eilenden Bealeituna aus dem Waaen ker-

ausarbeiten. Er eilte ungeachtet der eigenen Kopf- und Armverletzungen zu der am Boden liegenden Königin.

Aus Küßnacht eilten sofort Leute herbei, um zu helfen. Die Leiche der Königin wurde, nachdem ihr ein Geistlicher die letzte Oelung gespendet hatte, in einem rasch Herbeigeschaff- ten Sarg in die Billa Haslihorn zurückge­bracht. Die Unglücksstelle wurde abgesperrt und jedes Photographieren verboten. Der Kraftwagen wurde im Laufe des Nachmit- tags geborgen: er ist vollkommen zertrüm­mert.

Der König begab sich nach kurzer ärztlicher Behandlung nach der Villa Haslihorn zurück.

Bestürzung und Trauer in Brüste!

Königin Astrid von Belgien, eine Nichte des Königs von Schweden, wurde am 17. No- vember 1905 in Stockholm geboren. Im No. vember 1926 fand die Vermählung mit dem damaligen Kronprinzen Leopold von Belgien statt, der nach dem Plötzlichen Tod des Kö­nigs Albert im Februar 1934 als Leo- vold III. von Belaien den Thron bestieg.

Das Königspaar erfreute sich großer Beliebt, heit, wie der Einzug des jungen Königs- Paares nach der Thronbesteigung in Brüssel bewies. Um so größer ist jetzt die Bestür­zung. "" ' ' '

Am Nachmittag hielt der Ministerrat eine Trauersitzung ab. Anschließend begaben sich Ministerpräsident van Zeeland und der Pri­vatsekretär des Königs, Baron Capelle, im Flugzeug nach Luzern. Im ganzen Lande herrscht tiefe Trauer, alle Gebäude tragen Trauerflaggen. Am Gebäude der deutschen Gesandtschaft sind die beiden Reichsflaggen mit Trauerseide umsponnen. Alle Vergnü­gungen uzid Vorführungen sind bis auf wei­teres abgebrochen worden. Die Börsen sind geschlossen.

Das deutsche Beileid

Sofort nach dem Bekanntwerden der Un- glücksnachricht begab sich der deutsche Ge­schäftsträger. Dr. Bräu er, zum Hosmar- schallamt und in das Außenministerium, um vort das tiefe Mitgefühl des Führers und Reichskanzlers und der Reichsregierung, so- wie das eigene Beileid zu dem entsetzlichen Verlust, der das belgische Königshaus und ganz Belgien betroffen hat, auszusvreckien. Das Beileid des Führers

Der Führer und Reichskanzler hat an den König von Belgien folgendes Beileidstele­gramm gesandt: .Seiner Majestät dem König in Brüssel. Schmerzlich ergriffen von der Nachricht deS grausamen Schicksalsschlages, den Eure Majestät und die königliche Familie durch das tragische Ableben Ihrer Majestät der Königin betroffen hat, bitte ich Eure Majestät, meine und des deutschen Volkes tief empfundene Anteilnahme ent­

gegenzunehmen. Ich darf hiermit meine auf­richtigsten Wünsche für Eurer Majestät baldige Wiederherstellung verbinden. Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler.'

Vs» verunglückte belgische küolgspssr: köulg beovolü unü küulelu ^strlü tNS.-Presse-Archtv)

Lavals Bermitttungsverfuche im Abessinien-Konflikt

Paris, 29. August.

Noch immer führt der französische Minister- Präsident Laval seine Vermittlungsversuche durch, die chm selbst wohl am allerpeinlich, sten sind, da er weder den Völkerbund, noch Italien, noch Großbritannien zurückstoßen kann und darf. So hat er am Donnerstag mit dem britischen Botschafter verhandelt, doch ist über den Inhalt und Verlauf der Unterredung nichts bekannt geworden.

Indessen trifft Großbritannien in fort­schreitendem Tempo seine Vorsichtsmaßnah­men. Ministerpräsident Baldwin. der ur- sprünglich bis 18. September in Aix-les- BainS bleiben wollte, wird bereits am 4. September nach London abreisen. Die britische Mittelmeerslotte ist zu ihrer z w e i t e n Sommerkreuz, fahrtvo n'M altainSeegegangen und wird sich während des Sep­tember dauernd zwischen Haifa lind ^dem Suezkanal aufhalte^.

Neueste Nachrichten

Ans Einladung des Chefs des anßenpoli- tische» Amtes der NSDAP., Reichsleiter Al­fred Rosenberg, besuchten gestern die aus­ländischen Diplomaten und ansländische« Pressevertreter die im Spreewald gelegenen Arbeitsdienstlager. In Frankfurt a. O. sprach zum Abschluß der Fahrt Reichsarbeits- führer Staatssekretär Hier! zu den auslän­dischen Gäste«.

Der französische Ministerpräsident Laval hat gestern abend den italienische« Botschaf­ter in Paris, Cerrutti, empfangen. Die Be­

sprechung dürste einer beiderseitigen Infor­mation über die Ministerräte vom Mittwoch gewidmet gewesen sein.

Wie Reuter ans Malta berichtet, «erde» auf der Insel alle notwendigen Schutzmaß­nahmen gegen Gas- und Bomvenangrisse ge­troffen. Ingenieure «nd Dockarbeiter sind eifrig damit beschäftigt, eine Hafensperre fertigznstellen.

Nach Meldungen aus Italien soll ei« ita­lienisch-polnischer Liefernngsvertrag unter­zeichnet worden sein, nachdem Polen sich verpflichtet, 10V 999 Tonnen Kohle gegen Zitronen und andere Südfrüchte zn liefern.

Der Banernstreik in Südlitane» verbrei­tet sich nun anch nach Ost- «nd Nordlitauen. Die litauische« Bauern verlangen Herab­setzung der Landstener «m 59 Prozent, Sen­kung der Zinsen für landwirtschaftliche Kre­dite anf 3 Prozent, Angleichnng der Preise für landwirtschaftliche Produkte an die Preise für Jndustrieerzengnisse.

Ein schwerer Krastwagennnsall ereignete sich gestern abend in der Nähe von Roya« (Frankreichs. Zwei Kraftwagen stießen an einer Straßenbiegnng in voller Fahrt zn- sammen, wobei einer der Wagen vollkommen zertrümmert wurde. Siebe« Personen wur­de» in hoffnungslosem Zustande in ein Krankenhaus gebracht.

Wie ans Oaklaud in Kalifornien gemeldet wird, stürzte beim Ban eines Antotnuuels unter dem Berkley-Hügel die Holzversteifuug in sich zusammen. Elf Arbeiter wnrden ver­schüttet. Nach fieberhaften Rettungsversuchen gelang cs, acht Arbeiter mehr oder weniger schwer verletzt zu bergen.

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52) Lovvrlabl bo Sarl-Dunker-Berlaa. Berlin.

Es ist ein Kampf ohne Ziel und ohne Ende.

Dian spielt Fußball mit dem Ziel, den Ball dem Gegner ins Tor zu schießen; hier läuft man und weiß mit keinem Gedanken- stäubchen, wo der Wald und der rettende Weg sind. Es ist sinnlos, so ziellos zu lau­fen und zu kämpfen.

Man stürzt in einen Fluß und schwimmt an Land, ans Ziel der Rettung; hier gibt es kein Land und keine Rettung: hier gibt es nur Schnee und Schnee; man wird auf freiem Felde vom Gewitter überrascht und wirst sich platt auf die Erde, und der Blitz trifft einen nicht; diesen Schneemasfen kann man nicht mit Ueberlegung begegnen, sie set­zen sich zwischen Hals und Kragen, tauen und frieren, sie setzen sich auf die Hände, lauen und frieren und verklammert alles. Man spielt zwei Stunden Tennis und setzt sich auf eine Bank und ruht Körper. Herz und Hirn aus: hier kämpft man schon zwei Stunden und hat noch lange keine Aussicht, sich hin- zusctzen und auszuruhen. Wenn man es tut. wacht man nie wieder aus.

Zuerst, bei den ersten Stürzen, flucht Klasrroth. Jetzt sagen sie gar nichts mehr. Sie siillen. stürzen und sinken lautlos in den Schnee, der eine Hilst dem anderen, und wortlos lauten sie weiter.

Zuerst sehen sie sich noch in die Augen und fühlten beide wie noch niemals in der ganzen Zeit ihres Zusammenseins, wie sich ihre Seelen mit den Blicken berührten . . . jetzt meiden sie beide ihre Gesichter aus Furcht vor etwas Unaussprechbarem.

Dann kommt die Minute, die Klaffroth nach seinen Erfahrungen in Eis und Schnee erwartet und gefürchtet hat.

Helen bleibt stehen.Jul . . sagt sie und sieht ihn abwesend an.

Er nickt.Komm", sagt er schwer.

Sie rührt sich nicht.Einen Augenblick, Jul. einen kleinen Augenblick nur aus- ruhen . . .'

Er weiß nur zu gut. was das Ausruhen bedeutet.Komm nur', sagt er und zwingt sich ein Lächeln ab und streicht ihr übers Gesicht. Das kleine hübsche Gesichtchen ist kalt wie Eis. Er dreht sich ab. Wer hatte schuld, daß sie hier verloren standen und vom Schnee aufgefresfen werden sollten, er? Oder Gerda? Oder wer? Einerlei wer . . . aber stehenbleiben und ausruhen durfte sie nicht, und wenn er sie schlagen und wie einen Hund mit dem Schistock vorwärts treiben mußte, nur stehenbleiben durfte sie nicht. Er faßt sie an der Hand und zieht sie vorwärts. Komm, H.'len, komm. Du bist im Gebirge groß geworden, du weißt, daß in diesem Fall ausruhen das Ende ist. sei vernünftig.'

Es ist richtig, aber nach dem wahnsinni- gen Laus, den Helen hinter sich hat, und den zweistündigen hoffnungslosen Kämpfen ohne Erfolg, weiß man nicht mehr, ob man im Gebirge groß geworden ist und was vernünf­tig ist. Da ist man nur müde und will schlafen.

Meine Füßel' stammelt sie und verzieht schmerzhaft den Mund. Er antwortet nicht mehr, er zieht sie vorwärts und merkt nach einer Weile, wie sie wieder allein zu laufen

beginnt. Diesmal ist es ihm noch geglückt, sie vorwärts zu bringen. Aber das nächste- mal?

Aber der Sturm mußte doch einmal auf­hören. er konnte doch nicht den ganzen Tag rasen, er konnte doch nicht alles aufsressen.

Und dann brüllt Klaffroth.Neinl Nein!' brüllt es aus ihm, und er sieht sich wild wie ein Betrunkener um. Aber die Wildnis macht sich nichts aus seinem Brüllen, sie läßt ihre Urgewalt weitertoben. Klaffroth wird leiser und leiser und beginnt wie ein Kind zu wim­mern. Er denkt nicht mehr an die Polizei und seine Verfolger unten im Tal, oder er denkt an sie und fürchtet sie nicht mehr; er denkt in dieser schweren Stunde, daß es eine unbändige Hoffart avar. ins Gebirge zu ge- hen, nur um einer Schmach zu entfliehen, die ihn gar nicht berühren durfte, weil er vor sich und Gott schuldlos war.

Er wird nicht mehr hoffärtig sein im Le­ben, er wird demütig sein und beten.

Und dann kommt die Minute, die das Ende bringt.

Er hört hinter sich einen Schrei, so gräß­lich und erschütternd, daß ihm das Herz aus- setzt. Als er sich umdreht, ist Helen gestürzt, sie liegt eingeklemmt im starken knorrigen Geäst einer Krüppeltanne, sie liegt regungs­los, das Gesicht tief im Schnee.

Er kniet sich hin und Packt sie.Was ist. Helen?'

Mein Fußt' wimmert sie und schließt vor Schmerzen die Augen.

Er schüttelt sie.Was ist mit dem Fuß?'

Mit dem Fuß durfte nichts sein, wenn der Fuß gebrochen war oder verstaucht, mar es aus. Dann konnte sie nicht weiter lausen, und ohne Schier war sie verloren.

-Ich glaube, gebrochen', wimmert sie.

Es sind mindestens fünfundzwanzig Grad Kälte, der Sturm ist Eis. und der Schnee ist Eis, und Klaffroth ist ausgesroren wie ein Teich, aber jetzt treten auf seine Stirn heiße Schweißtropfen.

Er befreit sie sorgfältig, trotzdem stöhnt sie bei jeder leisesten Bewegung; als er sie au'- hebt, sieht er. daß ih^ rechter Schi zerbro­chen ist.

Der Fuß gebrochen oder verstaucht und der Schi zerbrochen jetzt konnte nichts als ein Wunder sie beide retten. Sie sehen sich in die Augen und fühlen, wie ihre See­len sich in Todesangst berühren und sind völlig eins geworden, sie sehen in den Sturm hinaus und sind gefaßt auf das. was jetzt kommen wird.

Er legt sie in den Schnee zurück und kniet sich gegen den Wind, so kann er sie ein wenig vor Sturm und Schnee schützen. Dann macht er sich mit unendlicher Vorsicht an dem zer­brochenen Schi zu schaffen. Der vereiste Ver­schluß ist nicht zu öffnen, aber sein scharfes Schimesser schneidet die Riemen blitzschnell durch.

Der Fuß ist von einer schweren Last be­freit.

Ist es etwas bester?' fragt er.

Es ist bester. Jul', sagt sie und behält ein Lächeln. Er kniet und sieht auf sie hin­unter. sie liegt mit geschlossenen Augen. Nicht, Helen, nicht schlafen . . .' biitet er.

Sie öffnet die Lippen, aber er kann nicht verstehen, was sie sagt. Er beugt sich lief über ihr Gesicht.

Laß mich, Jul . . .' versteht er jetzt.

Es nimmt ihm den Atem, er drückt die Zähne aufeinander, daß sie zu brechen dro­hen.

Geh allein, Jul . . flüstert sie.

(Fortsetzung folgt.)