Hermann Scheurer, Nagold Die Hochwasserkatastrophe von 1851 im Nagoldtal. Die Überschwemmungskata­morgens 8 Uhr, wo es die Höhe goß, die zu einem wilden Strom strophe des Jahres 1851 nimmt vom Jahr 1824 um 1 1/2 bis 2 wuchs, so daß das Thal unter unter den zahlreichen Katastro­Fuß überragte. Wasser gesetzt, die Brücke im phen der letzten 200 Jahre in­Dorf, welche vor etwa 8 Jahren sofern eine Sonderstellung ein, Am meisten Verluste haben er­um 1 000 gl(Gulden) erbaut als es allen Berichten zufolge litten Müller Lehre bei der un­wurde, so beschädigte, daß sie wahrscheinlich die schlimmste teren Brücke, die Färber Maier dem Einsturz nahe ist. Eine Fa­aller dieser Katastrophen war und Heller, Calwer Bote Graf, milie mußte die Nacht in Le­und auch die erste, über die wir Müller Pfeifer, Schreiner Ren­bensgefahr hinbringen. Der le­genau informiert sind. Betrof­ner und Ziegler Rauser, der ei­dige Joh.Adam Bross, Weber fen waren weite Teile von Würt­nen frischen Brand Kalk im von hier, zeichnete sich hiebei temberg und Baden, mit am Ofen hatte. Das Wasser drang dadurch aus, daß er sich in Le­schlimmsten war es im Nagold­hinein und erstickte das Feuer, bensgefahr begab, um andere und Enztal. wodurch ungeheurer Rauch und zu schützen und größeren Scha­die gottlob irrige Meinung ent­den abzuwehren. In mehreren Im NagolderGesellschafter stand, der Kalk habe sich ent­Häusern stand das Wasser 6 vom 5.August findet sich dazu zündet und es drohe den Häu­Fuß hoch. der folgende Bericht über die sern neben der Wassers- auch Situation in Nagold: noch Feuersgefahr. Es wurde Stark betroffen waren auch Al­Sturm geläutet, die Feuersprit­tensteig und Ebhausen und die Jetzt erst kann man die bedeu­zen aufgefahren, man konnte in der Nähe sich befindenden tenden Verluste erkennen, wel­aber dieselben nicht an Ort und Floßbauwerke. Die Flößerei che das Hochgewitter sowie der Stelle bringen, weil das Wasser mußte über 2 Monate lang ein­seit 14 Tagen in Strömen her­jeden Zugang versperrte; es gestellt werden. abgefallene Regen bei uns in war gegen 6 Fuß hoch in die auf Von Wildberg wird berichtet: letzter Freitag Nacht anrichte­der Insel gelegenen Wohnhäu­ten. Die Verluste gehen ins Un­ser eingedrungen. Doch dürfen Wege und Brücken sind zer­geheure, welche durch Weg­wir Gott danken, daß wir kein risssen, besonders bei dem Ka­schwemmen von Lang- und Menschenleben zu beklagen meralamte Reuthin; die Kirch­Brennholz, durch Zerreisung haben wie unsere Nachbarstadt hofmauer ist eingestürzt, so daß der Mühl- und Wasserwerke etc Calw. die Grabdenkmale auf der entstanden sind. Landstraße liegen. Ein Fels­In den folgenden Tagen trafen block von ungeheurer Wucht hat Der Andrang des Wassers kam auch aus anderen betroffenen sich losgemacht und in seinem nachts 12 Uhr, so plötzlich, daß Orten entsprechende Nachrich­Sturz zwischen 2 Häuser einge­der erfolgte Hilferuf umsonst ten ein. klemmt, die ganz verschoben war, jede Hilfe war vergeblich. So wurde aus Beihingen be­sind, andere Felsblöcke drohen Die Bewohner des Inseltheils richtet: nachzufolgen. Auch hier mußte konnten nur zum Theil sich ret­das Vieh gerettet werden, was ten, viele mußten in Todesangst In der verflossenen Nacht ent­nur zum Theil gelang; mehrere in ihren Häusern dem tobenden lud sich hier ein Hochgewitter Stücke ertranken. Elemente ruhig zusehen. Das wie noch nie seit Menschenge­Vieh konnte nur mit großer Noth denken, durch welches an We­Die Brücke über den Schwar­in die oberen Stockwerke und gen, Brücken, Wiesen und Äk­zenbach zwischen Effringen unter Dach geflüchtet werden. kern großer Schaden angerich­und Rotfelden wurdezerriss­Von Minute zu Minute stieg das tet wurde. Durch das Dorf bil­sen, ebenso war der Weg zwi­Wasser, das alle möglichen Ge­dete sich ein reißender Strom, schen Calw und Wildberg infol­genstände mit sich führte, bis welcher sich in die Waldach er­ge eingestürzter Brücke bei 28