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Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt der Vorsitzende unter kurzem Hinweis auf die allgemeine wirtschaftliche Lage einen gedrängten Ueberblick über die Verwaltung der Amts­körperschaft seit der letzten Amtsversammlung. Er erinnert eingangs insbesondere an den leider auch im abgelaufenen Jahr auf uns verbliebenen harten Steuerdruck, sowie an die wirtschaft­liche Aussaugung und Niederhaltung unseres ganzen Vaterlandes und stellt fest, daß trotz der erfreulichen Tatsache eines endlich geräumten Rheinlandes kein Anlatz zu Jubel vorhanden sei, wenn man daran denke, welche Lasten derNeue Plan" nicht nur uns, sondern auch noch unseren Kindern und Enkeln auferlege. Gerade auch unser hauptsächlich auf Landwirtschaft und Gewerbe aufgebauter Bezirk verspüre die allgemeine äutzerst schwere Wirtschaftskrise, dies dazu noch besonders wegen des Rückgangs der Holzpreise, der sich verheerend für alle beteiligten Kreise, nicht zuletzt für die Bezirksgemeinden selbst auswirke. Besonders lähmend sei die erschreckend hohe Arbeitslosigkeit, die zwar ein Weltproblem bilde, aber gerade Deutsch­land mit seiner Vorzugsbelastung durch den verlorenen Krieg schwer bedrücke; auch im Arbeitsamtsbezirk Nagold sei die Arbeitslosenziffer überraschend hoch gestiegen; sie be­trage jetzt das Vierfache gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahrs. Für so manche Wünsche kultureller Art, so manche fllrsorgerische Maßnahme, nicht zuletzt auch für einzelne Be- amtcnwünsche verlange die Not der Zeit, die uns in eine Zwangsjacke gebracht habe, gebieterisch Zurückhaltung. Nachdem der Vorsitzende kurz auch den immer noch schleppenden Gang der Steuer- und Umlagelieferungen an die Oberamtspflege und die sich gut bewährte Erhebung von Verzugszinsen gestreift hat, berichtet er über das Vetriebsergebnis unseres z. Zt. mit durchschnitt­lich 60 Betten belegten Bezirkskrankenhauses. Zins und Tilgung aus der Bauschuld seien zwar noch aus Mitteln der Oberamtspflege selbst aufzubringen, es dürfe jedoch gehofft werden, daß auch diese Ausgaben allmählich aus den Betriebseinnahmen gedeckt werden können; die Absicht der Unterbringung einer Krankenpflegeschule des Herrenberger Schwesternverbandes habe sich lei­der nicht verwirklichen lassen; die Benützung des Krankenkraftwagens sei leider ungünstig beein­flußt durch die Tatsache, daß die Allg. Ortskrankenkasse Nagold dazu übergegangen sei, ihre Kas­senkranken im eigenen Kraftwagen zu befördern. Unter Vortrag einer Reihe von Zahlen zeigt der Vorsitzende hierauf ein Bild erfreulicher Aufwärtsentwicklung bei unserer Oberamtssparkasse; nach einem Hinweis auf die nunmehrige Einrichtung der öffentlichen Bausparkasse erwähnt er auch, daß das Aufwertungsgeschäft durchgeführt und ein ziemlich hoher Betrag in Form von Vor­schüssen an bedürftige Sparer ausbezahlt worden sei. Uebergehend zu den öffentlichen Fürsorge­einrichtungen der Ämtskörperschaft gibt der Vorsitzende Aufklärung über die in den letzten Jah­ren erforderlich gewesenen Zuschüsse zum Bezirkswohlfahrtsamt; er glaubt, daß jetzt die Grenze der Höchstbelastung erreicht sei und erinnert an die vielleicht doch einmal zu erreichende Zusam­menlegung dieses Amtes mit der Oberamtspflege. Nachdem er weiter auf die Tätigkeit des Ju­gendamts mit seiner Kleinarbeit oft ungutester Art und dem Wirken der Fürsorgerin hingewie­sen hatte, kommt der Vorsitzende auch auf die besondere Verbundenheit mit der Stadtgemeinde Wildberg zu sprechen, die ja wie bekannt, auch seitens der Amtskörperschaft ein Notstandsdar- lchen erhalten hat; er gibt über die hieraus entstehende Jahresbelastung sowie über die Einnah­men aus dem zugestandenen außerordentlichen Holzhieb Aufschluß und wünscht, daß das Sana­torium Wildberg möglichst bald und günstig in private Hände übergehe, damit der Stadtge­meinde eine Gesundung ihrer Finanzen ermöglicht werde. Allen den Amtskörperschaftsbeamten, oie treu an ihrem Platze bei reibungsloser Abwicklung der Geschäfte mitgearbeitet haben, spricht der Vorsitzende den Dank der Amtskörperschaft ans. Er hebt weiter hervor, wie einmütig, streng sachlich und verbindlich auch im abgelaufenen Jahr die Beratungen im Bezirksrat durch­geführt worden seien. Schließlich macht der Vorsitzende noch auf das auch den Bezirk Nagold besonders berührende Gutachten des Sparkommissars über Aenderung unserer Bezirkseinteilung aufmerksam, und weist darauf hin, daß ja wie bekannt, bereits der Bezirksrat am 15. vorigen Monats einmütig gegen diesen Plan Stellung genommen habe; er halte die ganze Frage noch nicht für so dringlich, daß die Amtsversammlung jetzt schon sich mit ihr eingehend zu befassen habe, doch glaube er, feststellen zu können, daß die Amtsversammlung sich der bisher bekanntgege­benen Auffassung des Vezirksrats, der den Plan des Sparkommissars als unzweckmäßig ablehnt'Z, einmütig anschließt.

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LViedevbesetztirrg dev zweiten Veamtenstelle bei dev Sbevamtssvavkasse Liasold.

Seit Juli 1926, das heißt seit der Vorrückung des früheren Kassiers Ott zum Sparkas­senleiter, ist die Stelle des zweiten Beamten der Oberamtsfparkasse unbesetzt. Diese Lücke wurde seither durch anderweitige Geschäftseinteilung ausgefüllt. Mit Rücksicht auf die heutige Entwick­lung des Sparkassenbetriebs ist jedoch dieser Zustand auf die Dauer unhaltbar.

Der Bezirksrat hat daher am 30. Januar ds. Js. beschlossen, der Amtsversammlung die Wiederbesetzung der zweiten Beamtenstelle vorzuschlagen, von einem öffentlichen Bewerberaus- schreiben jedoch abgesehen. Beworben haben sich 2 Angestellte der Oberamtssparkasse selbst und zwar der 3. Beamte (Eegenrechner) Wilhelm Vulmer und der Hilfsarbeiter Alfred Steeb.

Die zu besetzende Beamtenstelle ist satzungsgemäß in die Besoldungsgruppe 7c eingereiht (neben dem jeweiligen Wohnungsgeld also in einen Jahresgrundgehalt von 2300 RM. Stufe 1 bis 5000 R-K Endstufe 10

Der Vorsitzende gibt die persönlichen Verhältnisse der beiden Bewerber und weiter bekannt, daß der Bezirksrat vorgeschlagen hat, die freie Stelle dem Bewerber Steeb zu übertragen.

Schultheiß Rentschle r-Walddorf macht darauf aufmerksam, daß bei der seinerzeitigen Be­setzung der Oberamtspflegerstelle und der Vorrückung des Kassiers Ott zum Sparkassenleiter

Vergl. den Sitzungsbericht in den beiden Bezirlsamtsblättern Nr. 115 vom 19. Mai 1930.