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Zur Chronik von Schömberg.
Schömberg gehört wie alle Dörfer des Schwarzwaldes zu den Ansiedlungen aus späterer Zeit. Die ersten Dorfgründungen nach der Völkerwanderung beschränkten sich auf Gelände mit fruchtbarem, gelbem Boden. Der wenig ertragreiche rote Sandboden des Waldgebirges wurde damals noch nicht besiedelt. Erst im 11. Jahrhundert, als die Kaiser Konrad II. (1024—1036) und sein Sohn Heinrich III. (1036—1059) das Reichsgut ihren Verwaltungsbeamten, den Gaugrafen zu erbberechtigten Lehen gaben, zogen diese Grafen Ansiedler zu Dorfgründungen herbei, um ihren Besitz nutzbar zu machen. In unserer Gegend waren es die Grafen bon Calw und ihre Gründung das Kloster Hirsau. Schömberg wird zum ersten Mal im 12. Jahrhundert in dem Hirsauer Dotationsbuch genannt, als die Herzogin Uta (gest. 1196), geb. Gräfin voll Calw, das Kloster Hirsau damit beschenkte. Schömberg gehört dann später zu dem Amt Liebenzell und mit diesem zur Markgrafschaft Baden. 1603 kam das Amt Liebenzell durch Tausch an Württemberg und-seither ist Schömberg württembergisch. Schömberg war immer ein sehr armes Dorf, .es hatte 1758 nur 200 Einwohner. Die Kirche wurde 1832/33 vom Staat erbaut. Die alte Kirche, die sehr schlecht und baufällig war, stand gegenüber inmitten des Kirchhofs. Die Einwohner lebten von Ackerbau, Viehzucht und Holzhandel, und die meisten blieben trotz Fleiß in ärmlichen Verhältnissen, da der Sandboden nur mäßig fruchtbar ist. Ein Teil von ihnen fand als Holzmacher in den ausgedehnten Waldungen Beschäftigung.
Einen großen Aufschwung nahm Schömberg, als in den achtziger Jahren die erste Kuranstalt gegründet wurde. Seitdem gedieh der Ort und verschönerte sich zusehends. Bei der Gründung der ersten Luftkur- Anstalt spielte der Zufall eine Rolle. Der Begründer derselben, der Erfurter Kaufmann Hugo Römpler, hatte schon lange Jahre in der Schweiz und in südlichen Ländern Heilung von seinem Lungenleiden gesucht und die Erfahrung gemacht, daß die dort erzielten Erfolge in dem rauheren Klima seiner Heimat rasch wieder verloren gingen. In der Absicht, sich einmal in den heimischen Wäldern zu erholen, kam er 1884 zufällig nach Schömberg, wo es ihm so gut gefiel, daß er einige Monate im Pfarrhaus blieb. Dieser Aufenthalt hatte seinem Leiden Besserung gebracht, und der gute Erfolg veranlaßte ihn, auch anderen Erholungsbedürftigen den Ort zugänglich zu machen. Er erwarb den günstig gelegenen Gasthof zum Hirsch, ließ ihn zweckentsprechend umbauen und eröffnet« 1888 das „Luftkurhaus". Das neue Luftkurhaus erfreute sich guten Besuches, und da auch mit der Zeit Lungentuberkulöse hier Heilung suchten, stellte sich das Bedürfnis heraus, die Luftkuranstalt in eine ärztlich geleitete Heilanstalt für Tuberkulöse umzuwandeln. Nach eingehender "Prüfung der klimatischen Eigenschaften Schömbergs, die sehr günstig ausfiel, wurde das Luftkurhaus in das jetzige Sanatorium Schömberg umgewandelt. Erster Arzt war Dr. Baudach, welcher der Anstalt etwa zehn Jahre Vorstand. 1892 wurde sie wesentlich erweitert und in den Jahren 1898 und 1902 auf das Doppelte vergrößert und neuzeitlich eingerichtet. Von 1898—1918 leitete San.-Rat Or. Koch das Sanatorium. Jetziger leitender Arzt ist Or. Wälder.