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NACHRICHTENBLA1
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DER MILITÄR-REGIERUNG FÜR DEM KREIS CALW
AVIS DU GOUVERNEMENT MILITAIRE, DU LANDRAT ET DE TOUTES LES AUTORITES DE L'ARRONDISSEMENT DE CALW
CALW
29. November 1945
Nr. 37
Streiflichter zur Lage
Landrat Wagner gab dieser Tage einem Vertreter des „Nachriehtenblattes der Militärregierung“ Antwort auf folgende Fragen:
„W as arbeit-et eigentlich das „Kote Kreuz“ seit der Krieg vorbei ist?“
„Da das Deutsche Reich s Z. der Genfer Konvention beigetreten war, ist das „Deutsche Rote Kreuz“ z. Z. die einzige Institution, welche vom Deutschen Reich noch übrig geblieben ist und international von Neutralen und unseren ehemaligen Feinden in ihrer gemeinnützigen Arbeit voll und ganz anerkannt wird.“
„W ound wie trat das „Rote Kreuz“ in den Tagen der Besetzung in Erscheinun g?“
„Gerade, weil es allein noch international anerkannt war, konnte das „Rote Kreuz“ in den Tagen des Einmarsches außerordentlich wertvolle Dienste leisten Die Tätigkeit des „Roten Kreuzes“ war immer eine selbstlose, seine Mitglieder sind nie prunkvoll in Erscheinung getreten und infolgedessen bemerkte man auch gar nicht, daß die Herren Ortskommandanten dem Roten Kreuz sofort nach der Besetzung die Betreuung der Zivilbevölkerung und der Kriegsgefangenen sowie der Gefangenenlager übertragen hatten. Viele Krankentransporte wurden mit Hilfe der französischen Sa'nität8wagen durchgeführt. Die Blutspenderinnen traten in Tätigkeit, Nähstuben wurden eingerichtet, die Nachforschungsstelle, für Vermißte und Gefangene setzte ihre Tätigkeit fort. Nicht nur in den größeren Städten des Kreises, sondern auch in den kleineren Orten waren die wackeren Helferinnen einsatzbereit zur Stelle und halfen mit den einfachsten Mitteln, so gut es eben ging.“ .
„W asistz. Z. die hauptsächliche Tätigkeit des „Roten Kreuzes“?“
„Gewiß die Vermittlung von Anfragen nach Vermißten und Kriegsgefangenen. Erfreulicherweise kommt, wie aus den verschiedenen Veröffentlichungen zu ersehen ist, jetzt langsam etwas Ordnung in die Dinge. Es ist möglich, mit den Kriegsgefangenen in Verbindung zu kommen, es ist möglich, ihnen Antwort zu geben und es wird bald möglich sein, ihnen auch Pakete zu schicken.“
„Aber sagen Sie, warum hat das alles so furchtbar lange g e d a u e r t?“
„Das werden Sie durchaus verstehen, wenn Sie sich überlegen, was dazu gehört, beim Internationalen Roten Kreuz eine Kartothek von vielen Millionen Kriegsgefangenen anzulegen, worunter vielleicht 200 000 Leute mit dem Namen Maier und 10 000 Maier mit dem Vornamen Otto sind. Das ist der Grund, warum man monatelang keine Auskünfte bekommen konnte und weshalb unsere Väter, Mütter und Anverwandte der Kriegsgefangenen so lange Zeit dem Martyrium der Ungewißheit ausgesetzt waren.
„W elches wird nun die Zukunftsaufgabe des „Roten Kreuzes“ sein?“
„Das „Rote Kreuz“ wird so schnell wie möglich unter Führung des Landrats, welcher als solcher gleichzeitig auch der Kreisführer des „Roten Kreuzes“ ist, seine Arbeit wieder aufnehmen. Es wird der allgemeine Rettungs- und Hilfsdienst wieder eingerichtet werden, die Krankenbeförderung wird wieder so vorbildlich werden wie früher, sobald wir über die nötigen Krankenautos und das dazu gehörige Benzin verfügen. Das „Rote Kreuz“ wird bei der Seuchenbekämpfung mitarbeiten, es wird bei sonstigen allgemeinen Notständen in Erscheinung treten und sich jetzt besonders auch den Transporten Evakuierter nach der Heimat und bei der Entgegennahme der erwarteten Ostflüchtlinge helfend und mitarbeitend zur Verfügung stellen. Man wird auch wieder Kurse für „Erste Hilfe“ einrichten, man wird die Schwesternschule, welche hier in Anlehnung an das Kreiskrankenhaus Calw von meinem Herrn .Vorgänger eingerichtet wurde, weiterführen und für ständigen Nachwuchs an ge
eigneten Pflegerinnen sorgen. Aber, wie gesagt, das alles nicht in großer Aufmachung, sondern wie es alle Zeit Tradition des „Roten Kreuzes“ war, in pflichttreuer Bescheidenheit.“
„W er hat eigentlich das „Rote Kreuz“ gegründet?“
„Die Anregung zur Gründung des Internationalen Roten Kreuzes ging von der englischen Krankenschwester Florence Nightingale aus, welche aus persönlicher Anschauung die Leiden der verwundeten Soldaten des Krim-Krieges (1853—1856) miterlebte. Ihre Gedanken wurden dann von menschenfreundlichen Schweizer Kreisen in Genf, insbesondere von dem Arzt Henri Dunant, aufgenommen, und Genf ist deshalb auch die Traditionsstadt des Internationalen Roten Kreuzes geblieben.“
Zum Schluß noch eine kleine, ein ganz anderes Gebiet betreffende Frage:
„Nachdem nun das politische Leben ganz langsam wieder anfängt und bereits die erste Versammlung einer ehemaligen politischen Partei statt- gefunden hat, interressiert es zu wissen, ob Sic sich selbst -auch politisch betätigen werden?“
„Selbstverständlich nicht; solange ich Landrat bin., weide ich mich jeder politi-* sehen Betätigung enthalten und auch keiner Partei beitrelen. Abgesehen von dieser meiner persönlichen Meinung ist dies auch, der ausdrückliche Wunsch der Militärregierung. Der Landrat ist der Vertreter des Staates. Er steht jedem Mitbürger zur Verfügung. Er kann nicht jedem helfen, ja er kann manchem nur mit beschränkten Mitteln helfen, aber es* darf keiner mit dem Gefühl aus dem Hause gehen, daß er vielleicht als Parteifreund besser behandelt worden wäre.“
Bürgermeister-Ernennungen im Kreis Calw
Mit Genehmigung des Herrn Gouverneurs, Commandant Frenot, ernenne ich zum Bürgermeister in Aichhalden Bürgermeister Georg Wurster,
Ebershardt Bgm. Jak. Waidei ich.
Pfrondorf Bgm. Friedrich Nestle,
Rötenbach Bgm. Daniel Kugele,
Rotfelden Bgm. Matthäus Keck,
Schönbronn Bgm. Wilhelm Auer,
Wart Bgm. Alfred Hartmann,
Haiterbach Bgm. Johannes Kirgiß. ßeihingen Bgm. Christian S t ö h r, '
U n tersch wandorf Bgm. Gottlieb B r o s s,
Martinsmoos Bgm. Georg Russ,
Neusatz Bgm. Hubert Wacker,
Sommenhardt Bgm. Jakob Mast,
Spielberg Bgm. Johannes Gail,
Unterhaugstett Bgm. Gottlob Rau.
Waldrennach Bgm. Richard Bäu- 6 r * e> Der Landrat.
Einstellung in die Gendarmerie Politisch unbelasteten, . intelligenten Männern, die Lust und Eignung zum Beruf des Gendarmen und Kriminalisten haben, ist jetzt Gelegenheit geboten, in die Gendarmerie aufgenommen zu werden.
Einstellungsbedingungen: Mindestgröße 1,68 m, sportliche Veranlagung, ohne körperliehe ^Mängel, Höchstalter 32 Jahre.
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Höchstwerte für den Stromverbrauch im Haushalt
in Kilowattstunden (kWh) pro Monat
Zunehmende Schwierigkeiten in der Stromversorgurigslage erfordern, daß ab sofort von Haushaltabnehmern nachstehende Verbrauchsmengen nicht überschritten werden: ~
Verbrauch für Beleuchtung
Evtl. Beleuchtung u. Kleingeräte Beleuchtung, Kleingeräte und elektrische Küche
Evtl. Beleuchtung, Kleingeräte, elektrische Küche mit Küchenspeicher
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Stromabnehmer der EVS. erspart es uns, Eure Anlagen wegen Nichtbeachtung der obigen Anordnung stromlos machen zu müssen!
Energieversorgung Schwaben AG. Geschäftsstelle Teinach
Bewerber wollen sich zunächst nur schriftlich (handgeschriebener Lebenslauf, polizeiliches Führungszeugnis und Lichtbild) melden beim
, Landrat in Cahv.
Hagelversicherung
Zwischen dem Land Württemberg und der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft a. G. besteht seit Jahren'ein Vertragsverhältnis, nach dem das Land Württemberg zur Förderung der Hagelversicherung der württembergischen Landwirtschaft erhebliche Leistungen, insbesondere die Bezahlung des auf die württembergischen Versicherten entfallenden Nachschußbetrages übernommen hat. Nach einem Bericht der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft ist die Bezahlung der Versicherungsprämien für 1945 noch sehr im Rückstand, während die Schadensfälle sehr hoch sind. Die Bauern und Landwirte werden darauf hingewiesen, daß sie \Terpllichtet sind, ihre Hagel- versiclierung3prämien umgehend zu bezahlen, weil sonst den geschädigten Betrieben l^eine Entschädigung geleistet werden kann. Die Prämiengelder sind wie alljährlich an die örtlich zuständigen Vertreter der Norddeutschen Hagelversiche-, rungsgesellschaft abzuführen.
Der Landrat.
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Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene
Die Versorgung der Nichtberufssoldaten und deren Hinterbliebenen erfolgt für die Kreise Balingen, Calw, Freudenstadt, Horb, Reutlingen, Rotlweil, Tübingen, Tuttlingen und in den Hohenzollerischen Landen für die Kreise Hechingen und Sigmaringen durch das Versorgungsamt Rottweil. Anträge können beim Versorgungsamt Rottweil oder über die Bürgermeisterämter, Kreisfürsorgeämter, Wohlfahrtsämter schriftlich oder mündlich gestellt werden.
Bis zur endgültigen gesetzlichen Regelung der Versorgungsgebührnisse können vorläufig nur Versorgungsberechtigte mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 50 vom Hundert oder Versehrte von Stufe II aufwärts Rente erhalten, wenn ein Bedürfnis bei ihnen vorliegt und sie keine anderen Mittel zur Bestreitung ihres Lebensunterhalte» besitzen.
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Nachdem das Wehrmachtfürsorge- rtnSl ¥ eE Versorgungsamt Stuttgart in Ludwigsburg seine Abwicklungsarbeiten mit Ende September 1945 eingestellt hat, übernimmt nunmehr das Versorgungsamt Rottweil auch die Versorgung der ehern. Berufsunteroffiziere obiger Kreise.
Auch diese Berufssoldaten der alten und der neuen Wehrmacht können bis zur endgültigen Entscheidung ihrer künftigen Versorgung Abschlagszahlungen erhalten, wenn sie infolge einer Dienstbeschädigung mindestens 50 vom Hundert in ihrer Erwerbsfähigkeit gemindert bzw. versehrt nach Stufe II sind, vorausgesetzt, daß sie keine anderen Mittel zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes besitzen, d. h. ein Bedürfnis tf©i ihnen vorliegt.
Die Versorgung der ehern. Berufsoffiziere und Beamten wird für obige Kreise bis aiif weiteres vom Versorgungsamt Stuttgart, Rotebiihlkaserne, wahrgenommen. Etwaige Anfragen sind an diese Stelle zu richten.
- tVersergungsMut Rottwell.
Kreisstadt Calw
Verkaufszeiten
Für die Kreisstadt Calw werden bis auf weiteres folgende Verkaufszeiten festgesetzt:
Apotheken im Wechsel:
Täglich Von 9—13 Uhr und von 13—17 Uhr Gärtnereien :
Dienstag, Donnerstag und Samstag von 9—13 Uhr Lebensmittelgeschäfte:
Täglich von 9—13 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 9—13 Uhr und von 15—18 Uhr Bäckereien:
Täglich von 9—13 Uhr, Donners tag und Samstag von 9—13 Uhr und von 15—18 Uhr Metzgereien:
Donnerstagvormiltag von 9 bis 13 Uhr, Freitagnai hmittag von 13—18 Uhr, Samstag von 8—13 Uhr und von 14—18 Uhr Milch abgabestellen:
Täglich vormittags.
Geöffnet sind: Friseurgeschäfte:
Von 9—12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Montagnachmittags geschlossen.
Volksbank Calw und Kreissparkasse: Täglich von 8—12.30 Uhr.
Der Bürgermeister.
Französische Sprachkurse
In allernächster Zeit beginnen in Calw für die Bevölkerung 3 französische Sprachkurse mit je 2 Wochenstunden, und zwar
ein Unterkurs für Anfänger, ein Mittelkurs für Fortgeschrittene, ein Oberkurs für Ausgebildete.
Dio Teilnahme ist unentgeltlich. Raum und Zeit des Unterrichts werden bekannt gegeben sobald die Interessenten sich in die auf der Polizeiwache aufgelegten Listen eingetragen haben. Zur sofortigen Eintragung fordere ich hiermit auf.
Der Bürgermeister.
Benützung elektrischer Kochgeräte
Mit dem Einsetzen der Gasversorgung am 26. November dürfen dort, wo Gaskochgeräte zur Verfügung stehen oder mitbenützt werden können, keinerlei elektrische Kochgeräte mehr verwendet werden. Bei Zuwiderhandlungen erfolgt Bestrafung und Einzug der elektrischen Geräte.
Der Bürgermeister.
Abonnementsbestcllungett
werden ab sofort von sämtlichen Austrägern und Abholstellen wieder angenommen. Die Lieferung erfolgt ab Januar 1946. Von Vorauszahlungen an das Landratamt bitten wir Abstand nehmen zu wollen.
Der Landrat
Abt. Bekanntmachungen
Bekanntmachung
Martin Bormann ist angeklagt, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegfe- brechen und Verbrechen gegen die Menschheit begangen zu haben, wie sie in der Anklageschrift, die bei diesem Gerichtshof niedergelegt ist, aufgezählt sind.
Die Anklageschrift kann im Justizpalast in Nürnberg, Deutschland, ein- gesehen werden.
Martin Bormann, sollte er auftauchen, hat das Recht, selbst gehört oder von seinem Rechtsvertreter verteidigt zu werdbn.
Sollte er nicht erscheinen, so kann sein Fall vom 20. November 1945 an in seiner Abwesenheit im'Justizpalast in Nürnberg, Deutschland, verhandelt werden. Sollte er als schuldig befunden werden, so wird das' Urteil gemäß den Befehlen der Kon- troll-Kommission für Deutschland ohne weitere Verhandlung an ihm vollstreekt werden nachdem er gefunden worden ist.
Auf Befehl des Internationalen Militär-Gerichtshofes
Der Generalsekretär Harold B. Willey.
Herausgeber: Gouvernement Mttitaire de Calw. Verwaltung nndAnzeigenannahme: Der Landrat in Calw, Abt. Bekannt- maobungen. Druok: A. Oetscbliger’sche Bichdruckerei. Calw