Absage sämtlicher

ln Tirol

Der Hauptvorstand des Tiroler Schiver­bandes hat mit Rücksicht auf die letzten gro­ßen Kundgebungen bei der Austragung der Tiroler Schimeisterschaften in Hall beschlossen, sämtliche in diesem Jahre noch vorgesehenen Schiwettbewcrbe einschließlich des Tiroler I u g e n d - S ch i t a g e s a b z u s a g e n.

Zu den Kundgebungen in Hall stellt der Verband fest, daß die bisher durchgeführten Veranstaltungen reibungslos abgewickelt werden konnten, und daß die Kundgebung in Hall nur durch das rigorose Ein­schreiten der bewaffneten Gen­darmerie hervorgerufen wurde.

Verhaftungen in Innsbruck

Aus Anlaß des Neichsgründungstages waren im Innsbrucker deutschen Konsulat am Südtiroler Platz, das die schwarz-wciß-rote und die Hakenkreuzslagge gehißt hatte, Empfangslisten aufge­legt, in die sich zahlreiche Personen eintru­gen. Gegen Mittag zog die Studentenschaft der Universität zum Südtiroler Platz, um sich ebenfalls in die Listen deS Konsulats einzu­tragen. Ehe jedoch der Platz erreicht werden konnte, verhinderte Polizei den Weitermarsch. Die Studenten sangen nun das LiedBur­schen heraus" und riefenHeil Hitler!" und .Oesterreich erwache!" Für die Polizei war Sas das Signal zu brutalstem Vorgehen mit ilankem Säbel und Gummiknüppel. Die Zusammenstöße, die manchmal gefährlichen Charakter annahmen, dauerten geraume Zeit. Zahlreiche Studenten wurden ver­haftet.

Die WeMrise der ParlucilimWiir

Stürmische Debatte in der französischen Kammer

Paris, 18. Jan. Die «ammer yai am Donnerstag nachmittag die Beratung des Haushaltes für 1934, und zwar mit dem Haushalt des Justizministeriums, be­gonnen. Außerdem hat der Justizminister die sofortige Aussprache über den von der Re­gierung vor einigen Tagen eingebrachten Gesetzentwurf verlangt, der allen denjenigen, die sich Verfehlungen zum Schaden der Spa­rer haben zuschulden kommen lassen, den Handel mit Wertpapieren verbietet.

Die Interpellation des rechtsgerichteten Abgeordneten Henriot über die gericht­liche Untersuchung des Falles Stavisky verursachte gleich zu Beginn einen wahren Sturm. Der Kammerpräsident hatte zeit­weise Mühe, die Ruhe wiederherzustellen. Es zeigt sich, daß diese Angelegenheit auch par­lamentarisch noch nicht begraben ist. In dem Geklapper der Pultdeckel, den Zwischenrufen und dem Klatschen der Abge- ordneten, mit dem sie ihre jeweils sprechen­den Gesinnungsgenossen zu unterstützen ver­suchten, verhallte ab und zu sogar die Glocke des Präsidenten. Es gab eine erregte Auseinandersetzung zwischen dem Interpellanten und dem Finanznunister. Immer wieder griffen einzelne Abgeordnete von ihren Bänken in die Ausführungen Hen- riots ein. Sachliche Angriffe wechselten mit persönlichen Seitenhieben. In dem Hin und Her zwischen Rechts und Links war minuten­lang kein Wort zu verstehen, so daß der Kammerpräsident schließlich die Sitzung ab­brach.

NeueAngriffegegenDeutschland

Ueberfall aus Sihirien-Expreb

4 Tote und 29 Verletzte

Vertrauensvotum für Ehautemps im Pariser Senat

Parts, 18. Zan. wer senai zepie am Donnerstag nachmittag seine außenpolitische Aussprache fort. Als erster sprach der radi- kal-sozialistische Senator La Brousse, der sich vor allem mit der angeblichen Auf­rüstung Deutschlands befaßte, die er als Gefahr für Europa darstellte (!).

Der radikal-sozialistische Senator Lafont glaubte, Zweifel an der Aufrichtigkeit Deutsch­lands äußern zu müssen. Er erinnerte, wie dies ja bereits verschiedentlich geschehen ist, an die Erinnerungen Stresemanns und be­hauptete, Deutschland habe sich seither nicht geändert. Er begrüßte schließlich die Rede Roosevelts, deren Bedeutung um so größer sei, als sie aus denlärmenden Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund" gefolgt sei.

Senator Lemery stellte die Behauptung auf, das Ergebnis der französischen Politik sei die Aufrüstung Deutschlands. Paul-Bon- conr habe vergessen zu erklären, was er eigentlich unterinternationaler Zusammen­arbeit" verstehe. Kontrolle. Sanktionen und Nichtangriffspakte, die nur Papiersetzen seien, wünsche Frankreich nicht.

Vertrauensvotum des Senates für Chautemps

Rahmen des Völkerbundes fortsetzt, um ihre internationalen Freundschaften z« stärken «nd ihre nationale Verteidigung zu sichern, sowie die Sicherheit Frankreichs zu befestigen.

Heze und Verlemd»»g

Im französischen Senat hielt General Bourgeois eine von Verleumdungen strotzende Hetzrede. Der General gab zunächst eine Schilderung derMobilmachungsmvg- lichkeitcn Deutschland". Er behauptete u. a., Einteilung und Aufbau der Reichswehr sei derart, daß sie bereits nicht mehr der im Fricdcnsvertrag vorgesehenen Armee ent­spreche. Es bestehe bereits ein Heereskom- mando. Die Reichswehr sei eine Führer- schule und bilde ein Nahmenheer, das man später durch ausgebilöete SS.- und SA.- Leute ausfüllen werde. Feldgraue Unifor­men zur Einkleidung der Mitglieder der politischen Verbände seien bereits in aus­reichender Menge vorhanden. Der Zweck die­ser unwahren Darstellung ergibt sich aus den Schlußworten des Generals. Er verlangte, daß Frankreich sich nicht zu einer Abrüstung größeren Umfanges Herveilaffen dürfe, son­dern seine Streitkräste im gegenwärtigen Umfang beibehalten müsse.

Charbin, 18. Jan. Banditen machten in Mandschukuo einen Ueberfall auf einen In westlicher Richtung fahrenden Expreßzug der Transsibirischen Bahn. Der Zug wurde von ihnen zum Entgleisen gebracht und geriet in Brand. Vier Perso­nen, nach einer anderen Meldung neun, fanden den Tod in den Flammen, 29 er­litten Verletzungen. Unter den Verletzten be­findet sich ein Deutscher, Herr Kra- n e r aus Tientsin, der einen Beinbruch erlitt, sowie der Vertreter der Pariser Zei- tungParis Midi", der ein Auge einbüßte. Die Wagen des Zuges wurden durch das Feuer vollständig zerstört, nur der Post­wagen blieb unbeschädigt.

Der Ueberfall hat in mandschurischen poli­tischen Kreisen größtes Aussehen erregt. Auf Veranlassung der mandschurischen Regierung soll der Bevollmächtigte des Auswärtigen Amts in Charbin dem deutschen Konsul sein Bedauern ausgesprochen und gleichzeitig be­tont haben, daß die mandschurische Negie­rung alle Maßnahmen treffen wird, um die Attentäter dieses bedauerlichen Zwischenfalls zur Verantwortung zu ziehen.

MOO Tole

beim indischen Erddeden

Der Senat hat gestern abend im Anschluß an eine Rede des Ministerpräsidenten Chau­temps der Regierung für ihre Außenpolitik mit 237 gegen 3 Stimmen das Vertrauen aus­gesprochen, und zwar durch Annahme einer von dem Vorsitzenden des Auswärtigen Aus­schusses, Verenger, eingebrachten Entschlie­ßung folgenden Wortlautes: Der Senat bleibt dem Völkerbundspakt «nd alle» ihm vorangegangencn Abkommen, insbesondere dem Locarnovertrag treu. Er erinnert an die heiligen Grundsätze dieser Pakte. Er vertraut der Regierung, daß sie das Friedenswerk im

Mtzttgelung

Wer IranzöWer Bemler

wegen nachlässiger Behandlung der Staviskh- Angelegenheit

Paris, 18. Jan. LautMatin" wird sich der Ministerrat am Montag mit den Maß­regeln beschäftigen, die gegen eine Reihe hoher Beamter wegen Nachlässigkeit bei Be­handlung der Stavisky-Angelegenbeit ergrif­fen werden sollen. Unter anderem soll gegen einen Staatsanwalt, gegen den Präfekten des Departements Untere Pyrenäen (Sitz Ba- yonne), gegen einen hohen Beamten des Han­delsministeriums. gegen einen Direktor des Arbeitsministeriums und gegen mehrere Be­amte der Polizeipräfektur und der Sicher­heitspolizei eingeschritten werden.

UmstmMsiich in PoriHlil Meliert

Lissabon, 18. Jan. Nach einer Havas-Mei- dnug aus Lissabon ist in der Nacht auf Don­nerstag eine kommunistische Um­sturzbewegung ausgedeckt worden. Die Regierung war schon seit mehreren Tagen davon unterrichtet, daß die kommu­nistischen Arbeitergewerkfchaften Donnerstag früh den Generalstreit ausrufen wollten.

Der »crWe Deutsche Grntz

Im Ncunkirchener Realgymnasium wurde eine Verfügung deS saarländischen Un- terrichtsministers verlesen, die folgenden Wortlaut hat:Der seit mehreren Monaten in der Anstalt eingeführte sogenannte (!) Deutsche Gruß zwischen den Lehrern unter sich sowie zwischen den Lehrern und Schülern ist unstatthaft. Wir machen es zur Pflicht, dafür zu sorgen, daß dieser Gruß künftig in der Anstalt nicht mehr getätigt wirb."

und hatte entsprechende Vorkehrungen ge­troffen. Eine Reihe verdächtiger Personen, die sich im Besitz von Revolvern und Bom­ben befanden, sind verhaftet worden. Sie sollen gestanden haben, der kommunistischen Partei anzugehören.

GPÜ. willel in WchruWud

Warschau, 18. Januar. Wie das national- demokratische BlattABC." aus gut unter­richteten weißrussischen Kreisen erfahren haben will, lvurden in der weißrussischen Sowjetrepublik zahlreiche weißrussische Kom­munisten verhaftet; unter anderem wurden führende Weißrussen festgenommen, die vor Jahren als Mitglieder der sogenannten Hromada in Wilna noch Abgeordnete zum polnischen Sejm gewesen waren. Vor welligen Jahren wurde diese weißrussische Hromada bekanntlich von den polnischen Be­hörden wegen kommunistischer Werbetätigkeit ausgelöst und deren Führer verhaftet. Die bedeutendsten von ihnen sind dann später noch nach Sowjetrußland geflüchtet. Von der GPU. werden die Verhafteten jetzt be­schuldigt, nationalistische gegenrevolutionäre Propaganda unter der weißrussischen Be- völkerung mit dem Ziele betrieben zu haben, die weißrussischen Gebiete von Sowjetruß­land loszulösen.

Kalkutta, 18. Jan. Das Erdbeben, das zu Beginn dieser Woche ganz Nordindien heim­gesucht hat, ist eine der größten Katastrophen in der indischen Geschichte. Obwohl bis zum Augenblick noch Einzelheiten und genaue Angaben über die Opfer des Erdbebens noch nicht vor­liegen, schätzt man bei den Be hör- den die Zahl der Toten auf etwa 1 0 0 0 0. Nach Augenzeugenberichten aus dem Katastrophengebiet, ist diese Zahl be­stimmt nicht zu hoch gegriffen.

Auf Grund von vorliegenden Berichten aus dem Randgebiet des Himalaja, wo das Erdbeben den größten Schaden anrichtete, und sämtliche Ortschaften in Schutt und Asche gelegt hat, geben die indischen Behör­den eine Schätzung an, wonach allein in Bettiah sich die Zahl der Toten auf über 1000 und in Darbhanga auf mehr als 300 beläuft. Bis zum Augenblick liegen keine Nachrichten vor, daß auch Europäer unter den Opfern zu beklagen sind. In amtlichen indischen Kreisen ist man der Meinung, daß es noch Wochen dauern wird, ehe Einzelheiten aus den betroffenen Gebieten, besonders aus den weiter abgelegenen, vor­liegen.

Ein schreckliches Ende nahm öer Versuch von 200 Chinesen, in einer Dschunke Singa- pore zu erreichen. Die Chinesen, die in ihrer Nußschale von dem südchinesischen Hafen Hai- nan aufgebrochen waren, gerieten auf der Fahrt nach Singapore in einen Sturm, so daß sie sich in den für ihre Zahl viel zu engen Räumen unter Deck zusammcnörängen muß­ten. Dabei wurden 28 Fahrgäste in einem kleinen Raum derart zusammengebrückt, daß sie erstickten.

*

Die chinesische Zentralregicrung gibt be­kannt, daß die beiden letzten Stützpunkte der Aufständischen in Fukien, die Städte Tschang- tau und Tschungtau von den mit Nanking verbündeten kantoncstschcn Truppen besetzt worden seien. Somit sei die Rebellion als völlig erledigt anzusehen.

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Unsinn", sagte er eifrig.Sie deckt nicht im entferntesten Ihre Schuldsumme . . ." Aus gesenkten Lidern beobachtete er das er­regte Gesicht der Frau.

Einen Weg gibt es allerdings", meinte er, und sah sie lauernd an.

Evelyn sah zurück. Sie erriet, was er wollte.

Nein, nein", sagte sie aufgeregt.Nein, Bergmann, das kann ich nicht. Ich soll mich wieder an ihren Geschäften beteiligen? Nein, das kann ich nicht."

Erregt stieß sie heraus:

Ich bin froh, daß ,ch von der furcht­baren Leidenschaft geheilt bin, denken Sie, ich wollte von neuem? Nein, nein!" Sie schrie es laut heraus.

Schreien Sie doch nicht so", herrschte der Mann sie an.Was will ich denn von Ihnen? Sie sollen doch selbst die Sache nicht nehmen! Im Gegenteil, es ist mir viel lieber. Sie behalten einen klaren Kopf, man ar­beitet dann ruhiger", fügte er noch hämisch hinzu.

Sie kennen genug Leute, die das Gift Ihnen für hohen Preis abkaufln . . . Also?"

Und wenn ich mich weigere?"

D» Augen deS Mannes zogen sich zu einem harten Spalt zusammen.

Dann würde ich diesen kleinen Schein gerichtlich einklagen . . . Nicht sehr ange- nehm, was?"

Evelyn zuckte zusammen. Ach, was blieb ihr schon übrig? Bei Bergmann saß sie so tief in Schulden! Und recht hatte er. Sie kannte genug Menschen, die das Rausch­gift zu hohen Preisen kaufen würden. Für beide bedeutete dieses Geld, und nochmals Geld! Was war schon dabei! Und in ein paar Wochen war ja alles vorbei! Sie würde Overberg heiraten und nichts mehr von diesen gefährlichen Dingen wissen."

Befriedigt betrachtete Bergmann das Ge­sicht der Frau, das deutlich ihre Empfin- düngen spiegelte.

Gut", sagte sie entschlossenAber ich verlange eine Frist. Ein Paar Wochen nur, nur ein paar Geschäfte! . . . Für den Schuldschein. Ich will mich Ihnen nicht für immer verpflichten ."

Gut", sagte Bergmann ruhig,einver­standen." Er setzte sich tiefer in den behag­lichen Sessel.

Mit gefurchter Stirn hörte Evelyn Ostin seinen Vorschlägen, Berechnungen und Rat­schlägen zu.

Die Höhe der Summe überraschte sie, die er ihr zubilligte. Sie überstieg die Schuld­summe bei weitem. Sie fühlte dunkel, daß Bergmann den Verdacht des Rauschgift­handels von sich ablenken wolle. Dunkel fühlte sie auch, daß sie sich in schwere Ge­fahr begab.

Aber sie schlug ein.

1 4. K a P i t e l

Rudolf Overberg hatte einen heißen Tag hinter sich.

Die Verhaftung des betrügerischen Be­amten, die Vernehmung, Protokolle, die Re­gelung der ganzen peinlichen Angelegenheit, schließlich die Neubesetzung der Stelle des verhafteten Leiters, für die er kurz entschlos­sen vorläufig den tüchtigen Revifionsbeam-

ten, der die Unterschlagungen aufgedeckt hatte, bestimmte . . . das alles hatte bis in den Spätnachmittag hinein gedauert.

Es war schon beinahe 6 Uhr, als er das kleine Bankgebüude verließ, um in dem ein­zigen gutenersten" Gasthof des Städtchens, in dem er auch seinen Wagen untergestellt hatte, Quartier für die Nacht zu beziehen.

Es war kalt und srostig. Der Schnee glitzerte und funkelte im Licht der matten, altmodischen Gaslampen, als sei er mit tau­send Diamantsplittern übersät. Still und verschlafen lag das kleine Städtchen da.

Er wandcrte durch enge, krumme Straßen und winklige Gäßchen, durch alte Stadttore und über krummgezogene alte Wälle. Dann stand er Plötzlich auf der Anhöhe der alten Stadtbefestigung, die wohl früher einmal zum Schutz gegen Feinde diente. Tief unten lag das Städtchen, eingebettet in sanftge- schwungene weißschimernde Berge, eingehüllt in dunkle Tannenwälder, die still und regungslos dastanden, als hielten auch sie vor der Schönheit des Wintertages den Atem an.

Overberg riß den großen, weichen Hut vom >pf und öffnete den schweren, pelzgesütter- , Mantel ein wenig.

Seine Gedanken flogen zu Erika. Er hatte . als er heute morgen angekommen war, ! erste gesehen. In der Tür zum Direk- nszimmer hatte er sie begrüßt. Tauschte sich, oder hatte in ihren Augen so etwas e grenzenlose Freude gestanden. Das male, überangestrengte Gesicht war rot ge- >rden, und die klaren, graugrünen Augen tten so seltsam feucht geschimmert.

Dann hatte sie die Tür geöffnet und war it ihm in das kleine, dunkle Direktions- iro gegangen, ganz ruhig, ganz sicher und Kio mit dem Revisionsbeamten

Bericht erstattet, hatte sich verabschiedet, war an den Abschluß ihrer statistischen Arbeiten gegangen.

Noch als er ging, hatte er den schmalen Kopf mit der braungolden schimmernden Haarflut tief über Tabellen und Zahlen ge­beugt gesehen. Sie sollte heimgehen und schlafen, hatte er ihr im Vorbeigehen gesagt. Er wüßte, sie habe die ganze Nacht gearbeitet. Sie hatte abwesend genickt. Ja gewiß, sie würde gleich gehen, nur noch hier erne Klei­nigkeit, dann sei sie fertig und könne am nächsten Tag die Revisionsreise beenden und nach Berlin zurückkehren.

Tapfere, kleine Frau . . . dachte der ein­same Mann, lieber, guter Wegkamerad. Wer sie halten könnte, diese kleine, festzufassende weiße Hand. Er dachte an Evelyns Hände» schmale, überzüchtete Weiberhände mit lan­gen, roten, krallenspitzen Nägeln.

Evelyn . . . sein Blick versinsterte sich. Aergerlich stieß er mit dem Fuß ein Stuck Holz, das im Wege lag beiseite. Eme dunkle» lähmende Traurigkeit überkam l^- Dann wandte er sich energisch um und schritt dem Städtchen zu.

Die goldene Sonne" lag in der Nähe deS Bahnhofes. Der kleine» uralte Gasthof mit seinen funkelnden Butzenscheiben, dem alten Fachwerk, grünen Blumen an den Fenstern^ und bunten Sprüchen an den farbig bemal­ten Hausbalken sah aus, als ob er aus dem Mittelalter übrig geblieben wäre. Overberg trat in die verräucherte Gaststube ein. Be­haglich war es hier nickt. Ein dicker Qualm von Tabakrauch und dampfenden Punsch­gläsern schwebte in dem niedrigen Raum, an den buntgedeckten Tischen saßen Bürger und kleine Kaufleute» die den Gast miß­trauisch und neugierig betrachteten.

Lortlebuna folat.