Die badische Herrschaft Altensteig und seine Vögte im 15. Jahrhundert Dietmar Waidelich, Karlsruhe Wenn der badische Markgraf Ernst Friedrich damals im Jahre 1603 nicht wegen drückender Finanznot Altensteig und Liebenzell in einem Tauschgeschäft mit Württemberg für fast eine halbe Million Gulden abgetreten hätte,l wäre Altensteig unter badischer Flagge in die Neuzeit gestartet. Nicht nur das, wahrscheinlich wäre Altensteig mit seinen Amtsorten sogar bis ins 20. Jahrhundert badisch geblieben. Die gleiche Ver­mutung gilt auch für das Liebenzeller Amt. So wurde jedoch das badische Ausgreifen vom Ost­rand des Schwarzwalds wieder zurückgedrängt und im Nachhinein konnte der Schwarzwald­kamm rhetorisch als ,,natürliche Ostgrenze" det badischen Markgrafen dargestellt werden. Der Großteil des südlichen Calwer Kreisgebiets, der im ausgehenden 13. Jahrhundert nahezu ein­heitlich den Grafen von Hohenberg unterstand, fand sich so im 17. Jahrhundert komplett vereint im württembergischen Herzogtum wieder, doch verlief der historische Weg unterschiedlich. Während Nagold 1363 direkt an Württemberg kam, machte das Wildberger Amt mit dem wich­tigen Bergwerkstädtchen Neubulach durch seine Zugehörigkeit zt den Pfalzgrafen bei Rhein erst noch einen annähernd 80-jährigen Schlenker, bevor es dann 1440 ,,endlich" württembergisch wurde. Altensteig und seine annähernd 20 Amts­orte jedoch verweilten von 1398 bis 1604 im Besitz der badischen Markgrafen. Die historische Aufarbeitung dieser über 200 Jahre währenden badischen Epoche ist bisher etwas stiefmütterlich behandelt worden. Das liegt zum einen an dem mentalen ljmstand, dass schwäbisches Identitäts­denken badische Wurzeln nicht gerade mit der allergrößten Wissbegier verfolgen lässt, zum andern aber an dem schlichten praktischen lJmstand, dass sowohl badische Literatur als auch badische Akten im Karlsruher Generallandesarchiv bisher nur wenig zur Klärung Altensteiger Vorgänge herangezogen wurden. Letzteres ist verständlich, aber auch misslich;verständlich, da es in Karlsruhe keinen eigenständigen Altensteiger Aktenbe­stand mehr gibt, und misslich, da es natürlich dort dennoch eine Vielzahl von fiir Altensteig relevan­ten Archivalien aufzustöbern gilt, allerdings in unangenehm forschungsintensiver,,Streulage". Diesen Missstand bei der Erforschung Alten­steigs in seiner spätmittelalterlichen badischen Zeit erfahrt man, wenn man beispielsweise nach den Geschehnissen während der Bauernrevoluti­on oder während der Reformation forscht,zrmal hier die badische Quellenlage viel dünner ist. Dies gilt aber auch für die badische Verwaltungs­geschichte Altensteigs. Für das gesamte 15. Jahr­hundert sind bislang aus schriftlichen Quellen nur wenige badische Vögte oder Amtmänner bekannt gewesen: 1398/1408 Wolf Maiser vom Berg,'1,420 Amtmann Seillos,' 1473174 Hans Pfuser (von Nordstetten)4, 147 5 Erhard Dornlinger' und dann natürlich der für die Altensteiger Geschichte so wichtige Wilhelm von Urbach6. Der Altensteiger Geschichtsforscher Friedrich Kühbauch führt noch unter dem Jahr 1437 Heinrich von Gültlin­gen auf.TVon den beiden letzteren Männern wird hier noch zu berichten sein. Abb. 1 Altensteiger Burg Eine weitere, äußerst eigentümliche Quelle für die badischen Amtmänner bietet das Altensteiger Alte Schloss mit seinem so ggnannten Ritter­saal, da hier in einer Fensternische zwölf Alten­steiger Vögte aufgelistet sind, darunter zwei aus dem 15. Jahrhundert; beide aus schriftlichen Ori­25