Der Führer vor -er Jugend

Am Morgen des 1. Mai sprach der Führer im Berliner Lustgarten vorder Schuljugend der Reichshauptstadt, die ihm einen begeister­ten Empfang bereitete. Reichskanzler Adolf Hitler führte auS:

Meine deutsche Jugend! Ihr seid hier an dieser Stelle schon zum zweiten Male, um in einem neuen Deutschland den 1. Mai mit- zufeiern. Dieses neue Deutschland soll Erfül- lung bringen der Sehnsucht vieler deutscher Generationen. Ein Reich soll erstehen, starl und kraftvoll. Seine Kraft und seine Stärke aber kann nur liegen in seinen Bürgern. Seine Bürger aber werden einst nur das sein, was sie zu sein vorher gelernt haben. Was wir vom kommenden Deutschland er- sehnen und erwarten, das müßt ihr, mein« Jungen und Mädchen, erfüllen. Wenn wir ein Deutschland der Kraft wollen, so müßi ihr einst kraftvoll sein. Wenn wir ein Deutschland der Ohre wieder gestalten wol- len, so müßt ihr einst die Träger dieser Ehr« sein. Wenn wir ein Deutschland der Ord- nung vor uns sehen wollen, müßt ihr di« Träger dieser Ordnung sein. Wenn wir wie- der ein Deutschland der Treue gewinnen wollen, müßt ihr selbst lernen, treu zu sein Kerne Tugend dieses Reiches, die nicht von euch selbst vorher geübt wird, keine Kraft, di« nicht in eurer Disziplin ihre Wurzel hat Ihr seid das Deutschland der Zukunft und wir wollen daher, daß ihr so seid, wie dieses Deutschland der Zukunft einst sein soll und sein muß.

Ihr müßt daher aber auck alles das der. meiden, was dem Deutschland der Vergan­genheit den Stempel des Unedlen aufprägte. Ihr müßt vor allem in eurer Jugend lernen, etwas zu vermeiden, dessen ihr euch im spä­teren Leben sonst nur noch schwer entwöh- nen könnt: Ihr müßt den Geist der großen Gemeinschaft, wie er euch in der Kindheit zu eigen ist, Pflegen, müßt ihn niemals von euch lassen, auf daß ihr einst als Erwachsene nicht wie in den Zeiten der Vergangenheit in Klassen, in Stände usw. auseinanderfällt, sondern einst in der Zukunft im großen das

seid, was ihr im kleinen in eurer Jugend wart: eine Gemeinschaft deutscher Menschen. Die deutsche Volksgemeinschaft, sie beruht auf euch. Ihr seid dereinst ihre Träger und ihr müßt in der Jugend lernen diese Träger zu sein.

So wollen wir, die deutsche Jugend mit dem Blick auf unser deutsches Reich und unser deutsches Volk ihm unser Heil zu- rufen, der für uns drei Generationen ver­körpert und in dem wir ein Zeichen der ewigen Lebenskraft des deutschen Volkes er­blicken. Das deutsche Volk, das deutsche Reich und unser Reichspräsident Generalfeldmar­schall von Hindenburg Heil. Heil. Heil.

Vor Ankunft des Führers hatte Ncichs- minister Dr. G o e b b c l s die Jugend begrüßt. Er sagte in seiner Ansprache: Das deut­sche Volk stiert heute am 1. Mai den Natio­nalfeiertag. An diesem Tage marschiert zu­erst die deutsche Jugend, denn sie ist unseres Volkes Hoffnung und Zukunft. Ein ganzes Volk schließt sich in nie gesehener Einheit und Geschlossenheit zusammen.

Da will und kann die deutsche Jugend nicht abseits stehen. Im Gegenteil, sie ist da­zu auserwählt, die Feier des 1. Mai einzu­leiten. Darum bekennt sich in dieser ernsten Stunde des Nationalfeiertages unseres Vol­kes die Jugend in Stadt und Land zum Reich, zum Nationalsozialismus, zum Füh- rer und Gestalter von Idee, Bewegung und Staat. Darum, ihr Jungens und Mädels hebt hoch die Fahnen und die Wimpel, hebt hoch die Herzen und die Hände! In Treue vereint Hoch und Niedrig und Arm und Reich, marschiert hinter dem Führer in eine bessere deutsche Zukunft hinein.

Alle zusammen aber vereinigen wir uns in dem Gruß an den Schirmer und an den Führer des Reiches, heben die Fahnen, Wim­pel und Hände und rufen: Unser Reichs­präsident, der Generalfeldmarschall von Hin­denburg, unser Führer, des Volkes Kanzler, Adolf Hitler, Sieg-Heil, Sieg-Heil, Sieg-Heil!

Begeistert klang das Horst-Wessel-Lied aus hunderttausend Kehlen.

Wir sind uns alle über eines im klaren: Ter Lebensstandard unseres Volkes ist nicht zu halten auf dem Wegb einer Bürokratisie­rung unseres gesamten wirtschaftlichen Lebens. Nur wenn es uns gelingt, die emi­nenten schöpferischen persönlichen Werte aller zum Einsaß zu bringen und ausleben zu lassen, wird tue Gesamtsumme bei unserer Nation nützlich zur Auswirkung kommen.

Rur soll der Staat dabel Mt -es elnea Senn ober -es an-ern Knecht seln

Die Autorität der Führung der Nation steht als Souveränität über jedem. Sie muß da­her jedem Volksgenossen gegenüber, sei er, wer er wolle, die Interessen der Gesamtheit wahrnehmen und dann ihre Respektierung durchsetzen. Sie kann vor sich nicht bevorrech­tete Stände und Klassen anerkennen, sondern die gegebene Fähigkeit, das gegebene Können der einzelnen Menschen und muß daraus er­messen die gegenseitig entspringenden und für die Gesamtheit nötigen Pflichten. Nur in dieser über den einzelnen Kontrahenten des wirtschaftlichen Lebens gehaltenen Stel­lung der Führung der Nation kann die Quelle jenes Vertrauens liegen, das eine der wesentlichsten Voraussetzungen des wirt­schaftlichen Gelingens des Wiederaufbaues ist.

Wir sind auch nicht bereit, dieses Ver­trauen von jenen böswilligen Elementen! zerstören zu lassen, die glauben, daß Kritik an sich ein lebenswichtiger Beruf sei. (Leb-' hafte Beifallsrufe.) Wer glaubt, in der Kritik an sich einen moralischen Zweck entdeckt zu haben, ist für uns unerträglich. Wir lehnen es ab, daß ein Teil der Nation die Arbeit zu leisten hat und ein anderer zur Seite steht und die Wichtigkeit seiner Existenz aus­schließlich zu beweisen versucht durch das Aufspüren von Kritikmöglichkeiten an den Leistungen der wirklich Schaffenden. Nur der ist zur Kritik berechtigt, der eine Aufgabe besser lösen kann. (Begeisterte Zurufe.)

Es wird heute vielleicht mancher Arbeit­geber und Unternehmer nicht verstehen wol­len, wieso wir diesen 1. Mai zum Feiertag proklamieren, der von den Arbeitgebern be­zahlt werden muß. Ich möchte ihnen hier die tzötige Aufklärung geben:

Die deutsche Wirtschaft hat früher mit Hunderten von Millionen Mark jährlich den Streit und Hader der Organisatio­nen untereinander bezahlt, die Arbeit­nehmer und Arbeitgeber zerrissen und in zwei feindliche Streiter verwandelt hatten (Beifall). Der gesamte Verlust an Nationalvermögen durch Streik und Aussperrung war ein gewaltiger. Der nationalsozialistische Staat hat diese primitiven und sinnlosen Methoden des Ausgleichs der wirtschaftlichen Interessen beseitigt.

Die Ersparnisse, die der Wirtschaft da- Hurch zugute kommen, sind außerordentliche, ks ist nur ein ganz kleines Opfer, wenn da- Är die Unternehmer ihren Mitarbeitern den >k!ag vergüten, der Symbol sein soll für die Verbindung und für die Herstellung einer wahren Volksgemeinschaft (lang andauern­der, immer neu aufflammender Beifall). Wir haben in diesem letzten Jahr begonnen, diese Volksgemeinschaft aber nicht nur theoretisch einzuleiten, sondern uns bemüht, ihr auch die praktischen Voraussetzungen zu sichern. Denn es genügt noch nicht, die Arbeitslosig­keit als solche zu überwinden, neue Arbeiter auszubilden, sondern es ist notwendig, das Wesen der neuen Auffassung über die Arbeit den Millionen unserer Volksgenossen all­mählich klar zu machen. Die nationalsozia­

listische Partei hat vor über einem Jahr in Deutschland gesiegt. Alle Macht und Gewalt im Staate befinden sich in den Händen die­ser Organisation. Millionen von Menschen haben sich ihr freiwillig unterstellt und Mil­lionen andere gleichgeschaltet. Allein nicht alle sind damit Nationalsozialisten geworden. Der Sinn der nationalsozialistischen Idee, über Stände. Berufe, Klassen, Konfessionen hinweg eine Volksgemeinschaft herzustellen, wird nicht erfüllt durch die nur äußere Stel­lung bei einer Partei. Parteigenosse kann man durch Einschreiben werden,

RatlonaWtallst jedoch nur durch eine M. stelluns des Sinnes, nach einem eindring, lichen Appell an das eigene Serz

(Lebhafter Beifall). Die Organisation unserer Bewegung ist eine formale Erscheinung, auch wenn sie noch so genial und an sich richtig ist. Den inneren Wert geben ihr erst die Menschen, die ihrem Sinne entsprechend die Idee lebendig verkörpern. Es ist die Ausgabe der nationalsozialistischen Revolution, den Millionen unserer Volksgenossen die Grund­bedingungen klarzumachen, auf denen das Leben aller beruht. Was dem einzelnen die Natur gegeben hat, muß er als Beitrag wieder abstatten seinem Volk. Es kann nur ein Recht in dieser Gemeinschaft geben, das

erwächst aus der Erfüllung der zugewiesenen eigenen höchsten Pflicht.

Es ist kein Zufall, daß die Parteien des Klassenkampfes und der Klassenspaltung einst am schärfsten die Arbeitsdienst- Pflicht bekämpften. Sie lebten vom Zer­fall der Nation und wollten daher die Be­endigung des deutschen Zwiespalts nicht.

So logen sie den Massen vor, daß der Ar­beitsdienst nur dazu bestimmt sei, dem Arbeiter Arbeit wegzunehmen. Sie hatten allerdings keinen Arbeitsdienst, dafür aber 6 Millionen Erwerbslose. Wir haben den Arbeitsdienst eingeführt, und die Zahl der Erwerbslosen um mehr als die Hälfte gesenkt. Wir wollen aber den Arbeitsdienst nicht etwa, um dem Arbeiter einen Platz wegzunehmen, denn dies ist ange­sichts der Zahl der erwerbstätigen Menschen und der im Arbeitsdienst Befindlichen un­sinnig. Nein! Wir wollten den Arbeitsdienst, um jeden jungen Deutschen einmal zu zwingen, durch seiner Hände Arbeit beizutragen am Auf­bau seines Volkes (wiederholte Zustimmung). Wir wollten vor allem aber die Deutschen aus Lebensstellungen, die keine körperliche Arbeit leisten, zwingen, die körperliche Arbeit kennen­zulernen, um damit das Verständnis zu finden für jene Volksgenossen, die auf dem Acker oder irgendwo in der Fabrik oder Werkstatt stehen. Wir wollten ihnen sinnfällig den Hockmut ab-

gewöhnen, mit dem leider soHele Jntekk^tuelk« auf die Handarbeit herabseben zu müssen glauben, und wir wollen allerdings umgekehrt bei ihnen auch das Selbstvertrauen stärken durch das Bewußtsein, ebenfalls körperliche Arbeit leisten zu können. Darüber hinaus aber wollen wir dadurch zur Verständigung der einzelnen Klassen beitragen, um das Band der Volksgemeinschaft zu verstärken. Der nationalsozialistische Staat ist entschlossen, die neue deutsche Volksgemeinschaft zu bilden. Er wird dieses Ziel nie aus den Augen verlieren und wird es, wenn auch langsam, so doch sicher erreichen. Die gigantischen Organisationen unserer Bewegung, ihre politischen Einrich- tungen, sowohl wie die Organisationen der SA. und SS., der Aufbau unserer Arbeits­front genau so wie die Staatsorganisationen unseres Heeres, sie sind nationale und gesell- schaftliche Schmelztiegel, in denen doch allmäh- lich ein neuer deutscher Mensch herangebildet wird. (Wiederholte brausende Zustimmungs­kundgebungen.)

Und was uns mit der heutigen Generation nicht gelingt, werden wir mit der kommenden vollenden. Denn genau so zäh wie wir um den erwachsenen Manu und die erwachsene Frau kämpften und kämpfen, ringen wir um die deutsche Jugend. Und sie wachst in einer an­deren Welt heran und wird erst recht mithel­fen, einst eine andere Welt zu bilden. In unserer nationalsozialistischen Jugendorgani­sation schaffen wir die Schule für die Erziehung des Menschen eines neuen deutschen Reiches,

Gläubigen Herzens und starken Sinnes soll

diese Jugend einst ein besseres Glied der

Geschlechterkette unseres Volkes sein, als

wir es selbst waren und heute vielleicht sein können.

Der Nationalfesttag des 1. Mai, den wir heute in ganz Deutschland feiern, hat in diesem Programm der Neubildung unseres Volkes aber eine besondere und gewaltige Bedeutung. Wir alle reden von der mensch­lichen Kultur und den persönlichen Leistun­gen, aber nur die wenigsten sehen darin das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit von Geist und körperlicher Kraft. '

Und so sind wir an diesem Tag nicht nur zur Feier der deutschen Arbeit, sondern da­mit auch eines neuen deutschen Menschen zusammengetrcten. Wir wollen, wenn schon ein ganzes Jahr in tausend Ankündigungen, in Presseartikeln und Reden der geistige Arbeiter gepriesen wird, an diesem Tag den Ruhm jener Millionenarmee mitfeiern, die als unbekannte und namenlose Soldaten der Arbeit im Schweiße ihres Angesichts mit­helfen in Stadt und Land, aus dem Acker, in der Fabrik und in der Werkstatt die Güter zu schaffen, die unser Volk mit Recht in die Reihe der Kulturnationen der Welt hineinheben und in Ehren bestehen lassen. Und es ist deshalb auch unser Wille, daß an diesem Tage sür alle Zukunft das ganze deutsche Volk sich auf seine Gemeinsamkeit besinnt und über alle sonstigen Zwistigkeiten hinweg immer wieder erneut die Hände in innerer Erkenntnis zum gemeinsamen Bunde reicht, den wir Deutsche Volksgemeinschaft nennen. Wir wollen aber diesen Tag auch nicht vorübergehen lassen, ohne erneut in voller Einmütigkeit vor der ganzen Welt das gemeinsame Lebensrecht von Volk und Reich zu vertreten. Das deutsche Volk hat, angefan-i gen von seinem ehrwürdigen Reichspräsidenten bis zu jedem Arbeiter und jedem Bauern, nur einen einzigen Wunsch, durch seine Arbeit nach seinem Willen glücklich und glückselig zu wer­den. Es kennt keine Rache und wünscht keine Eroberungen. Es möchte jedem Volk die Hand zur Verständigung und

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Sie sagte leise:Ich danke Ihnen, Karl", und ließ den Diener stehen, der ihr ängstlich nachsah und seine geschwätzige Zunge ver­wünschte. Aber er hatte selbst eine Mordswut auf die Hausdame und gönnte ihr einen or­dentlichen Rüffel. Wenn es ihm nur nicht um die gute Stellung gewesen wäre, hätte er ja sofort gesprochen. Jedenfalls hatte er jetzt sein Gewissen erleichtert.

Angela klopfte an Herrn von Schenks Tür. Er ordnete gerade seine unterwegs gekauften Bücher ein. Er blickte die Eintretende betrof­fen an. Die wunderschönen Augen sprühten förmlich Funken, und die Hände waren ver­krampft vor Erbitterung.

Sie schleuderte ohne Vorrede alles heraus, was sie eben von dem Diener gehört und schloß zitternd:Ich kann mit der Frau nicht mehr zusammenleben, ich kann sie nicht mehr sehen, Papa! Laß mich hier fort! Wenn ich auch nicht viel kann, irgendwie werde ich mir vielleicht mein Brot verdienen; ich habe doch Nun schon ein bißchen gelernt. Ich will lieber woanders trockenes Brot essen, als noch ein­mal mit der Frau zusammen am Tisch sitzen. Ich kann es nicht, kann es nicht."

Warum willst du denn aber gehen, Kind? Wenn schon eines von euch beiden das Feld räumen muß. ist's doch besser, Fräulein Iütt- ner aebt."

Sie ist schon ältlich und findet wohl so leicht kein Unterkommen mehr. Ich möchte nicht, daß sie in Not käme", war ihre Antwort.

Mädelchen, dein Empfinden ist allerdings richtig, aber glaubst du denn .ich könnte Fräu­lein Iüttner noch ansehen, wenn sie dich zum Hause hinausgegrault hätte. Du bleibst hier! Du kennst unser Abkommen: Liebe um Liebe! Ich werde mit Fräulein Iüttner sprechen. Aber du darfst nicht dableiben es wickelt sich alles ruhiger ab ohne dich."

Angela ging zu Felizia Wartberg, erzählte ihr, was ihr der Diener verraten. Felizia war ebenfalls sehr empört über die Hausdame, ver­suchte jedoch, so gut sie konnte, das erregte Mädelchen zu beruhigen.

Ietta Iüttner aber stand schon in Herrn von Schenks Zimmer, suchte sich anfangs ge­gen die Anklage zu verteidigen, aber in die Enge getrieben, gab sie schließlich alles zu.

Sie erhielt sofort ihre Entlassung ,ein gu­tes Zeugnis und einen Jahresgehalt. Da sie sich im Hügelschloß schon ein anständiges Sümmchen zusammengespart hatte, ging sie mit hoch erhobenem Haupte aus dem Zimmer des Schloßherrn.

Am nächsten Tage übersiedelte sie zunächst zu ihrer Freundin, der Frau eines Getreide­händlers im Dorf«, wo sie ein paar Wochen bleiben wollte, und Felizia übernahm vorläu­fig zu ihren bisherigen Pflichen noch die Oberaufsicht über den Haushalt. Sie verfugte ja über viel Zeit, und es machte ihr Freude.

So traulich und schön war es im Hügel- schloß, und sie sann oft: Wie hatte nur ein Mädchen einen Mann wie Ehrfried von Schenk betrügen können? Das Unbegreiflichste war das.

Sie fühlte sich wohl und glücklich, wenn er in ihrer Nähe war. Sie hörte seine tiefe Stim­me gern und wußte, der nack außen lüo Ml

scheinende Mann konnte so warm und gütig blicken, daß man die Wärme und Güte bis ins Herz spürte.

Sie wollte sich nicht darüber klar werden und mußte es jetzt doch tun: Sie liebte Ehr­fried von Schenk, liebte den ernsten Mann. Sie empfand es mit pochenden Schläfen und jagender Glut auf den Wangen. Sie liebte Ehrfried von Schenk und staunte selbst dar­über. Sie fühlte, es war eine ganz andere Lie­be wie die damals für Kurt von Mersner. die wohl nur ln ihrer Einbildung existiert hatte, sonst wäre sie kaum so schnell gestorben.

Aber ihre Liebe zu Ehrfried von Schenk würde nie Erfüllung werden, nie! Und es war ja schon Glück genug, mit dem geliebten Manne unter einem Dache zu leben, ihn täg­lich zu sehen, täglich seine Stimme zu hören. Damit wollte sie sich zufrieden geben.

Jetzt, da sie auch die Leitung des Haushalts übernommen, mußte sie öfter mit ihm über alles Wichtige beraten, was mit dem Haushalt zusammenhing. Und als Angela eines Tages, gleich nach Tisch, zum ersten Male nach der Reise, zum Friedhof gegangen war, kam es zu der Aussprache, vor der sich Felizia immer ge­fürchtet. Die Aussprache, die seit Paris vor ihr gestanden, während der ganzen langen Reise.

Nachdem ein paar schwebende Haushalts­fragen rasch erledigt waren, bat Ehrfried von Schenk: .

Setzen Sie sich, Fräulein Wartberg, und verzeihen Sie, wenn ich jetzt eine Sache be­rühre, die Ihnen wahrscheinlich nicht ange­nehm ist. Mir ist sie ebensowenig angenehm, aber man muß darüber reden."

Felizia nahm Platz. Sie saß auf dem von Angela besonders bevorzugten Sessel aus Pur- pursamt. Für ihre zarte Haut und ihr Helles Haar konnte es kaum einen Hintergrund ge­ben. der ih-ar Schöndelt besser unterstübt batte.

!«ls das dunkelleuchtende Rot. Irgendwie em- ! Pfand das auch Ehrfried von Schenk, denn er dachte: Wie schade, daß Felizia Wartberg ein­mal die Küsse des Lumpen Mersner empfan- ' gen und erwidert hatte. Der Gedanke schien ihm häßlich.

Er begann, nachdem er sich ebenfalls ge­setzt:Sie wußten schon, ehe Ada von Mers­ner in das Pariser Hotel kam, daß es meine Schwester war, die Kurt von Mersner heira­tet. Sie mußten es wissen, denn Sie sahen ja in der Rumpelkammer seine Photographie» die ich vor Ihren Augen zerriß, während ich Ihnen dabei zugleich die Wahrheit verriet. Warum haben Sie mir damals nichts gesagt, daß dieser Mensch auch in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat?"

Seine Augen waren jetzt kühl und sein Ton ein wenig scharf. Felizia mußte das merken, und es tat ihr weh.

Sie antwortete nach kurzem Zögern: .Ich bekenne, es war vielleicht nicht recht von m«r gehandelt, aber ich war gerade dabei, den Er- lös für mein letztes Wertstück für den Lebens unterhalt aufzubrauchen, war ganz oerwrrn von der Sorge um die Zukunft, als ch

für Angela engagierten, Herr von Sckmk. ^ «NN 1 bierker. wurde dadurch wieder sor­genfrei. Als ich dann bald erkannte, daß Kurt von Mersner der Mann Ihrer Schwester war. fürchtete ich, Sie würden mich wieder fortschlr- ken wenn Sie die Wahrheit hörten. Ganz kleine, feige Angst um meine Existenz war es. Im Hügelschloß gefiel es mir von der ersten Stunde an. Angela gewann ich sieb auf den ersten Blick; ihre wundervollen Augen mit dein reinen, tiefen Blick ..."

Er unterbrach sie.Nicht war. Angelas Au- gen sind die schönsten, die es gibt? Ich haoe noch niemals ähnliche Augen gesehen

(Fortsetzung folgt.)