Klosters befanden und die Arbeit ihnen Zeit liest, auf den Ruf der Glocke in die Laienkirche zu kommen, um aus der Ferne den Gottesdienst der Mönche anzuhören und, so gut sie eben konnten, mitzumachen. Zu diesem Zweck wurden ihnen unter Abweichung von der Bestimmung, dast sie jeder aus Büchern geschöpften Bildung bar sein sollten, Paternoster, Credo, Gloria und Miserere beigebracht Nur an besonderen Festen und mit dem Tod fielen die Schranken, welche Mönche und Laienbrüder trennten. Wenn z. B. am Palmsonntag die Prozession den Kreuzgang durchwandelte, beschlossen die Laienbrüder den Zug, in gleicher Weise wie die Mönche Baumzweige in den Händen tragend. Wenn am Gründonnerstag im Kreuzgang die feierliche Fustwaschung stattfand, waren unter denen, an welchen der Abt die heilige Handlung vornahm, auch etliche Laienbrüder. Am Karfreitag beteiligten sie sich neben den Mönchen an der Anbetung des Kreuzes. Beim Begräbnis wurden ihnen dieselben hohen kirchlichen Ehren erwiesen

wie jenen").

VII. Ein Bischofsgrab.

Im Jahr 1903 ist bei der Erneuerung der Kirche zu Herrenalb unter dem Boden des Chors ein Steinsarg gefunden worden. Darin lag ein Skelett. Der Deckstein des Sarges, der in der Kirche aufgestellt wurde, gibt Aus­kunft über den Toten, welcher unter ihm ruhte.

Er zeigt in Umrissen vorgotischen Stils die Figur eines Bischofs in vollem Ornat, umrahmt von einer lateinischen Inschrift, die überseht lautet: Am 1. Juli im Jahr nach der Menschwerdung des Herrn 1245 starb der gütige Herr glücklichen Andenkens Konrad von Eberstein, Bischof von Speyer V?°).

Dieser Speyrer Bischof, Konrad V., war ein Bruder jenes Grafen Otto I. von Eberstein, der 1279 im Alter von 109 Jahren verstorben ist, ein Enkel des Stifters von Herrenalb. Als Mitglied der Stifterfamilie hatte Bischof Konrad ein Anrecht auf ein Grab im Chor der Klosterkirche^).

Ob mit dieser Grabstätte des Speyrer Bischofs nicht

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