Vom mtttelstSndischen Einzelhandel
Die Antworte» auf die Umfrage der NS.-Hago
kr. „Käuferinnen und Käufer! Ihr wißt, daß der in i t t e l st ä n d i s ch e Einzel- h audc l, das Handwerk und Gewerbe wertvolle Stützen der deutschen Volkswirtschaft sind. Ebenso wißt ihr, daß diese Gruppen unserer Volkswirtschaft Stände ini deutschen Volkskörper darstellen, die in den vergangenen Jahrzehnten durch eure, aber auch durch eigene Schuld schwer gelitten haben. An diesen Kreisen hat der Nationalsozialismus von jeher ein großes Interesse gehabt, und seine Wiedergesundung liegt dein nationalsozialistischen Staat sehr am Herzen.
Oder habt ihr immer noch Bedenken gegen einen Einkauf beim mittelständischen Einzelhandel? Dann klärt uns auf, was euch an an ihm mißfällt. Wir wollen gern etwa vorhandene Schäden beseitigen, nur müssen wir wissen, welche cs sind. Käuferinnen, Käufer! Ihr sollt mithelfen bei der Neugestaltung unserer Volkswirtschaft. Dazu ist Voraussetzung die Schaffung und Erhaltung eines gesunden gewerblichen Mittelstandes. Einige Minuten Mühe — und ihr habt eine vornehme Pflicht erfüllt."
85 000 Fragebogen
Dieser Aufruf wurde von einigen Wochen von der NS.-Hago, der Kampffront für Handel und Gewerbe im ganzen Reich verbreitet. Allein in Stuttgart wurden 45 000 Haushaltungen gebeten, zu den erwähnten Fragen Stellring zu nehmen. Wenn auch die meisten Hausfrauen den Sinn der Fragen anscheinend nicht richtig verstanden haben, so läßt sich doch aus den erworbenen Kenntnissen manches schließen. Alle eingelaufenen Fragebogen werden nach einer ersten Sichtung nach München zur Auswertung gesandt. Die Antworten werden dann nach Branchen geordnet und an die einzelnen Fachverbände weitergeleitet. So sollen die letzteren in die Lage verseht werden, ihren Mitgliedern wichtige Tips für die Behandlung ihrer Kunden zu geben. Dadurch können nun alle berechtigten Klagen und Wünsche berücksichtigt werden.
Etwa eine Stunde lang haben wir uns in die bereits eingelaufcnen Fragebogen vcr- tiest und wir müssen sckwn saaen..was hier alles erzählt wurde, ist geradezu köstlich. Richtige Kleinstadt-Klatschgeschichten traten zutage. Einige beklagen sich darüber, daß ihr
Kolouialwarenhändler die Käse mit den gleichen Händen wie die Essiggurken anfasse. Anderen wieder trat der Metzger- msister sowieso unfreundlich gegenüber und wieder anderen hat der Bäcker etwas zu Leid getan. Alle aber führen sie Klage.
Marer bedrenk so nett!
„Am gerustcn kaufe ich bei Maier, er bedient so nett". — Das Meiste kaufe ich im Konsum". Aus einem Vorort: „Ich kaufe lieber in Stuttgart, da bekommt man alles so schön cingeschlagcn, daß man zu Hause immer etwas Einwickelpapier und Schnur hat."
Manche beklagen sich darüber, daß die Frau des Metzgermcisters so unlieb enZ- würdig sei. Eine andere schreibt, daß ihr Metzger immer so knapp wiege. Häufig beklagen sich die Frauen auch über die Tatsache, daß es meistens für 10 Pfennige zuviel wird, während das Gegenteil nie eintrete. Mangelnder Kunden- dienst, im Gegensatz zum Warenhaus, erregt des Oesteren das Mißfallen der Einkaufenden.
Der Klatsch
Eine Frau, die anscheinend eine Ausnahme macht, hält sich darüber auf, daß Herr X. immer zuerst noch mit der anderen Kundin einen kleinen Klatsch mache, ehe er sie bediene. Diese Klage wurde Wohl kaum vermutet, aber keine Regel ohne Ausnahme. Viele Beschwerden beziehen sich aus die Warenhaltung; „Gemüse, Käse, Pe- troleum, Brot, und Seife dürfen nicht friedlich nebeneinander liegen." Eigentlich eine Selbstver- ständlichkeit, aber wenn man nachsieht, wird man feststellen, daß die Frauen recht haben.
„Ich begrüße die Unterstützung des Kleingewerbetreibenden, aber eine große Anzahl weiß überhaupt nicht, worauf es ankommt!" Nun, die NS.-Hago wird auf Grund der Anregungen und Wünsche, die sie nun in Händen hat, dafür sorgen, daß Stuttgarts Hausfrauen zufriedcngcstellt werden. Bis in drei Monaten wird cs so weit sein, dann können wir einmal den Versuch machen, ob sich Maier, Müller und Schulze umgestcllt haben. Hossen wir's, es ist ihr eigener Vorteil.
ek. Wien, 6. Juni.
Ter durch seinen Vorschlag, die Tätigkeit der Nationalsozialisten durch Aushungerung zu bekämpfen, berüchtigte Sicherheitsdirektor von Steiermark hat nunmehr auch auf das flache Land Kriminalbeamte zur Auskundschaftung von Nationalsozialisten entsendet. Die Beamten müssen, wie zuverlässig verlautet, als Verwandte natioualgesinnter Geschäftsleute auftreten, damit sie nicht zu schnell erkannt werden.
Die beiden oststeirischen Bezirke Hartberg und Friedbera, sowie die weststeirischen Bezirke Voitsberg und Leibnitz sind mit solchen „Verwandten" bereits überschwemmt.
In Salzburg explodierten in der Nacht zum Mittwoch vor dem Schloß Leopoldskron, das Max Reinhardt gehört, 3 Sprengkörper, die erheblichen Sachschaden verursachten. Angeblich hat die Polizei drei der Täter gefaßt.
Reue Schikanen lm Memelge-iet
Kowno, 6. Juni.
Das neuerliche Vorgehen der litauischen Staatssicherheitspolizei im M c m e l g e b i e t scheint auf die gesamte Beamtenschaft der autonomen Organe ausgedehntzu werden. Nach den Durchsuchungen und Vernehmungen bei den Polizeibeamten werden seit Dienstag morgen Haussuchungen und Vernehmungen bei den Forstbeamten des Memelgebiets vorgenom- Kien. Daraufhin soll die A k t i o n a n f d i e Lehrerschaft usw. ausgedehnt werden. Am Montag sind in Pogegen zwei weitere höhere Polizeibcamtc verhaftet und in das Gefängnis nach Bajohrcn eingeliefert worden. Sie werden beschuldigt» aktiv für die aufgelöste sozialistische Volksgemeinschaft tätig gewesen zu sein.
Nie belgische Regierung zurülkgelreten
Brüssel. 6. Juni.
Tie Negierung B r o q ue v i lle ist zurück- getreten. Der Rücktritt ist auf Grund der Ab- stimmungen in der Kammer erfolgt, bei denen die Negierung bei zwei Regierungsvorlagen in der Minderheit geblieben war.
Es handelte sich um einen Entwurf zur Neuregelung der F a m i l i e n u n t e r- st ü tzung und um eine Vorlage über dieGrenzpolizei.
Seutsch-iMerlönblMs Abkommen untemiHnkt
Berlin» 6. Juni. Heute ist im Auswärtigen Amt das kurz vor Pfingsten im Haag vereinbarte Abkommen über de» Warenverkehr zwischen Deutschland und Niederländisch-Jndien unterzeichnet worden. Gleichzeitig wurde ein Vertrag zur Abänderung des deutsch-niederländischen Zoll- und Kreditvertrages vom 26. November 1925 unterzeichnet, durch den der sogenannte Holland-Kredit um drei Jahre verlängert wird. Beide Verträge unterliegen noch der Ratifikation, jedoch wird das Abkommen über den Warenverkehr mit Niederländisch-Jndien mit Wirkung vom 1. Juli 1934 ab vorläufig anaewendet werden.
Kurze Tagesschau
Die deutsche Jugendburg Die bekannte Jugendherberge Stahlcck bei Bacharach am Rhein soll zur größten Ju- genöbnrg ausgebaut werden. Die Pläne der Neu- nnd Ausbauten sind so gedacht, daß die historische Eigenart der Ruine erhalten bleibt. In einem siebenstöckigen Uebernachtungs- hans finden Hunderte jugendlicher Wanderer Unterkunft- Am Eingang des Bergfrieds wird eine „Ehrenhalle des unbekannten Hitlerjungen" eingerichtet.
Im Brunnenschlamm nmgekommen Bei dem Landwirt Wundrak in Nathe bei Ocls sollte der Brunnen geschlemmt werden. Als der 45jährige Hermann auf einer Leiter in den Brunnen stieg, versank er im Sand
des Untergrundes bis an Sie Knöchel. Er achtete zunächst weiter nicht darauf. Als er dann aber immer weiter versank, mußte er zu seinem Entsetzen feststellen, daß der Schlamm ihn festhiclt und er sich nicht mehr herans- arbeitcn konnte. Er versank schließlich bis zum Leib. Feuerwehr, Sanitäter und andere Helfer bemühten sich stundenlang vergeblich, den Unglücklichen aus seiner furchtbaren Lage zu befreien. Nach etwa zwei Stunden starb der Bedauernswerte.
Bombenanschlag aus Schloß Leopoldskron
Auf Schloß Leopoldskron bei Salzburg wurde ein Bambenanschlag verübt. Der Schaden ist ziemlich bedeutend. Es gingen fast alle Fenster in Trümmer. Ferner wurden vier schwere Türen zersplittert. Im Innern des Gebäudes zerbrachen ein wertvoller Glas-
lüstcr und kunstvoll bemalte Fenster in der Schloßtapelle. Max Reinhardt, der Besitzer von Leopoldskron, weilte zur Zeit des Anschlags ans seinem Besitz.
74 Gehöfte verbrannt
Am gestrigen Nachmittag ist in der Ort- schaft Tarkvcze bei Nowo-Grodek in Kongreß-Polen ein Großfeuer aus- gebrochen, durch das in kurzer Zeit 74 Gehöfte in Asche gelegt wurden.
Paris, 6. Juni.
Das französische dreimotorigc Flugzeug „Regenbogen", dessen Flug über den Süd- atlantik von Dakar nach Natal die französische Presse in der vergangenen Woche als einen S i e g d c r s r a n z ö s i s ch e n L u s t » linie über die deutsche hinstellte, und bei welcher Gelegenheit man mit Stolz darauf hinwies, daß der „Regenbogen" unterwegs den Zeppelin überholt habe, siegt immer noch in Natal und kann wegen ungünstiger Witterungsbedingungcn nicht zum Rückflug starten. Während „Graf Zeppelin" inzwischen wohlbehalten in Friedrichshafen eingetrosfen ist, wurde die französische Post auf einen Aviso verladen und wird nunmehr auf dem Wasserwege nach Dakar gebracht werden. Ter Zeitverlust ist natür- lich beträchtlich.
Ser Kampf um dlo 40 Stunöen-Mche
auf der Arbeitskonferenz
Genf, 6. Juni.
Die Internationale Arbeitskonfercnz begann ani Mittwoch vormittag mit der allgemeinen Aussprache über die Frage der 40-Stunden- Woche, mit der sich bekanntlich schon zu Beginn des Jahres 1933 eine Sachverständigenkonferenz und vor dieser auch schon die Arbeitskonferenz befaßt hatte. Der jetzigen Aussprache liegen die Antworten von den Negierungen zugrunde, die in der Zwischenzeit befragt worden waren. Die Antworten sind überwiegend ablehnend oder kritisch ausgefallen. Der Vorsitzende der Arbeitgebergrnppe der Konferenz, Oersted-Dänemark, machte in der Sitzung nochmals die schon früher von Arbeitgeberseite gegen die Arbeitszeitverkürzung vorgebrachten Gründe geltend. Er sprach von einer Erhöhung der Gestehungskosten und damit der Lebenshaltung sowie von einer Schädigung der Ausfuhrindustrien und von dem letzt schon bestehenden Mangel an Facharbeitern.
Zumal die Antworten der Regierungen so entmutigend ausgefallen seien, solle man endlich von dem falschen Weae ablassen.
Der französische Gewerkschaftsführer Jou- haux warf den Arbeitgebern vor, daß sic sich seit 1919 in ihren Vorhersagen stets getäuscht hätten. Leider gebe sich die englische Regierung dazu her, der Frage der Arbeitszeitverkürzung ein Begräbnis erster Klasse zu bereiten. Nach dem Gedanken der französischen Metallindustrie würden sich bei Einführung der 40-Stunden- woche die Gestehungskosten nur um 5 v. H. erhöhen. Bei der fortschreitenden Mechanisierung ließen sich eben die Arbeitslosen nur immer wieder durch Kürzung Per Arbeitszeit in den Arbeitsgang einschalten. Deshalb sollten die Vertreter der Regierungen alles tun, um dieses Werk der sozialen Gerechtigkeit durchführen zu helfen.
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