Hermann Scheurer, NagoldVor 50 Jahren: Die erste Wahl zur Kreisversammlung nachdem Krieg und deren erste SitzungDer demokratische Neuaufbau nach dem letzten Kriegbegann im französisch besetzten Gebiet Anfang 1946.Der Grundgedanke war dabei, diesen Prozeß von unten nach oben, das heißt,von den Gemeinden als denkleinsten politischen Einheiten über die Kreise bis zuden Ländern durchzuführen.Noch größere Einheiten,etwa für das gesamte Besatzungsgebiet, waren jedenfalls zu Anfang, von derfranzösischen Besatzungsmacht nicht vorgesehen.Nach der Teilung Württembergs in ein amerikanischesund ein französisches Besatzungsgebiet umfaßtedas letztere alle Kreise südlich der Autobahn Karlsruhe-Ulm, sowie Hohenzollernund den bayrischen KreisLindau mit einem Sonderstatus.Der erste Schritt in diesemProzeß war die Zulassungvon politischen Parteien. Eswaren dies die KPD, SPD,CDU und DVP(heute FDP).Die ersten Wahlen warendie Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im September 1946. Vier Wochenspäter folgten die Wahlen zuden Kreisversammlungenund im Mai 1947 die Landtagswahlen für ein neuesLand Württemberg-Hohenzollern.Die am 13.Oktober 1946gewählten Kreisversammlungen waren bis zu einemgewissen Grade eine Neuauflage der Amtsversammlungen der früheren württembergischen Oberämter.Sie hatten aber eine erheblich größere Bedeutung,weil aus der besonderenSituation der Nachkriegszeitheraus zusätzliche Aufgaben von ihnen zu erledigenbeziehungsweise mitzuerledigen waren, wie zum Beispiel der Wiederaufbau vonKriegszerstörungen, Maßnahmen zur Stabilisierungund Überwindung der kritischen Ernährungs- und Versorgungslage, etwas späterauch die Aufnahme und Eingliederung von Vertriebenenund so weiter. All dies solltein enger Zuammenarbeit mitdem Landrat und der Kreisverwaltung und natürlichunter strenger Kontrolle derBesatzungsmacht geschehen.Im einzelnen gehörte zu denAufgaben der Kreisversammlung:1. Die Aufstellung des Haushaltplanes, das heißt dieKontrolle über die Einnahmen und Ausgaben desKreises.2. Der Bau und die Unterhaltung von Nebenstraßen(Kreisstraßen).3. Die Verwaltung des Personalapparates des Kreises(Festlegung der Größe desBestandes, der Anstellungsverhältnisse und so weiter).4. Die Trinkwasserversorgung und die Ausführungund Kontrolle der dazu erforderlichen Arbeiten.5. Die Einrichtung und Unterhaltung von Krankenhäusern und anderen Fürsorgeeinrichtungen(Heil- undPflegeeinrichtungen, Altenheime für Bedürftige und soweiter).6. Einrichtung und Kontrollevon Kreisfachschulen undAbendkursen zur Berufsfortbildung.7. Andere Aufgaben, diedem Kreis kraft Gesetzeszustanden.Die Wahl am13.Oktober 1946Bei dieser ersten Wahl zurKreisversammlung warenim Kreis Calw 28 Vertreterder vier zugelassenen Parteien zu wählen. Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Gemeinderatswahlenwar nur Panaschieren, nichtaber Kumulieren erlaubt.Das Ergebnis sah folgendermaßen aus:Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 53 610. Die Wahlbeteiligung war mit 60,4%relativ niedrig gegenüber28