Friedrich Roller, Gechingen Die Gechinger Martinskirche Geschichte und Geschichten über Kirche, Turm, Uhr, Glocken und Orgel Die ältere Baugeschichte Die erste Kirche oder Kapelle in Gechingen stand vermutlich auf demKäppelesberg, dort wurden auch alemannische Gräber gefunden. Mit der Er­oberung des Gäus durch die Franken in der Zeit von 630 ­800 hielt auch in Gechingen das Christentum Einzug und überall entstanden Kirchen und Kapellen. Das besetzte Land wurde in Bistümer eingeteilt, Gechingen gehörte zum Bis­tum Speyer. Stammheim war wahrscheinlich die Urpfarrei, von der aus Althengstett und Gechingen christianisiert wur­den. Deufringen mit einer St. Veltskapelle war Filial von Gechingen. Nach den ältesten Unterlagen war Gechingen mit Kapelle in Deufringen eine Plebania. Der Plebanus, Leut­priester, mußte sich mit dem Einkommen begnügen, das ihm die eigentlichen Besitzer der Pfarrei, Klöster oder Stifte auswarfen. Um das Jahr 1522, also in der vorreformatorischen Zeit, muß unser Gotteshaus einen Altar­schrein besessen haben. Einem Zufallshinweis verdanken wir die Nachricht über zwei ge­schnitzte Figuren des Schreins. Die erste Erwähnung der Fi­guren fanden wir in dem Buch von Julius Baum:Bildwerke des späten 15. und frühen 16.Jahrhunderts von 1917. Seit 1866 waren die Figuren im Gechingen um 1900 Besitz des Landesmuseums Stuttgart. Der Heilige Petrus befindet sich dort im Alten Schloß, während der Heilige Martin seit ca. 1956 im Hei­matmuseum in Sindelfingen steht. Auf der Grabplatte, die an der Wand am Aufgang zur Empo­re angebracht ist, steht: in hono-rem sancti martini erat dedicata illa ecclesia anno domini 148(letzte Zahl fehlt) bertholdus dieringer plebanus MG(Ma-gister?) heinricus Wieland lapicidarius.(Auf deutsch:Zu Ehren des Heili­gen Martin wurde diese Kirche geweiht im Jahre des Herrn 148 (letzte Zahl fehlt) Berthold Dieringer, Leutpriester, Hein­rich Wie-land, Steinhauer). Es wird angenommen, daß diese Jahreszahl 148(?) auch das Jahr der Einweihung der Kir­che ist. Von einem schweren Brand­unglück erzählt eine Inschrift am Kirchturm.Ao 1561 mense apri turris hec fulmine coeli de lapso tacta et usque ad imum scissa est et tandem 1568 anno reaedifficari cepta eodemque absoluta. Das heißt:Anno 1561 im Monat April ist dieser Turm durch ei­nen Blitz getroffen und bis zur Hälfte gespalten und end-lich im Jahre 1568 ist die im glei­chen Jahre begonnene Erneue­rung vollendet wor-den. Über dem südwestlichen Por­tal zum Kirchsaal befindet sich eine Rose aus rotem Sandstein mit der Jahreszahl 1743. Im Flek kenbuch von 1679- 1748 fand ich folgenden Eintrag: