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Kreistagssitzung am 15.7.1968
d) das Kündigungsschreiben von Oberarzt Dr. Beck einschließlich der beiliegenden Bestätigung von Oberschwester Kubier und Pfarrer Ziegler (Diakonissenhaus Stuttgart)
im Wortlaut bekannt.
Der Inhalt des Briefes der Ärzteschaft aus Calw und Umgebung erregte im Kreistag Verwunderung.
Der Vorsitzende sagte hierzu, daß es unter der Ärzteschaft in Calw Ärzte gebe, die im eigenen Interesse dem Krankenhaus schlechte Arzte wünschen.
Kreisrat Traub sagte hierzu, Dr. Beck habe keinen Anlaß, dem Landkreis Vorwürfe zu machen, da sich der Landkreis bisher strikt an den mit Herrn Dr. Beck abgeschlossenen Vertrag gehalten habe, ln scharfen Worten geißelte er jedoch den Inhalt des Briefes von Dr. Baetzner. Dr. Baetzner habe kein Recht, Beschlüsse des Kreisrats zu kritisieren, wenn er schon über ein Jahr lang keiner Sitzung des Kreisrats und des Kreistags mehr beigewohnt habe. Er forderte die Verwaltung auf, sie möge aus dem über einjährigen Fehlen von Dr. Baetzner in beiden Gremien die notwendigen Konsequenzen entsprechend der Gemeindeordnung und der Landkreisordnung ziehen.
Landrat Pfeiffer entgegnete hierauf, daß Dr. Baetzner sich bei jeder Sitzung ordnungsgemäß entschuldige und die Entschuldigung jeweils aus trifftigem Grunde erfolge. Die Verwaltung habe deshalb keinen Anlaß, in dieser Sache tätig zu werden.
Kreisverordneter Schäffer stellte erneut die Frage, weshalb der Landkreis Oberarzt Dr. Beck so disqualifiziert habe. Herrn Dr. Baetzner verteidigte er mit den Worten, daß niemand in den letzten 9 Jahren wertvolleres für unsere Kreiskrankenhäuser getan habe als Dr. Baetzner und bat um Verständnis für seine derzeitige Lage.
Kreisverordneter Eitel kritisierte, daß die Kreisverordneten nicht über den Fall Dr. Beck informiert würden. Die damalige Wahl von Dr. Beck zum Chefarzt eines der drei Kreiskrankenhäuser sei auf Grund einer Pression der Verwaltung erfolgt. Heute müsse er feststellen, daß der Kreistag unter der Pression des Kreisrats stehe.
Kreisverordneter Fischer stellte sodann die Frage nach den wirklichen Gründen, die den Kreisrat bewogen hätten, Dr. Beck nicht in die engere Wahl zu nehmen.
Landrat Pfeiffer sagte hierzu, daß der Kreisrat wohl unterschwellig die seinerzeitigen äußerst harten Verhandlungen von Dr. Beck sowie Anfragen verschiedener Kreisräte anläßlich der Kreisratssitzung am 24.6.1968 auf Dinge, die im persönlichen Bereich liegen und nicht bewiesen sind, bewogen haben, Dr. Beck von der engeren Wahl auszuschließen.
Danach wurden dem Kreistag Auszüge aus den Zeugnissen der in die engere Wahl genommenen Bewerber bekannt gegeben.
ln der sich anschließenden Aussprache sagte Kreisverordneter Ulrich, daß alle 4 Bewerber wohl die erforderliche Qualifikation haben, er bat jedoch die menschliche Seite bei der Entscheidung nicht unberücksichtigt zu lassen. Landrat Pfeiffer, um seine Meinung gebeten, sagte, daß Professor Dr. Kootz nicht in Betracht kommen sollte, da er mit 48 Jahren fast zu alt sei und bisher nur an Universitäten tätig gewesen sei. Zu Dr. Flassbeck sagte er, daß auch dieser Bewerber wohl etwas zu alt sei, und bisher nur an der chirurg. Klinik in Stuttgart-Feuerbach tätig gewesen sei und er von Professor Kraus nicht empfohlen worden sei. Er sprach sich hingegen für die Bewerber Dr. Heller (große fachliche Breite) und Dr. Maier (viele positive Äußerungen) aus.
Anschließend wurde die Öffentlichkeit wieder hergestellt und die Wahlhandlung eröffnet. Die geheime Abstimmung brachte folgendes Ergebnis: