Zur Chronik von Rotensol.

Unser Dörfchen liegt in einer schützenden Senke der nördlichsten Hochfläche des württembergischen Schwarzwaldes, ganz nahe an der badi­schen Grenze.

Die Grenze des Ortsgebietes verläuft im Süden am Dobclbach, folgt dann im Westen der Straße HerrenalbKarlsruhe bis zur badischen Grenze, steigt mit dieser gleichlaufend an den nördlichen Hängen des Muttertales in die Höhe und zieht sich dann zwischen Rotensol und Neu­satz im Osten über die Hochfläche wieder ins Dobeltal. Außer dem kleinen Dobclbach fließt kein Bächlein in unserer Markung.

Der Boden auf der Höhe ist nur wenig ertragsfähig. Nur eine magere Schicht ist den Felsen des Buntsandsteins übergelagert. Weizen gedeiht selten gut. Dagegen scheint sich die Kartoffel wohl zu fühlen. Außerdem werden Roggen, Gerste, Haber^Flachs, Reps und etwas Mohn angebaut.

Obstpflege und Bienenzucht sind in guten Jahren von Erfolg, sonst aber vielfach infolge der rauhen Witterung nicht gewinnbringend.

Der Hauptteil des Dorfes ist weggerückt von der einzigen Verkehrs- stratze, der Mönchsstraße, doch durch zwei Ortswege mit ihr verbunden. Im Ganzen sind es etwa 70 Wohngebäude, die meist am Ortsweg liegen. Dadurch erhält das Dorf eine langgestreckte Form. In der Mitte des Dorfes steht das im Jahr 1829 für 1800 Gulden erbaute Schul- und Rathaus, mit der Wohnung des Lehrers. ,

Die Bewohner gleichen ihrem Dörfchen und haben mit wenigen Ausnakmen knochige, sehnige Langform. Sie arbeiten im Wald und auf den Sägemühlen der Umgegend. Einzelne verdienen ihren Unterhalt in der Weberei in Frauenalb. Im Ort sind drei Wirtschaften, zwei Bäcker, zwei Schreiner, ein Metzger, mehrere Maurer und Zimmerleute und ein Gipser.

> Fast in allen Häusern betreibt man dann nebenher noch Landwirt­schaft, deren Ueberertrag (meist Milch, Butter und Eier) nach Herrenalb verkauft wird.

Die Bearbeitung des Bodens und die Versorgung des Viehes er­fordert hier einen ganz-außerordentlichen Fleiß in Kleinarbeit, den die Leute im Hinblick auf den Erlös gern aufbringen.

Neuerdings kehren im Sommer auch Kurgäste bei uns ein. Meist solche, die den lauten Betrieb des Kurorts nicht wollen sondern sich an einer guten Kost und der Waldluft freuen.

Das Dorf sucht seiner Jugend, die heute nicht mehr in. der Fremde ihr Glück suchen will wie früher, dadurch Wohngelegenheit zu schaffen, daß in vielen Häusern das Dach um Stockhöhe gehoben wird, wodurch sich langsam das Gesicht des Dörfleins nicht immer zum Vorteil wandelt.

Nur allmählich benützte das Dorf die Fortschritte der Technik. Im Jahr 1893 wurde die Wasserleitung gelegt. Mit dem Nachbarort Neusatz wurde im Dobeltal eine Pumpstation errichtet, die das Wasser selbst­tätig auf die Höhe pumpt. Erst 1920 folgte dann die Einrichtung des elektrischen Lichtes und im letzten Herbst erleichterte zum erstenmal eine elektrische Obstmühle und eine Dreschmaschine die Herbstarbeiten.

Straße Und Wege sind infolge des schlechten Gesteins in keinem guten Zustand.