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der nur eine kleine Sehöffnung hatte, einem Schild mit dem Wappen des Ritters, einem langen Speer mit hölzernem Schaft und einem langen Schwert, das eine kräftige Faust erforderte. Die Rüstung ge­stattete nur eine geringe Bewegungsfreiheit; einen längeren Weg in dieser Rüstung zu machen, war unmöglich. Bei einem Turnier kamen zuerst Einzelkämpfe, Tjost d. h. Zusammenstoß genannt; bei ihnen war es nicht darauf abgesehen, den Gegner zu werfen; man wollte nur die Kunst im Speerwurf zeigen, und so sprengten die Ritter auf ihren Pferden mit furchtbarer Wucht auseinander los; der Stotz mit dem Speer war stets hart und schmerzhaft. Bei dem Buhurt (von hurta hurt drauf los!) kam es darauf an, daß man hauptsächlich seine Reit­kunst zeigte; man stürmte auf einander und suchte unbeschädigt durch die Reihen der Ritter hindurchzukommen. Bei einem eigentlichen Turnier waren das aber nur die Vorkämpfe; hier kam es darauf an, möglichst viele Gegner kampfunfähig zu machen oder gefangen zu nehmen. Der gegenseitige Anprall war furchtbar; immer neue An­griffe wurden gemacht; es entstand ein betäubender Lärm; die Kampf­gruppen glichen oft einem wirren Knäuel; Hitze, Anstrengung, Auf­regung, Schmerzensschreie der Verwundeten, Rachgier, zuletzt trotz aller Kampfregeln alles wirr durcheinander das Spiel, wenn man es so nennen darf, endete mit einer allgemeinen Erschöpfung; auch Tote hat es häufig gegeben. Die Zuschauer, voran die Frauen der Ritter, beglückwünschten die Sieger. Die Gefangenen verloren ihre Waffenrüstung oder mutzten ein Lösegeld bezahlen.

Es waren grausame Spiele, aber für die Kriegführung jener Zeit unentbehrlich. Trotz aller Strapazen und Gefahren waren sie die Freude und der Stolz der Ritterschaft.

Die Grafen von Hohenberg als Herrscher in unserer Heimat

Die Geschichte unseres Bezirks ist mit der Grafschaft Hohenberg aufs engste verflochten. Noch weisen manche Bauten und Einrichtungen unter uns auf dieses mächtige Fürstengeschlecht zurück, das lange Zeit die Landesobrigkeit für unsere Heimat bildete.

Das Geschlecht der Grafen von Hohenberg nennt sich nach seinem Stammschloß auf dem Oberhohenberg bei Deilingen, OA. Spaich- ingen, den wir bei guter Fernsicht von Hohennagold aus sehen können. Dieses uralte Adelsgeschlecht war nahe verwandt mit dem Geschlecht der Zollern, deren Besitzungen in der Nähe lagen. Ihre ursprüng­liche Herrschaft hatten sie im alten Scherragau, d. h. Gau der Fels­zacken, in der Gegend von Spaichingen und an der oberen Donau. Sie erscheinen erstmals in der Geschichte um das Jahr 1170. Diese Grafen haben es besonders gut verstanden, durch Ausnützung der Um­stände und Heiraten ihren Besitz zu steigern, so daß sie bald zu den mächtigsten Grafen in Süddeutschland gehörten und ein Gebiet ihr eigen nennen konnten, das sich erstreckte von der oberen Donau und dem oberen Neckar bis in die Gegend von Tübingen, Herrenberg, Lalw, Dornstetten (Freudenstadt); dazu kam noch der umfangreiche