denden Universum-Bank in Amsterdam. M8 Wilmsen Ende 1932 in den Aufsichtsrat der Universumbank eintrat, erklärte er sich be- reit. 5000 Gulden Aktien zu übernehmen und der Mitangeklagte Utsch überwies den Gegenwert in Höhe von 8500 NM. am31. Dezember1932andie Berliner Niederlassung der Bank. Ter in Holland befindliche Besitz des Ordens wurde der Reichsbank überhaupt nicht angezeigt und die daraus fließenden Zinsen widerrechtlich zur Verzinsung deS Holland-Darlehens des Ordens verwendet.
Nach Abschluß der mehrstündigen Beweisaufnahme im Berliner Devisenprozetz stellte der Verteidiger der Angeklagten zwei Beweisanträge. deren Entscheidung sich das Gericht bis zur Urteilsberatung vorbeyält. Er bat, den Provinzial der holländischen Ordensprovinz zu laden, sowie den Generalober Jansen, den Leiter des Gesamtordens der „Missionare vom heiligsten Herzen Jesu". Der Staatsanwalt beantragte die Abweisung dieser Anträge und stellte mit Bezug auf den Generalober Jansen fest, daß sein Zeugnis für die Aufklärung der Wahrheit wertlos sei, denn wenn er nicht in Rom säße, würde er neben den beiden Angeklagten mit auf der Anklagebank sitzen. Anschließend erhielt der Staatsanwalt das Wort zur
Begründung der Strafanträge.
„Der Umstand, daß die hier auf der Anklagebank sitzenden Männer Geistliche sind," so führte er aus, „veranlaßt mich zu einer Bemerkung im voraus. Es ist zweifelsohne eine der wichtigsten Pflich- ien des Geistlichen, das, was er lehrt, auch vorzuleben, d. h., er muß ein Vorbild sein in allen Dingen, mit denen er irgendwie in Berührung kommt. Wenn er diese Pflicht verletzt, dann ist das besonders ernst zu nehmen, zumal wenn, wie hier, Ver- stoße schwerster Art gegen die Gesetze des Staates vorliegen, die ohne Ansehen der Person gleichermaßen für alle Angehörigen der Volksgemeinschaft verbindlich sind."
Der Anklagevertreter ging sodann auf die geschichtliche Entwicklung der Devisenschiebungen ein. Der inzwischen nach Rom abberufene Pater Jansen war im Jahre 1932 mit Dr. Hofius, dem Direktor der damaligen Bank für Kommunalwirtschaft in Berlin, der späteren Universumbank, in Verbindung getreten, um die Gelder des Ordens im Ausland sicherzustellen. Das Motiv war sein Mißtrauen,daseroffenbargegen die politische Entwicklung in Deutschland hegte. Er veranlaßte, daß rund 52 000 RM. von Hiltrup, dem Sitz des Ordens, nach Berlin an die Bank für Kommunalwirtschaft, überwiesen wurden. Von hier wurde das Geld auf ungesetzlichen Schleich, und Schieberwegen über die holländifche Grenze gebracht und den Vertretern von Dr. Hofius ausgehändigt. Wenn der Angeklagte Utsch tatsächlich, wie er behauptet, an die Legalität des Geschäfts geglaubt hätte, so brauchte er sich später nicht wie ein unredlicher Kaufmann zu verhalten. Er hätte dann die einzelnen Beträge ordnungs- gemäß verbuchen können und er brauchte dann nicht seine Hand dazu zu geben, daß einTeil der Belege vernichtet wurde.
„Was Pater Jansen erfolgreich begonnen hat," so fuhr der Staatsanwalt weiter fort, „hat sein Nachfolger, der Mitangeklagte Provinzial Wilsen, fortgesetzt. Es erscheine keineswegs glaubhaft, wenn Wilsen dann erklärt, die Geschäfte nicht durchschaut zu haben, vielmehr muß er auch im Sinne der Anklage als überführt gelten." Auch in den übrigen An- klagepunkten hielt der Staatsanwalt den
Verschärfung -er Lage im Abessinienkonflikt
England wünscht Dölkerbundsentscheidung — Heute Ministerrat in Frankreich
London, 23. Juli.
Das britische Kabinett befaßte sich am Montag mit -er abessinischen Frage. Ueber das Ergebnis der Besprechungen ist nichts mitgeteilt morde«. Es verlautet jedoch, daß Großbritannien seine Bemühungen, auf diplomatischem Wege eine Lösung z« erzielen, fortsetzen «erde und zwar über die Botschaften in Rom und Paris. Man scheint sich entschlossen zu haben, zunächst einmal die beide» streitenden Parteien zu bewege«, ihren Standpunkt vor dem Völkerbund auseinanderzusetze«.
In der deutschen Landwirtschaft besteht gegenwärtig ein außerordentlicher Mangel an wirklich geschulte« Landarbeiter«. Es beträgt die Zahl der ossenen Stellen in der Landwirtschaft rund OS 000. Das ist eine Zahl, die die wirklich eiusatzfähigen Arbeitslosen erheblich überschreitet
Ministerpräsident und Außenminister La- oal empfing am Montagabend den britischen Botschafter, der den Ministerpräsidenten über die im britischen Kabinettsrat gefüllte Entscheidung betreffend die Befassung des Völkerbundsrates mit dem Abessinienstreitfall unterrichtete.
In Pariser diplomatischen Kreisen hat man nach der Entscheidung Londons den Eindruck einer außerordentlichen Verschärfung der Lage. -Der französische Ministerrat wird am Dienstag, 18 Uhr, zusammentreten und sich vor allem mit der außenpolitischen Lage beschäftigen.
Schuldnachweis bei beiden Angeklagten für erbracht.
„DieAngeklagten sind irriger Meinung", so betonte er fortfahrend, „wenn sie annehmen, durch die von ihnenimHerbst 1933er st at- teteVolksverratsanzeigeStraf. freiheit erlangt zu haben. Die strafbesreiende Wirkung ihrer Anzeige schei- tert daran, daß die damaligen An- aben über ihrenBesitz imAus- and nicht erschöpfend waren."
Der Anklagevertreter wandte sich sodann dem Strafmaß zu und stellte fest, daß hier ein „besonders schwerer Fall" angenommen werden müsse, da die den Angeklagten zur Last fallenden
Handlungen
auf einer Slufe mik Landesverrat
ständen. Seit 1931 kämpfe das deutsche Volk einen schweren Kampf um die Aufrecht, erhaltung seiner Volkswirtschaft. Schon damals wurde beim Erlaß des ersten De. Visengesetzes der Ernst der Lage dadurch zum Ausdruck gebracht, daß für schwere Fälle Zuchthausstrafen festgesetzt wurden. Das können auch die beiden Ange- klagten nicht übersehen haben. Abgesehen davon, daß der Wert der verschobenen Gelder 100 000 RM. übersteige, müsse den Angeklagten entgegengehalten werden, daß gerade kraft ihrer Stellung als Geistliche und kraft ihrer besonderen Bildung sie sich von derartigen Geschäften hätten zurückhalten müssen. Sie können sich auch nicht darauf berufen, im Aufträge anderer gehandelt zu haben, denn es gibt, so ries der Staats- anwalt mit scharfer Betonung, keinenBe- fehl, der einen Menschen veran- lassen könnte, gegen sein Vater, land zu handeln.
Ter Verteidiger der beiden Angeklagten
Es verlautet, daß der Generalferrerar oes Völkerbundes, Avenol, am Dienstag in Paris eintresfen wird, um mit der französi- schen Negierung über die Einberufung des Völkerbundsrats Rücksprache zu nehmen. Sollte bis zum 25. Juli der 5. Schiedsrichter im Abessinienstreitfall nicht ernannt worden sein, wird für den 26. Juli mit der Bekannt- gäbe des Einberufungsdatums des Völkerbundsrates gerechnet. Gut unterrichtete Kreise glauben, daß der Völkerbundsrat am 30. Juli zusammentreten werde.
Italiens Bedingungen
Ein früherer italienischer Kolonialmini- ster. dessen Namen aber nicht genannt wird, soll dem Vertreter des Pariser „Jour" als die Bedingungen Italiens für eine friedliche Lösung des Streitfalles erklärt haben: Sicherheit der italienischen Grenzen m Lst- asrika durch eine uneingeschränkte Kontrolle über die militärischen Streitkräfte Abessi- niens und die Möglichkeit, Abessinien zu kolonisieren, wie dies Frankreich in Marokko getan hat. Jede Kompromißlösung lehnei Italien ab.
Abessinien
fordert Sperre des Suez-Kanals
„Dailh Expreß" meldet, der neue abek- sinische Gesandte in London habe in einer Unterredung erklärt: Ich bin nach London aekommen. um eine Anleihe
kam im Gegensatz zum Staatsanwalt zu dem Ergebnis, daß man aus tatsächlichen und rechtlichen Gründen zur Verneinung einer Schuld gelangen müsse. Tie Angeklagten haben, so betonte er, das Gelübde der Ar- mut abgelegt: sie können daher nach dem Kirchenrecht kein Eigentum haben und damit entfällt auch jedes gewinnsüchtige, verbrecherische Motiv. Weiter ist zu berückfich- tigen, daß sie — ebenfalls nach dem kanonischen Recht — den Anweisungen ihrer Oberen folgen müssen, selbst dann, wenn sie innerlich von diesen abweichen. Der Ordensmann ist zum Gehorsam verpflichtet, weil eine unbeschränkte Vermutung für die Lauterkeit der von seinen Oberen erteilten Anordnungen besteht.
Das UrkeU
Nach mehrstündiger Beratung verkündete der Vorsitzende des Berliner Schiiellschöffen- erichts in den Abendstunden das Urteil gegen ie beiden leitenden Geistlichen des Ordens der „Missionare vom heiligsten Herzen Jesu".
Der 52jährige Prokurator Martin Utsch wurde des fortgesetzten Dcvisenverbrechens in 5 Fällen für schuldig gesprochen und zu 4 Jahren Zuchthaus und 75 OVO NM. Geldstrafe verurteilt. Bei dem 47jährigen Provinzialoberen Rudolf Wilm - s e n erfolgte eine Verurteilung zu3Jahren Zuchthaus und 20000 RM. Geld- strafe wegen 4 Fällen von Devisenverbrechen. Beiden Angeklagten wurden außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre abgesprochen. Die unter Umgehung der Devisenbestimmungen im Auslande angekauften 33 000 Dollarbonds wurden eingezogen und ferner die Einziehung eines Wertersatzbetrages von 38 500 RM. unter Mißachtung der „Missions- gesellschast vom heiligsten Herzen Jesu" angeordnet.
von 2 Millionen Pfund Sterling für Abessinien aufzunehmen. Wir haben Geld bitter nötig, nicht nur für einen Krieg, sondern auch, um die ausgedehnleu Bodenschätze unseres Landes zu entwickeln.
Ferner habe er zwei weitere Aul- träge, nämlich die britische Regie- rung zu veranlassen. Abessiniens Sache zu unterstützen und seinen Einflußzugebrauchen, dam itder Völkerbund Sanktionen zur An- Wendung bringe, wie z. B. die Schließung des Suezkanals. Ferner wolle er sich dafür einsetzen. daß die bri- tische Regierung das Ausfuhrverbot für Waisen aushebe. Auf die Frage, ob Abessinien für einen baldigen Krieg vorbereitet sei. habe der Gesandte gesagt. Abessinien habe bereits große Mengen von Munition in den Befestigungen von Addis Abeba, ferner Maschinengewehre. Lewis-Geschütze, Haubitzen und ein paar Feldgeschütze von großer Schußweite und Lustabwehrgeschtttze.
Die Truppen des Kaisers seien mit modernen Gewehren ausgerüstet, aber auch die irreguläre Armee habe zuverlässige Feuerwaffen. Die Abessinier legten mehr Wert auf ihre Gewehre als auf andere moderne Waffen. Tanks können in Abessinien wegen der Struktur des Landes nicht zur Anwendung gebracht werden. Die einzige Gefahr drohe aus der Luft. Aber dem Feinde werde es an vielem fehlen. Den Gebrauch von Giftgas betrachten die Abes- sinier als niedrigste Form der Barbarei. Der Sonderkorrespondent der „Times" in Addis Abeba berichtet, in allen patrio- tischen Reden werde dort immer größeres Ge- wicht auf die Einigkeit der christlichen und der mohammedanischen Abessinier gelegt
Tie Einigkeit der Religionen für die Vater ländische Sache sei tatsächlich hergestellt Zum ersten Male habe man bei den Kund- gebungen am gestrigen Sonntag Aeußerun- gen über gemeinsamen Widerstand der schwarzen Raste gegen den Angriff der weißen Rasse gehört. Zum Beispiel sei erklärt worden: .Unsere Hautfarbe ist unsere Fahne" oder .Wir Schwarzen wüsten zusammeuhalten", und aiiffallender- rveise hätten sich dabei besonders die Mohammedaner hervorgetan.
Für die Suezkanal-Gesellschast bedeuten die italienischen Truppenverschifsungen nach Ostafrika ein glänzendes Geschäft. Italien mußte für die bis jetzt «ach Eritrea und Italienisch» Somaliland beförderte« 200 000 Man» insgesamt schon 2 000 000 Goldfrank Passicrgeld zahle». Dazu kommen viele Millionen Goldfranke» au Durchfrachtgebühren für Kriegsmaterial, Waffen, Munition und Proviant.
Reue AMandsbemgimg in Weißrußland
rp. Warschau, 22. Juli.
Wie die weitzrussischen kommuni st ischenVliitter selbst zugeben, ist in Weißrußland neuerlich eine Aufstandsbewegung ausgebrochen, die größeren Umfang angenommen hat. Zahlreiche Parteieinrichtungen wurden von größeren Aufständischentrupps überfallen und zahlreiche Parteiamtswalter verwundet und getötet. Die Behörden waren gezwungen. stärkere Milizabteilungen in die Unruhegebiete zu entsenden.
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Igi ILovoriotzl bo Karl-Dunker-Bcila», Berit».
..Wie tn einem riesigen Dom", wiederholt sie, und er spürt, daß sie zukammenichauert.
Uns hier, in dieser Stunde, merkt er zu feinem Entsetzen, daß sich seine alte Liebe zu ihr immer mehr in ihm zu regen beginnt.
Dann fragt sie plötzlich: „Wann fährst du?"
Er sieht starr auf den Rücken des Kutschers: „Morgen", sagt er heiser. „Und du?"
Sie liegt und sieht regungslos gegen den Himmel. „Ich weiß nicht: ist mir auch gleich . . ."
Er starrt auf den Rücken des Kutschers: „Wo willst du denn hin?"
Sie liegt und starrt bewegungslos gegen den Himmel. .Pich weiß nicht", sagt sie wieder, „ist mir auch gleich."
„Wenn dir etwas fehlt", sagt er vorsichtig, „dann kann ich dir vielleicht Helsen; ich könnte dir eine Stellung besorgen . . ."
Sie schüttelt schweigend den Kopf.
Tann dreht sie ihm daS Gesicht zu. „Mußt du morgen schon fahren?"
Er hockt schwer und unbeweglich wie ein Klotz, er hockt in dem körperlichen Zustande, den eine übergroße, überstarke Erregung bringt, der ganze Körper ist wie gelähmt oder erirore». man kann kein Glied rühren, uns der Tenkprozeß letzt für Sekunden aus.
.Ich bin in Pertz Auftrag in Grönland gewefen". jagt er und starrr wie abwesend
den Rücken des Kutschers an. „Ich habe eine Entdeckung gemacht, daß die ganze Welt auf- horcht. Ich bin mit Helen verlobt, ich schwöre, daß ich sie liebe; morgen soll ich nun iahren, das Schiff liegt in Trondheim unter Damps. es ist alles bis inS letzte vorbereitet. Da kann ich doch nicht. . . —"
„Ja ja", sagt ste. „ich verstehe schon."
Er starrt aus den Rücken des Kutschers. „Da kann ich doch kein Lump werden . . ."
In Tänniorsen fahren die Schlitten aus einen kleinen Platz zwilchen zwei Holzhäusern. die ties im Schnee stecken. Tie Kutscher klettern von ihren Sitzen, und die zwanzig braunen, grauen, gelben und weißen Pelze quälen sich aus ihrer Ruhestellung heraus und ziehen sich ab. Den braven Pferdchen werden Decken über die Rücken gelegt, außerdem bekommt jedes sein Heu und gut gewärmtes Master.
Helen klettert aus einem Schlitten und kommt heran.
Sie zeigt keine Spur von Befangenheit, als sie erst Gerda, dann Klaffroth die Hand gib!.
Sie sagt, sie hpbe beiden nicht mehr vor der Abfahrt Guten Tag sagen können, sie sei schon in ihrem Pelz gefangen gewesen.
Zu den Fällen ist es nicht mehr weit, man hätte schon das Rauschen und Brausen der Master hier am Schlitten hören können, wenn man daraus geachtet hätte.
Sie gehen schweigsam durch den Wald. Die Aeste der steilen Tannen hängen tief nach unten, die Last des Schnees ist zu schwer, ste können ste kaum tragen. Es ist eine namenlose Stille um ste, nur das Rauschen der Wasser klingt immer näher, es wird dumpfer. tiefer und hohler. Ganz unerwartet ösf- net sich dann der Blick, sie stehen schon auf einer kleinen Plattform, die sich über den Abgrund herausstreckt.
Im Sommer ichießen die Master, ähnlich wie bei Trollhättan. in breiter Front über den zerwühlten Steinkamm m die Tiefe, tun noch einen zweiten kleineren Sturz und las- sen sich weiter unterhalb nach dieser gefährlichen Wanderung wiliia nvn -iuem breiten See ausnehmen.
Jetzt ist der Steinkamm vereist und verschneit. und die Wände in die Tiefe hinab, die Kanten, die Ecken, die großen und kleinen Borsprünge — alles ist jetzt Eis. Eis in allen Formen, in schönen, meterlangen Zapien, in dicken Kugelköpsen in Millionen kleiner Zap- fen. in wilden Borsprüngen und ruhigen, glatten Stücken. Und da, wo durch ein schwarzes, gähnendes Loch das Master in die Tiefe stürzt, an dieser einen Stelle wo die Gewalt des WasierS die Kälte des WinterS besiegte, steigt der leine Gilcht wieder aus der Tiefe herauf und schlägt sich an den Wänden nieder und wird wieder Eis.
Sie stehen stumm.
„Wir müssen eine Ausnahme machen, Jul", sagte Gerda, „leider Hab ich den Apparat im Schlitten vergessen."
Klaffroth wird schnell zurücklaufen und ihn holen.
Helen steht an der Brüstung der Plattform und steht hinunter, das Geländer reicht ihr knapp bis an die Hüften. Die Tiefe kann fünfzig bis sechzig Meter betragen. Wer hier herunterstürzte, stand nicht wieder aus.
„Es steht gefährlich aus. wie Sie da stehen — stürzen Sie nicht hinunter", sagt Gerda hinter ihr.
Helen richtet sich wieder auf. sie hat auf ihren Schitouren schon andere Schlünde hin- abgesehcn und über anderen Tiefen gestanden. ste kann schon etwas vertragen.
„Mir wird nicht schwindlig", sagt ste einfach. „ich kann ickon etwas vertragen."
Gerda tritt an den fuichlbaien Ävgiuiid heran und starrt hinunter, und dann denkt sie plötzlich, daß das zerklüftete Felsgeröll da unten der einzige Ausweg sei. Sie hat es vorhin auf der einsamen Fahrt endgültig erfahren: Klaffroth blieb nicht ihretwegen, er liebte Helen und suhr mit der Erpedition. DaS war zur unumstößlichen Tatsache geworden. und damit waren alle Hoffnungen und Erwartungen, irgendwie Schutz und Verständnis bei Klaffroth zu finden, geschei- tert.
Und ste denkt, daß ste ihre Ueberlegen- heit Klaffroth und Helen gegenüber letzt nicht mehr wird behaupten können, ste denkt, daß ste ihren ganzen innerlichen Jammer, den sie bis jetzt hinter einen giftigen Spott verschanzt hatte, nicht länger wird verbergen können.
Sie steht dicht an der Brüstung, das Eisengeländer reicht ihr nur bis an die Hüsten.
„Sind Sie denn auch schwindelfrei?" fragt Helen beklommen.
„Nein. Ich konnte und kann auch heute nicht einmal aus einem hohen Fenster auf die Straße sehen. Als Kind wäre ich schon einmal um ein Haar abgestürzl!"
„Dann gehen Sie doch vom Geländer zu- rückl" ruft Helen heiser, steht sich um und bemerkt zu ihrem Schrecken, daß sie beide allein auf der Plattform stehen. ^
„Ich werde schon nicht abstürzen - - - - sagt Gerda in den Abgrund hinunter und beugt sich noch tieier.
„Halt!" rust Helen und bekommt eine kalte Kopfhaut. ..Das kann ja kein Mensch mehr mit ansehen. Ich werde aus der Stelle gehen . . Aber sie kann keinen Schritt vorwärts machen, die irrsinnige Angst, die sie von der Seite vieler Frau mit einer bestimmten Ab- sicht korttreibe» will« bannt sie auch wieder an den Fleck jFortsetzung folgt)