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8 Tote bei italienischem Flugzeugunglück
Der italienische Arbeitsminister Luigi Razza unter den Todesopfern
^ - „Ser Angriff von Norden"
Das militärische Zusammenspicl zwischen Frankreich und Italien und die italienischen Herbstmanöver
Paris, 8. August.
Mussolini versteht cs, die sranzösischen Politiker, die er im gegenwärtigen Zeitpunkt braucht, bei ihren Schwächen: Eitelkeit und Angst, zu packen. Man ersieht dies aus der Freude, mit der die Pariser Presse die militärischen Vereinbarungen der Gene- ralstabschess beider Länder verzeichnet. So stellt der römische Berichterstatter des „Matin" fest, daß sich das freundschaftliche Einvernehmen auf militärischem Gebiet in einer Reihe greifbarer Maßnahmen aus- zudrücken scheine. Den großen italienischen Herbstmanövern an der österreichischen Grenze werde als Operationsgedanke „ein von Norden kommender Angriff" zugrunde liegen. (Welch' größere Freude könnte der Duce den Franzosen sonst noch machen?) Von den zwei neu mobilisierten Divisionen für Afrika, die sich aus den Städten an der französischen Grenze rekru- tieren, werde nur eine durch eine neue Division ersetzt, während die andere im Brenner- aebiet aufgestellt werde. Diese Maßnahme scheine ein Teil der planmäßigen Umgrup- pierung der italienischen Streitkräfte zu sein. Im übrigen werden an den italienischen Manövern weder italienische noch auslän- tusche Journalisten teilnehmen dürfen.
Reue französische Regimenter an der Ostgrenze
Die Neubildung mehrerer Regimenter der französischen Armee wird mit der „Sicherheit der Ostgrenze" begründet. Es sind einige besonders starke Festungsregimenter geteilt worden, um ihre Beweglichkeit zu erhöhen; außerdem werden sechs neue Infanterie- und ein Artillerie-Regiment aufgestellt und ein marokanisches Schützenregiment wird nach Belfort gelegt. Auch werden sieben Gebirgs- sestungsbataillone neu gebildet. Die 4. Kavalleriedivision in Reims wird in eine leichte motorisierte Division umgewandelt.
Neueste Nachrichten
Der Führer «nd Reichskanzler empfing km Hans Wachenseld ans -em Obersalzberg das Präsidium der Stenben-Gesellschaft von Amerika unter Führung ihres Präsidenten Theodor Hossmanm (Neuyork).
Die Staatspolizeistclle sür den Regierungsbezirk Münster hat die Kolpingsfamilie im Bereich des Kreises Lüdinghausen (Regierungsbezirk Münster) auf Grund der bekannten Vorfälle in Werne an der Lippe mit sofortiger Wirkung ansgelöst.
Im Grubenbetrieb der Zeche Moltke in Gladbeck ereignete sich gestern ein folgenschwerer Unglücksfall, bei -em der Hauer Wilhelm Steimann zu Tode kam. Steimann hiuterläßt Fra« und ein Kind. Schwer verletzt wurde der Bergmann Otto Birk, während ei« dritter Bergmann leichtere Verletzungen erlitt.
Bor dem Gericht in Herford i. Wests, hatte sich ein Angeklagter z« verantworten, der entgegen den Anordnungen des Treuhänders 4S Zigarettenarbeiter mit dem Hinweis, daß er andernfalls Entlassungen vornehmen müsse, unter Tarif bezahlt hatte. Das Urteil lautete ans 1S0V Geldstrafe, ersatzweise für je Lü einen Tag Gefängnis, und Tragung -er Kosten.
Der Bundespräsidcnt hat vier zum Tode verurteilte österreichische Nationalsozialisten zu längeren Kerkerstrasen „begnadigt". Die
Der italienische Minister sür öffentliche Arbeiten, Luigi Razza, ist, wie am Don- nerstagabend in Nom bekannt wird, auf einer Dienstreise nach Ost-Afrika einem Flugzeugunglück zum Opfer gefallen. Aus der Strecke Tom-Massaua stürzte das Flugzeug, in dem sich der Minister befand, kurz nach einer Zwischenlandung 14 Kilometer hinter Kairo ab, ohne daß bisher nähere Einzelheiten über die Ursache des Absturzes bekannt geworden sind. Hierbei fanden vier Mann Besatzung und außer dem Minister noch drei Fahrgäste den Tod.
Moskau, 8. August.
Der Kominternkongreß brachte am Mittwoch vormittag mit einer zweistündigen Rede eines „deutschen" Kommunisten, des früheren Reichstagsabgeordneten Walter wiederum eine Enthüllung über die Komin- lern plane ln Be urscht and, die des Interesses auch der deutschen Öffentlichkeit sicher sein dürften. Schon beim Betreten der Rednertribüne wurde er, wie der sowjetamt. liehe Sitzungsbericht hervorhebt, mit großem Beifall begrüßt. Was den Kongreß der Welt- revolutionäre zu so großer Begeisterung anstachelte, war, daß Walter eS auf der einen Seite verstand, den Anwesenden ein Wunschbild von dem Wege zu zeichnen, „den die Werktätigen Deutschlands zu ihrer Befreiung beschritten hätten" (?), und daß er aus der anderen Seite bereits in die Wege geleitete Versuche der Komintern enthüllte, sich mit katholischen Organisationen Deutschlands zur Herstellung einergemeinsamen „Kampffront gegen den Nationalsozialismus" ln Verbindung zu setzen (!!).
Walter — so verzeichnet der fowjetamtliche Bericht — sprach von „neuen Methoden im Kampf der arbeitenden Klassen und im be- sonderen von einer der Formen dieses Kampfes, vom Passiven Widerstand". Dann schmeichelte er der Eigenliebe „des großen Lehrers Dimitrofs", dessen Plan, nämlich Kampf innerhalb der faschistischen Massenorganisation (!I), er getreulich in die Wirklichkeit umzusetzen versprach. „Denn nur so
Die Nachricht von dem Unglück wurde in römischen Kreisen mit großer Bestürzung ausgenommen. Der im Jahre 1892 geborene Minister gehörte 1919 zu den Mitbegründern der faschistischen Partei und hat in den Jahren des Aufbaues als Persönlicher Freund und Mitarbeiter des Duce dem Faschismus größte Dienste geleistet. Er setzte sich besonders sür die syndikalistischen Organisationen ein und bekleidete sodann für längere Zeit das Amt eines Staatssekretärs des Ministerpräsidenten, bis er zum Minister für öffentliche Arbeiten ernannt wurde.
könnten die Interessen aller Proletarier und die demokratischen Freiheiten aller Schichten der Werktätigen verteidigt werden. Jetzt müsse man zu halb legalem Kamps übergehen. Der Weg zum Sturz des Faschismus führe nur über die antifaschistische proletarische Einheitsfront, über eine Volksfront aller Faschistengcgner."
Nachdem dieser Demagoge sich solcher Art für das im Munde eines Kommunisten verlogen klingende Schlagwort vom „Kampf für die Demokratie" eingesetzt hatte, plauderte er etwas aus der Kominternschule. In dem sowjetamtlichen Kongreßbericht heißt es hierüber, Genosse Walter habe eine Reihe von der Kommunistischen Partei aufgestellter Losungen auf- qezählt, die die Bewährung der „demokratischen Freiheiten" forderten und dank deren die Kommunisten „breite Massen des deutschen Volkes" (?) im Kampf gegen den Faschismus vereinten (richtig müßte es Wohl heißen:... zu Vereinen wünschten. — Die Schriftleitung). Walter habe erklärt, wie dieKommunisten „Schulter an Schulter mit den katholischen Werktätigen gegen däsfaschistischeRegimegekämpft" hätten. „Wir erklärten ihnen", so sagte Genosse Walter, dem sowjetamtlichen Bericht zufolge, „daß wir bereit sind, gemeinsam mit ihnen für die Gewissensfreiheit zu kämpfen".
Die zwei Stunden lang andauernde Entwicklung von staatsgefährlichen Umsturzplänen der Komintern und von operettenhaft wirkenden Großtuereien dieses „Deutschen" hat dann beim Kongreß lebhaften Beifall gefunden.
„S!ablhelm"-ALrdet
in Berlin-Brandenburg, Pommern und Ostmark
Berlin, 6. August.
Das Geheime Staatspolizeiamt hat die Landesverbände Berlin-Bran- denburg. Pommern und Ost- mark des NSDFB. (Stahlhelm) mit allen ihren Untergliederungen mit sofortiger Wirkung ausgelöst und das Vermögen der Landesverbände und Untergliederungen vorläufig beschlagnahmt. In der Begründung des Verbotes heißt es u. a.: „Zahlreiche Auslassungen von Mitgliedern und Führern dieser Verbände bekunden eine oppositionelle, ja sogar staatsfeindliche Einstellung. Die sür den NSDFB. auch in diesen Verbänden erlassenen staatlichen Anordnun- gen sind entweder nicht beachtet oder umgangen worden. Die bis in die jüngste Zeit hinein erfolgte Aufnahme von Mitgliedern aus den Reihen der Nichtfrontkämpfer, den marxistischen Lagern, den verflossenen gegnerischen Parteien machen den NSDFB. zum Sammelbecken oppositioneller »nd reaktionärer Kräfte. Tie Auf. lösung ist aus Gründen der öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung daher geboten.'
Ueble politische Hetze
Koblenz, 8. August.
Pater Isidor (Peter Hart) aus dem Franziskaner - Kloster Waldbreitbach, schon unrühmlich bekannt aus einem Devisenschiebungsprozeß, ist verhaftet worden, weil er als Leite« einer Irrenanstalt Schwachsinnigen den Auftrag erteilte, in der Dunkelheit die Plakate der Gau- leitung gegen den politischen Katholizismus abzui ritzen. Er hatte auch Schusterschwärze mitgegebcn, um nicht abreitzbare Plakate zu überstreichcn.
Pfarrer und Kaplan als Plakrakabreitzer
In Gladbeck waren in der Nacht zum Dienstag die Plakate der Gauleitung gegen den Politischen Katholizismus an verschiedenen Stellen gewaltsam abgerissen worden. Als Täter wurden der Pfarrer Reckmann und der Kaplan Holtmann von der St. Josefs-Pfarre in Gladbeck ermittelt. Das Schnellgericht verurteilte den Pfarrer zu vier Monaten, den Kaplan zu zwei Monaten Gefängnis. Eine Mitangeklagte Ordensschwester wurde sreigesprochen, weil bei ihr lediglich der Versuch des Plakatabrcißcns vorlaa.
aus dem WM
Berlin, 8. August. Der Reichs- und preu- zische Erziehungsminister hat in einem Erlaß )ie Regierungspräsidenten dringend ersucht, sie Fortbildungsschulen auf dem Lande für Knaben und Mädchen neu zu beleben und ihre weitere Ausgestaltung zu fördern. In den Kreisen mit ruhenden Fortbildungs- ichulen sollen im nächsten Haushaltsvoranschlag die erforderlichen Mittel bereit- zestellt werden, um diese Schulen mit Beginn )es Winterhalbjahres wieder ins Leben zu cufen.
In den Kreisen, die bisher keine oder keine ausreichende Zahl Fortbildungsschulen errichtet haben, soll eine der Leistnnasfähiakeit des Kreises und der Einzelgemeinde entsprechende Zahl solcher Schulen geschaffen werden. Bei allen Maßnahmen soll enges Zusammenarbeiten mit der Bauernschaft erkolaen.
vier waren wegen Vergehens gegen das Sprengsiofsgesetz angeklagt.
In Marie-le-Roi, unweit von Paris, ist, vermutlich von kommunistischen Freidenkern, ei» hölzernes Muttergottesstandbild von künstlerischem Wert zerschlagen worden.
Italien hat in den letzten Wochen außerordentlich große Oelkänse in Rumänien getätigt. Die angekaufte« Treibstossmengen sind einmal znr Versorgung der italienischen Expeditionsarmee in Afrika, zum andere« znr Schaffung einer nationalen Oelreserve im Lande bestimmt.
Eine Lockerung des Außenhandelsmonopols in Sowjetrnßland ist dadurch eingetreten, baß den Ein- und Ansfnhrorganisa- tionen das Recht znm Abschluß selbständiger Liefernngs- bzw. Verkanfsverträge mit ausländischen Firme» erteilt worden ist.
In Moskau sind die Vorarbeiten für den Ban von 1K neuen Riesenflugzeugen vom Typ des abgestürzte« „Maxim Gorki" abgeschlossen.
Die japanische Exportindnstrie bearbeitet neuerdings wieder besonders intensiv de« uordafrikanische« und kleinasiatische« Markt mit billigen Massenwaren. Geliefert werde» vornehmlich Schuhe, Strümpfe und Banm- wollgewebe. Ein Dutzend Herrenschnhe mit Gummisohlen beispielsweise kostet Alexandria rund S RM.
In einer Unterredung mit einem französischen Pressevertreter hat der Kaiser von Abessinien die Bölkerbnndskontrolle über sei« Land schärsstens abgelehnt. Ebensowenig könne Italien irgendeine Bevorzugung in Abessinien gewährt werden.
Der durch die Hochwasser-Katastrophe im amerikanischen Staat Ohio angerichtete Sachschaden wirb ans «ngesähr S Millionen Dollar geschätzt. Bisher sind drei Todesfälle gemeldet worden.
Im Gebirge der Provinz Bontoc (Philippinen) verschüttete ein größerer Erdstnrz den Ort Balongan. Sll Personen wnrden getötet.
Staatsfeinde „Schulter an Schulter"
Ein „deutscher" Kommunist plaudert in Moskau aus der Schule
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34> Copyright bo Karl-Dunker-Verlag. Berlin.
Gerda läßt die beiden Rücken und Hinter- köpfe nicht eine Sekunde los. Dann, als Klasfroth mit einem kleinen Kreuz den Punkt der Karte bezeichnet und der kleine Kaufmann sich auf die Zehen stellt, um ihn besser sehen zu können, in diesem Augenblick der gespanntesten Aufmerksamkeit der beiden erhebt sie sich lautlos und schüttet das Gift in das Glas.
Die Tropfen träufeln langsam, und mit jedem dieser Tropfen wird ihr Herzschlag dünner. Sie gleitet so lautlos zurück, wie sie an den Tisch gegangen ist. Sie muß sitzen jetzt, nur sitzen. Dann wird es vorübergehen. Aber es geht nicht vorüber, zu ihrem Entsetzen merkt sie. wie ihre Beherrschung nach- läßt, Der kleine Kaufmann, der eben noch Blindekuh spielte, weiß nichts mehr von dieser Ausgelassenheit, er geht mit Klasfroths lebendiger Schilderung mit. Er hat eine große, braune Hornbrille aufgesetzt, hört gespannt zu. nickt, überlegt und stellt die ver- nünftigsten Fragen. Er ist ein Mensch, der durchaus sympathisch wirkt.Klasfroth mag ihn gut leiden. Herr Georg, erregt und warm geworden von dem Gehörten, zieht sein Taschentuch und tupst sich die Stirn und den kahlen Kopf ab. „Das macht warm, mein Bester. Gut. daß wir zu lrinken haben."
Sic wenden sich zum Tisch zurück.
Es ist nicht leicht für Gerda, das mit anzusehen. Sie hat ein Hundeleben geführt, zu- gegeben. Sie hat nur einen auf der Welt geliebt, Klafiroth. Sie hat seinetwegen ein Hundeleben zu Hause geführt und schließlich, um jener Hölle zu entgehen, den kleinen, dicken Georg geheiratet. Er hat sie mit allen Glücksgütern der Erde überschüttet und ihr seine einfältige, grenzenlose Liebe geschenkt. Das alles h§t sie nicht glücklich gemacht, im Gegenteil, sein ewiges Nachgeben, seine Liebe haben sie abgestoßen, sie hat ihn teilweise gehaßt — bis sie zum äußersten entschlossen war, den zu gewinnen, dem sie gehörte, Klaff- roth. Sie hat sich diese Ueberlegungen in vielen Nächten zurechtgelegt, aber jetzt ist etwas anderes da: wie kam sie dazu, den kleinen, guten Mann zu vergiften?
Und wie vor wenigen Stunden Klasfroth und Helen erschüttert vor der ungeheuerlichen Verwirrung ihrer Seele gestanden hatten, befällt sie vor der Entscheidung dieser furchtbaren Stunde diese Erkenntnis nun selbst. Ihr Grauen zertrümmert die neblige Verblendung, mit der sie bisher die Dinge betrachtet hatte: wie kam sie dazu, diesen guten Menschen zu vergiften? Er hatte sie mit seiner grenzenlosen Liebe überschüttet, sie trug ein Kind von ihm, und während sie ihn deshalb tödlich hassen zu müssen glaubte, würde er. wenn er es erfuhr, vor Bewegtheit und Dankbarkeit sicherlich nicht wissen, was er anstellen sollte. Ein Kind! Ein Kind und nichts weiter wäre sein höchstes Glück aus Erden.
Beide Männer sind nun am Tisch. Ihr Grauen wächst, ihre Schläfen klopfen wie Hämmer, und jetzt erkennt sie auch: so plump war noch nie ein Mensch erledigt worden, so schnell war noch niemand auss Schafott gestiegen. Sie will ihn auch isscht töten — keiliaer. allmächtiger Gott, sie will ihn ja
gar nicht vergiften. Sie war ohne Besinnung, als sie das Gift hineingoß. Olof war auch ohne Besinnung gewesen, als er zuschlug, genau so jetzt sie. Man soll ihr das glauben. Jul . . . Karl, glaubt es mirl
Herr Georg greift nach seinem Glas. „Willst du nicht trinken, Gerdachen?" fragt er und sieht sie über die Brillengläser an.
Sie will nicht trinken, sie mag nicht mehr, sagt sie kaum hörbar und hat einen Ge- schmack wie Wolle im Munde.
Olof hatte auch ohne Besinnung qehan- delt... so plump war noch nie ein Mensch vergiftet worden ... sie kaün jetzt noch sein Glas nehmen. . .
Sie will sich erheben, aber das Grauen drückt sie nieder. Sie sieht, wie die Hand das Glas hebt, vor ihren Augen sängt es an zu flimmern, aber sie erkennt trotzdem, wie die Hand das Glas wieder zurückstellt und zur Brille hochgeht und sie zurechtrückt. Herr Georg ist besorg): „Du stehst schlecht aus, was ist dir?" Die Stimme ist warm und gut, sie kann sie nicht mehr hören. Der Flimmer vor ihren Augen läßt nach, sie habe nichts, wahrhaftig nichts. Sie lacht krampfhaft, und Klasfroth dreht ihr den Kopf zu, sein Blick sucht ihre Hände, ihren Körper, ihr Gesicht ab; der Blick hängt zwischen Mißtrauen. Frage und Angst. Er trifft ihre Augen, sie muß ihn aushalten, es scheint eine unendliche Ewigkeit zu sein, aber es gelingt ihr.
„Bleib mal schön sitzen, es wird schon wieder werden", sagt Herr Georg und wendet sich wieder an Klasfroth. „Noch eines, mein Bester, wie weit ist der Weg vom Hasen zu Ihrer Station?"
„Zweihundert Kilometer ungefähr", sagt Klasfroth und nimmt den Blick von Gerdas Gesicht.
„Donnerwetter, ein klotziges Stück, das ist die Strecke Hamburg—Berlin."
Klasfroth versucht zu lachen. „Gar keine Entfernung für dieses Riesenland."
..... und wird mit Hundeschlitten zurückgelegt?'
„Ganz recht, zum größten Teil mit Hundeschlitten."
„Noch eins, und bitte nicht böse werden, wenn ich so neugierig bin. wie viele Kilometer können Sie am Tage zurücklegen?"
„Das kann man nicht sagen. Herr Georg, das kommt ganz daraus an. auf was für Bodenverhältnisse man trifft; manchmal hat man gutes Eis. dann geht es schnell, manchmal hat man aber Eispressungen, die zwanzig. dreißig, ja bis hundert Meter hoch sind, zu überwinden, das ist das Schlimmste, dann kann man auch wieder durch Spalten aufgehalten werden, die man erst lange umgehen muß, oder durch Rinnen und Tümpel."
Der kleine Kaufmann schüttelt den Kopf. „Schau, schau, und dann die Kälte dazu... da bleib ich schon lieber in meinem warmen Büro."
Gift . . . Olof . . . Olof. . . denkt Gerda.
Herr Georg greift nach seinem Glas.
Gerda schreit. Sie hört, daß sie einen wahnsinnigen Schrei ausstößt, in den ihr ganzer entsetzlicher Jammer hincingestoptt ist; in Wahrheit bringt sie nur einen tiefen, gurgelnden Laut heraus. Gewiß. Herr Georg hätte sich allein über ihr Benehmen gewun- dcrt und sie wieder gefragt, was sie habe, wenn ihm zusammen mit dieser unverständlichen Art nicht etwas an seinem Wein ausgefallen wäre. Da sollte doch der Teufel dreinschlagen, was solche Weinlieferanten sür Wein verkauften. >
. , ,. ..(Fortsetzung folgte ,1